Fressen, Kunst und Puderquaste

Was von Weihnachten übrig bleibt

Weihanchten

Das Foto machte vor über 10 Jahren in der Wohnung in Berlin meines damaligen Gatten, der inzwischen zu “Somebody I used to know” herabgestuft wurde.  Ich weiß nicht einmal ob er noch lebt. Es war das einzige Weihnachten das ich nicht in Luxemburg verbrachte. Vor ein paar Tagen fand ich die restlichen Fotos dieser Berlintage in den Tiefen meiner Festplatte wieder…

***

Das mir ausgerechnet dieses Jahr der Abschiedsgruß”…und schöne Feiertage!” all meiner Arbeitskollegen so verlogen und heuchlerisch vorkommt, hat damit zu tun, dass es niemanden mehr gibt, mit dem ich feiern könnte. Dabei war der Gruß bestimmt ehrlich gemeint, auch wenn er bei den meisten nur so dahergesagt wird.

Ich bin es sowas von leid, in Selbstmitleid zu versinken, und mich Jahr für Jahr immer wieder damit auseinanderzusetzen, dass Weihnachten für mich nicht mehr das ist, was es einmal war.  Es ist dieses Jahr um so schlimmer, da im Juni meine letzte Verwandte, Tante Gritty, starb…

Gritty war krank, sie litt an Alzheimer, und innerlich hatte ich ihr schon vor Jahren Lebewohl gesagt.  Als ich heute morgen erwachte, kam mir dieser Moment wieder in den Sinn, und ich erinnerte mich an den Tag genau. Es war als ich ihre Koffer packte, und sie im Krankenhaus abholte, um sie ins Altenheim zu bringen. Dass sie noch mal zurück nach hause gehen sollte, stand außer Frage. Ich verließ ihre Wohnung, wuchtete die zwei großen Koffer in den Kofferraum und setzte mich ans Steuer. Und plötzlich war es so, als ob ich eine fremde Frau abholen würde, eine Frau die nicht mehr meine Tante und Patin war, sondern ein Schatten, der nur äußerlich an sie erinnerte. Ich bekam einen fürchterlichen Weinkrampf und es dauerte eine ganze Weile, bis ich endlich fahren konnte.

In zwei Stunden werde ich im Flugzeug sitzen und nach Barcelona fliegen, fliehen, flüchten.  Ob ich von dort aus schreiben werde, hängt weitgehend vom WLAN des Hotels ab.

Ich wünsche euch allen, ehrlich gemeinte, frohe Weihnachten. Doch bitte ich euch, sie mir nicht zu wünschen, denn ich werde nicht feiern.

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2 Kommentare

  1. Thierry

    Ech ka mer net emol virstellen, ewéi traureg et muss sinn jiddereen ze verléieren. Ech wënschen der vu ganzem Häerzen, dass du awer nach iergendwann ee neit Gléck fënns.

  2. barbara

    Schöne Ferien !

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