Hoppla!
Mit dem letzten Beitrag scheine ich wirklich einen Nerv getroffen zu haben, denn ich bekomme selten so viel Zuspruch.

Gestern traf ich zufällig jemand hier in der Hauptstadt der das Posting ebenfalls gelesen hat und mich in ein Gespräch über Schuld und Fehler verwickeln wollte.
Sorry aber das ist nicht das was ich damit bezwecken wollte. Klar, man könnte die ganze Lage in die Richtung hin analysieren. Doch es würde höchstens denen Genugtuung bringen, deren Horizont nicht weiter als zur eigenen Nasenspitze reicht und damit ist niemandem gedient!

Ich habe mir die Frage mal selbst gestellt. Was müsste in meiner alten Heimat passieren, damit es wieder bergauf geht?

Ich glaube dass jemand der einen Blick von außen hat, eine Situation anders beurteilen kann als die Einheimischen selbst. Und meiner Meinung nach muss man genau dort ansetzen. Man muss sich Hilfe von außen holen. Ich vergleiche es bisweilen mit einem Film oder einem Theaterstück. Ein Schauspieler kann sich nur schwerlich selbst in Szene setzen, dafür braucht es einen Regisseur. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man sich nicht mehr auf das verlassen kann was die Stadt von jeher zu bieten hatte und hat, sprich eine Menge historischer Bauten, malerische Landschaften, ein Fluss, ein See und und seit neuester Zeit, ein UNESCO Titel. Ist alles da und hilft doch nicht.

Ich selbst arbeite in Kunst und Kultur und werde (fast) jeden Tag aufgefordert die Welt neu zu erfinden, neue und tolle Masken zu erstellen, die konzeptuell in das jeweilige Projekt passen. Ich bin seit fünfzehn Jahren Mitglied eines Künstlerkollektivs und davon dreizehn Jahre im Vorstand. Ich habe dort viele Projekte mit entwickelt und mit getragen. Ich habe an unzähligen Brainstroming Tagen teilgenommen, wenn es hieß, dass wir neue Ideen entwickeln und neue Wege finden müssen. Es gibt in ganz Luxemburg kein anderes Kollektiv dass sich so oft und immer wieder in Frage stellt wie dieses Künstlerkollektiv. Es ist anstrengend, es ist mühselig und nervig aber lohnt sich und der Erfolg gibt uns recht.

Ich glaube genau das gleiche müsste in meiner alten Heimat passieren. Man müsste sogenannte Think Tank Tage organisieren (auf deutsch fällt mir grad kein Wort dafür ein, in französisch hieße es ‘ journée de réflextion’) Jeder der Interesse hat kann daran teilnehmen. Jeder ist aufgefordert neue Ideen zu bringen. Ideen die die ausgetretenen Pfade verlassen. Ideen die bisweilen keinen Sinn ergeben, die manchmal so abwegig sind, dass man sie für ausgemachten Blödsinn hält. Ein riesengroßer Pool an Esprit und Wahnwitz, ein Gedankenspielplatz.
Und vielleicht entspringt diesem Pool ein kleiner sprühender Funke der es wert ist weiterverfolgt zu werden.

Ich weiß, das hört sich jetzt sehr idealistisch und vielleicht märchenhaft an, doch nur so funktioniert es. Das beste Beispiel dafür ist eine der größten und erfolgreichsten Firmen auf dem Planeten: Google. Wer schon mal eine Reportage über den Giganten gesehen hat, weiß dass es im Grunde nichts anderes ist als ein riesengroßer Ideenspielplatz für Nerds. Sehr erfolgreiche Nerds.

Das war mein Wort zum Sonntag 🙂
Und jetzt seid ihr dran!