Fressen, Kunst und Puderquaste

Kategorie: Allgemein (Seite 145 von 226)

Triste Tage und trauriges Gemüt

Das nasskalte Wetter macht mir zu schaffen. Körperlich ist es unangenehm und mein Gemüt leidet auch darunter. Am Gemüt nagt aber nicht nur das Wetter, sondern die ganze Jahreszeit. Wir gehen auf Weihnachten zu und es ist das erste Weihnachten, an dem niemand mehr…
Heute war so ein Tag an dem ich sehr viel an alle dachte und ich das Bild von Gritty vor Augen als ich sie das letzte mal sah.

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Das Cover des neuen New Yorker der sich heute im Briefkasten befand rang mir das erste Schmunzeln des Tages ab, als ich es aus des Plastikhülle zog. So sweet.

Als ich vor ein paar Tagen las, dass in Venezuela neue Geldscheine eingeführt werden wegen  der galoppierenden Inflation, erinnerte es mich, dass ich vor ungefähr einem Monat einen Bericht im New Yorker las, der mich nicht kalt ließ. Venezuela, a Failing State.

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Eine große Kiste voll mit altem Schminkzeug durchgesehen und viele Sachen aussortiert. Es ist ein Stück das vor über einem Jahr zum letzten Mal aufgeführt wurde und jetzt auf Tournee durch Frankreich geht. Anschließend war ich auf den winzigen Weihnachtsmarkt von der Place da Paris. Es kommt mir so vor als ob es noch kleiner geworden ist. Und wieder lief, wie sollte es anders sein, Last Christmas von Wham. Das seltsame an dem Lied ist, dass ich irrsinnig viele Erinnerungen damit verbinde…

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Der Kühlschrank gab heute Abend alles her um Raclette zu machen.

Gemüt

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Um mich abzulenken von dem tristen Alltag fing ich eine neue Serie auf Netflix an. So ganz neu ist sie nicht, die erste Staffel kam bereits 2012 heraus. The Bletchley Circle ist eine Gruppe von vier Frauen die im Krieg geheime Nachrichten abfingen und entzifferten. Neun Jahre später geht ein Sereienmörder um, und anhand der Indizien die sie richtig zu deuten wissen, kommen sie ihm auf die Spur.  Very Britisch und very spannend.

Zurück nach Luxemburg mit Hindernis

Nach einer sehr unruhigen Nacht in der ich wenig geschlafen hatte, riss mich der Wecker heute morgen aus einem Tiefschlaf. Ich war soweit weg dass ich zu Anfang nicht wusste wo ich war. Doch der Koffer stand schon bereit und konnte mir Zeit lassen zu mir zu kommen.

Ich fuhr mit einer zum platzen gefüllten U-Bahn und S-bahn weit hinaus zum Flughafen. Ich kam auch mehr als pünktlich an. Ich flutschte ohne Hindernisse durch alle Kontrollen. (Darüber sollte ich mal ausführlich schreiben, denn damit das so ohne weiteres von statten geht, bedarf es einiger Vorbereitung.) Um dann aber mit den größten Hindernis konfrontiert zu werden, einer satten zweistündigen Verspätung, durch Nebel. Der Luxairflug kam mit gewaltiger Verspätung an, und da man anschließend nur eine Start und Landebahn bediente, zog sich alles so in Länge, dass ich statt um 13:00 erst kurz nach 15:00 Uhr in Luxemburg ankam.

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Während der langen Warterei fand ich das wunderschöne Puzzle Spiel Samorost 3. Mit einer atemberaubenden Graphik, und lauter kleinen seltsamen Tierchen und sehr viel Liebe fürs Detail.

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Unterwegs über den Wolken machte ich dieses Foto.

Wunderschön von der Ästhetik. Doch es sind die Atommeiler von Cattenom, und das hinterlässt dann einen bitteren Nachgeschmack.

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Am Abend hatte ich dann noch ein Wiedersehen mit meinen drei Damen vom Grill aus den Neunzigern. Wir saßen im Bovary und es war ein vergnügter Abend.

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München Tag 3 – Shoppingausbeute & Beobachtungen

Zugegeben, nach den gestrigen Hochnebel durch den Sonne nicht durch kam, mit eiskalten Temperaturen, war es heute Nachmittag schon fast warm.

Ich ging noch einmal zu Ludwig Beck und kaufte mir das Parfüm, das man mir als Probe mitgegeben hatte. Ich besuchte ebenfalls die 5. Etage mit der Musikabteilung, von der ich schon gehört hatte und die man mir sehr ans Herz gelegt hatte. Sie ist unglaublich. Ich habe schon seit ewigen Jahren keine solche gut sortierte Abteilung mehr gesehen, vor allem was die klassische Musik und Jazz angeht. Um ein Haar hätte ich eine Vynil Platte gekauft, obwohl ich seit Jahren keinen Plattenspiler mehr besitze. Ich versuchte anschließend nochmal mein Glück bei Dallmayr, der tatsächlich nicht so voll war wie am Samstag.  Doch bei den Pralinen musste trotzdem Schlange stehen.

Und hier ein Foto der gesamten Ausbeute von gestern und heute. Ansichtskarten sind übrigens aus dem Buchladen vom Tollwood.

Shoppingausbeute

Abends ging noch einmal zu dem gleichen Italiener bei dem wir schon vorgestern waren. Tarullo’s Osteria ist sehr heimelig und der Besitzer Giovanni ist ein absolutes Unikum.

Noch ein paar Worte zum Hotel Mariandl und seiner Lage. Es ist ein Altbau und Stufen knarzen laut wenn hochsteigt.  Die Zimmer der gehobenen Kategorie ist sehr geräumig. Wer allerdings einen Fernseher braucht hier ist hier fehl. Es gibt keine. dafür hat es aber eine exzellent gutes WLAN.

Zudem ist das Hotel regelrecht umzingelt von Kliniken aller Art. Wenn mir mir was zugestoßen wäre, ich wäre bestens versorgt gewesen. In der Nußbaumstraße gleich nebenan, durch die ich mehrmals ging, um zum Sendlinger Tor zu kommen, befindet sich die Psychiatrische Klinik. Sowohl am Samstag als auch heute Abend hörte ich Musik. Am Samstag war es ein komplettes philharmonisches Orchester zu hören, heute Abend war es ein großer mehrstimmiger Chor. Gehört das etwa mit zur Therapie?? Wenn ja, und sollte ich irgendwann mal so weit sein, dass man mich einliefern muss, bitte nach München.

Es war ein wunderschönes Wochenende. Und das schönste ist ja bekanntlich die Vorfreude. Ich werde im April von Berufswegen wieder hier sein. Es war also nicht zum letzten Mal.

München Tag 2 – Der etwas andere Weihnachtsmarkt.

Ausschlafen, Frühstücken, Bloggen und Internetlesen. In der Reihenfolge verbrachte ich fast den ganzen Vormittag.

In dem kleinen Badezimmer, das ich nebst der Badewanne mitten im Zimmer habe, befindet sich eine Regendusche, die allerdings ein paar Tücken besitzt. Da ich mehr oder weniger zeitgleich mit allen anderen Gästen aus dem Hotel duschte, war es nicht so ganz einfach die Wassertemperatur gleichbleibend zu behalten. Und es geschah das was dann immer geschieht. Ich stand voll eingeseift da, als das Wasser eiskalt wurde…brr. War ja klar.

Gegen 11 wanderte ich hinüber zur Theresienwiese, auf der sich zur Zeit der Tollwood befindet. Tollwood, so habe ich mir sagen lassen gibt es zwei mal im Jahr. Die Wintervariante ist eine Art Weihnachtsmarkt der mal als Alternativmarkt begann.

 

Tollwood

Schon der Weihnachtsbaum aus alten Fahrrädern, verrät dass hier alles etwas anders ist.

Es gibt große Zelte die alle thematisiert sind. So sind z.B. im Tollwood Zelt sämtliche Kunsthandwerksstände untergebracht. Im Hilton Zelt gibt es täglich Shows zu sehen. Im Heimat Zelt ist ein Buchladen untergebracht und es gibt Lesestände und eine große Lesebühne.

Ein Lesestand sah so aus.

 

An einem der Handwerksstände fand ich diese Flaschenöffner…

 

Da bekommt der

Da bekommt der “Einführungspreis” eine völlig neue Bedeutung!

Das Tollwood nimmt nicht mal ein Drittel der ganzen Theresienwiese ein. Da ich ja noch nie hier war zum Oktoberfest (und auch nie werde) wurden mir aber die gewaltigen Ausmaße des Areals richtig bewusst.

Am frühen Vormittag wurde das Tollwood dann richtig voll und es war kein Durchkommen mehr. Vor allem die monströsen Kinderwagen die inzwischen so groß sind wie Geländewagen,(und wahrscheinlich auch so viel kosten) verstopften sämtliche Durchgänge.  Wenn die Eltern auch noch auftreten wie Platzhirsche, muss ich ganz schnell Land gewinnen, sonst könnte es böse enden…

Später machte ich eine kleine Runde durch die Innenstadt, um zu sehen ob ich mich alleine zurecht finde, da ich gestern der Kaltmamsell wie ein Schaf hinterher trabte, und nicht acht gab, wo wir waren und in welche Richtung es ging.  Dabei entstand dieses Foto.

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Abendessen gab es bei der Kaltmamsell, die mich vorab gefragt hatte, was ich mir denn wünsche. Ich hatte mir ein bayrisches Gericht gewünscht, das ich in Luxemburg nicht an jeder Ecke bekomme. Es gab Schweinebraten mit Krautsalat und Semmelknödel. Als Nachtisch gab es eine Weincreme. Ein Foto davon seht ihr hier. Es war so lecker, dass ich mich überfressen habe….

Und so wackelte ich glückselig und ein wenig beschwipst vom Wein und dem Schlehenlikör, zurück ins Hotel.

Zu Besuch in München

Der Münchner Dom. Sonst glaubt mir keiner dass ich hier war.

Dass es am Freitag nach Mitternacht werden würde, bevor ich ins Bett komme war nicht geplant. Und so saß ich nach nur knapp 4 Stunden Schlaf im Flieger nach München. Zum Glück konnte ich eine kleine Mütze Schlaf in der Luft nachholen.

Ich gestehe, ja, es ist zum ersten Mal dass ich hier bin. Ich hätte vor ungezählten Jahren einmal hier sein können als Teenager, mit der Schultheatertruppe. Aber das ist ein anderes Thema…

Der Flughafen befindet sich soweit außerhalb der Stadt, dass die Münchner sagen, sie hätten überhaupt kein Flughafen. Zumindest war das die Aussage der Kaltmamsell, die ich am späten Vormittag wiedersah. Große Weidersehensfreude.
Das Hotel das ich auf die Empfehlung der Kaltmamsell buchte, ist schon sehr außergewöhnlich, hat aber jede Menge Charme. Das Hotel Mariandl ist ein älterer Bau mit sehr hohen Zimmern.

 

Huch, jetzt sehe ich erst, dass das Foto ein unfreiwilliges Selfie ist. :-)

Huch, jetzt sehe ich erst, dass das Foto ein unfreiwilliges Selfie ist. 🙂 Und ja, die Badewanne steht mitten im Zimmer.

Die Kaltmamsell ließ es sich nicht nehmen mir den Stadtkern von München zu zeigen. Was mir sehr auffiel, und das wusste ich davor nicht, dass München architektonisch eine sehr junge Stadt ist. Richtig steinalte Bauten so wie man sie Luxemburg oder anderweitig sieht, gibt es hier kaum welche. Das lässt die Stadt sehr jung und hip aussehen.
Wir schlenderten gemütlich durch die Straßen und das Gewusel von Menschen an einem Samstagnachmittag. Es war strahlend schönes Wetter, wenn auch eiskalt. Wir fuhren mit der Christkindltram. Eine Straßenbahn weihnachtlich durchdekoriert, mit Glühwein und ….

ja, Last Christmas von Wham. Das erste Mal dass ich es dieses Jahr höre. Es hatte natürlich zur Folge dass ich das Lied den ganzen Nachmittag nicht mehr aus dem Kopf bekam.

Zum Aufwärmen gingen wir ins Tambosi, ein sehr schönes Café, bei der die Leute sogar bei den eisigen Temperaturen draußen saßen. Ich aß seit ewigen Zeiten mal wieder einen Topfenstrudel.

Abends hatte ich dann die Kaltmamsell nebst Gatten zum Essen eingeladen in ein Restaurant ihrer Wahl. Ein italienisches Restaurant proppenvoll und eng aber außergewöhnlich lecker.

Als wir dann nach einem Absacker im Heim der Kaltmamsell Schluss machten, es war so gegen 10, hatte ich das Gefühl es wäre schon 2 Uhr morgens. Ich sackte wie Stein im Hotel ins Bett.

Gedanken an einem 1. Dezember

Als ich heute morgen wie gewohnt mich durch die einzelnen Posts der Blogger klickte, die ich regelmäßig lese, fiel mir dieses einzelne Bild ohne Text bei Anke Gröner auf.

Die rote Schleife.

Gestern noch hörte ich einen Bericht im Radio, der über die aktuelle Situation in Luxemburg berichtete. Demnach soll die Zahl der Neuansteckungen gestiegen sein. Und es zeigte sich, dass das die Ansteckungszahl der Heterosexuellen gleichauf ist mit denen der Homosexuellen.

Ich selbst dachte an all die Leute die ich in Jahren durch das HIV Virus verloren habe. Ich dachte an eine Zeit in der die Infizierten wie Aussätzige behandelt wurden und man allen Ernstes vorschlug, sie weit weg in Camps zu verbannen. Ich erinnerte mich vor allem an eine Oprah Winfrey Show in der ein ganzer County einen Mitbewohner verjagen wollte.

Ich dachte an einen luxemburgischen Schauspieler P., den ich ganz zu Anfang meiner Maskenbildnerkarriere kennenlernte. Er war damals schon sehr krank und konnte nicht mehr auf der Bühne stehen. Ich dachte an meinen Ex R., von dem ich seit über 15 Jahren nichts mehr gehört habe… Ich weiß nicht wo er wohnt und ob er überhaupt noch lebt…

Ich dachte an Fernsehsendungen und Galaabende in denen Spenden gesammelt wurden. Ich dachte daran wie sehr es die Community der Schwulen und Lesben eine Zeit lang eng zusammenschweißte. Heute merkt man kaum noch etwas von dem Zusammenhalt.

Im letzten Abschnitt müssten Sätze folgen wie ‘Schützt euch’ oder ‘zieht Kondome an’.  Da ich aber kein Moralapostel bin möchte dass ihr etwas anderes macht. Gedenkt still all denen, die ihr durch AIDS verloren habt. Denn es sind es wert dass man sie nicht vergisst.

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Foto-,Video-, Link- und Zeitungsausbeute

Fangen wir mit den Links an.

Kennt ihr Chilly Gonzales? Ich weiß auch nicht warum ich nie über ihn geschrieben habe, denn er begleitet mich schon seit einer Weile. Eines seiner Lieblingsalben für mich ist Solo Piano 2. Bis vor ein paar Tagen gab es auf der Soundcloud auch das Live Konzert aus München von 2012. Es wurmt mich ein wenig dass es nicht mehr zu finden ist. Wenn jemand von euch es zufällig downgeloadet hat, (es stand nämlich frei zur Verfügung von Künstler selbst), wäre nett wenn ihr mir das mitteilen würdet. Hier findet ihr eines meier Lieblingslieder des Albuns.

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Heute am ersten Advent fand ich ein Video bei der Kaltmamsell. Es ist so schrecklich dass es schon wieder gut ist.

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Seit Anfang der Woche geht der Lichterwahnsinn wieder los.

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Das letzte Mal als ich auf dem Basar International war, befand er sich noch in der Victor Hugo Halle. Inzwischen ist es so groß, dass es in die Messe Hallen auf Kirchberg umgezogen ist. Gestern war zum ersten mal seit etlichen Jahren wieder da.

Ich erwarb einen neuen Brotkorb aus Burundi, eine Pulle Schnaps und ein Beerensaft aus Island, eine Kiste voll mit Baklava aus dem Libanon, aß ein paar Häppchen mit Lachs, Hering und Fischeiern aus Russland und trank ein Glas Crémant am Luxemburger Stand. Der ganze Basar ist sehr inspirierend und eine Fundgrube für außergewöhnliche Geschenke.

 

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Nachtrag zu den Walfer Büchertagen

“Oh wie schön!”, dachte ich noch, als man mir ein Karton samt einem dicken Abrisskalender in die Hand drückte.
“Ein Kalender fürs Gartenjahr der CSV!”
Ich stopfte das Ding in Tragetasche.
Es fiel mir nicht auf, dass das Logo der CSV ein anderes ist, als das was die konservative Partei in Luxemburg hat.

Kalender

Doch ‘Die gute Saat’ ist etwas anderes. Es sind Bibelsprüche. Dabei hätte es mir schon auffallen müssen, was eine politische Partei auf den Büchertagen zu suchen hat.
Ach ja. Ich verbuche es unter Vergucker/Versprecher/Verschreiber.

Wenn die Logik sich hinter dem Sofa versteckt

Dieses typisch luxemburgische Nieselregen Wetter der letzten Tage macht mich… Lassen wir das.

Aber genau dieses Wetter, hätte mich am gestrigen Sonntag keinen Schritt vor die Tür setzen lassen. Doch hatte ich eine Verabredung mit der A. Ich habe selten mit jemandem so aneinander vorbei geredet wir mit ihr. Es war fatal und lustig zugleich. Wir verabredeten uns für eine Lesung am Morgen, soviel stand fest und war uns beiden klar. Dabei dachte sie an die “Textes sans Frontières” in der Bananenfabrik und ich an die Walfer Büchertage. Wir simsten uns auch noch eine Stunde vorab damit wir uns nicht verpassen sollten. Bis wir dann merkten, dass wir an zwei völlig verschiedenen Orten waren.

Ich schlenderte  durch die Hallen der Büchermesse, kaufte die drei neusten der Ausgaben der luxemburgische Reihe beim Kremart Verlag und besorgte mir die erste Ausgabe der wiederauferstandenen Cahiers Luxemburgeois über die ich mich sehr gefreut habe. Ich habe auch sofort ein Abo unterschrieben.

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Jules Werner (Foto) ist Schauspieler und ich habe schon oft mit ihm zusammen gearbeitet. In diesem grandiosen Monolog von Guy Helminger, steht er zu Zeit im Théâtre du Centaure auf der Bühne.

Sofa

Als ich das Foto Anfang der Spielzeit sah, war ich hin und weg und es war mir klar, dass ich mir dieses Stück ansehen MUSS. Der Titel des Posts ist übrigens ein Satz aus dem Stück.

Es kommt nicht all zu oft vor, dass ich mich von einem Text im Theater so einnehmen lasse, und wie versteinert bin. Die Wucht mit der Jules die Figur des Benoît Pleimer spielt und die Intensität des Textes, sind einer der großen Momente im luxemburgischen Theater und man sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen. Alle Infos und Aufführungsdaten gibt es auf der Seite vom Theater selbst.

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Die Tante, die ein kleines Rätsel war

© Pixabay

Hier wie versprochen der Text den ich für den Word in Progress Abend geschrieben hatte.

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Ich hatte sie bereits im Text Onkel Nicolas erwähnt. Die Schwester die ihm den Haushalt machte und nie geheiratet hat, ist Großtante Gréidi. Da sie die Taufpatin von Tante Gritty war, bekam diese auch ihren Vornamen Marguerite. Doch um beide zu unterschieden, wurde die Nichte Gritty genannt.

Gréidi ist für mich heute immer noch ein kleines Rätsel, da sie, wenn ich zurückblicke, kein eigens Leben geführt hat, sondern immer das der Anderen. Geboren wurde sie 1902 und war die Erste von fünf Geschwistern. Sie ähnelte ihrer Mutter (also meiner Urgroßmutter) wie aus dem Gesicht geschnitten. Auf vielen der alten Fotos sehen die beiden zum Verwechseln ähnlich aus. Ich nehme an, dass sie sich auch im Charakter und Benehmen glichen, zumindest behauptete dies immer ihre jüngere Schwester (meine Großmutter).

Gréidi hat also nie geheiratet. Ich weiß nicht, ob sie je eine amouröse Beziehung mit irgendeinem Mann hatte. Ich denke mir schon, dass es Anwärter gab, doch muss sie alle immer energisch abgewiesen haben.  Meine Mutter erzählte mir einmal warum das so war, obwohl es auch nur eine Vermutung war. Denn den genauen Grund kannte nur Gréidi selbst.  Aber sie sprach nie darüber.

Es war zwischen den beiden Weltkriegen. Gréidi, die keine besondere Schulausbildung genossen hatte, und nur einen Abschluss der Haushaltsschule besaß, wurde als Verkäuferin im Haushaltswarengeschäft entlassen, da die Inhaber nicht mehr so viel Personal halten konnten. Die Urgroßmutter schickte sie zu ihrem Bruder und seiner Frau, hoch oben in den Norden, auf einen Bauernhof, da die händeringend nach einer Magd suchten. An den Bauernhof angeschlossen war ein kleine Dorfkneipe. Gréidi machte sich gut in der Kneipe. So mochte den Kontakt mit Kunden und so wurde ihr dieses Feld weitgehend überlassen. Es muss ihre schönste Zeit gewesen sein, denn sie mochte das kleine Café sehr. Gréidi wurde aber nur saisonal eingestellt und verbrachte die Winter in der Hauptstadt. Als sie den dritten Sommer im Café antrat, war die Frau ihres Onkels schwanger und Gréidi musste wesentlich mehr arbeiten als die Jahre davor, da die Frau  gegen Ende der Schwangerschaft liegen musste.

Es war spät am Abend als die Wehen einsetzten und das Kind zur Welt kam. Die Hebamme kam und Gréidi musste ihr zur Hand gehen.  Es war eine komplizierte Geburt, und die Frau blutete und schrie wie am Spieß. Sie wäre um Haar gestorben. Gréidi war anschließend wie ausgewechselt und kam am Ende dieses Sommer völlig verstört nach Luxemburg zurück. Sie erklärte,klipp und klar, dass sie nie im Leben heiraten würde.  Sie ging nie wieder zurück auf den Hof.

Ihr Bruder Nicolas, der die  Familien Schreinerei übernommen hatte, stellte sie ein, und sie führte ihm den Haushalt. Dies tat sie lange Jahre. Von außen gesehen funktionierten beide wie ein Ehepaar, obwohl sie keines waren. Als Nicolas in Rente ging stellte meine Großmutter sie als Verkäuferin in ihrem Geschäft ein, damit sich noch eine Weile die eigene Rente aufbessern konnte.Irgendwann, als weder Nicolas noch Gréidi alleine zurecht kamen, zogen beide zu meiner Großmutter die früh Witwe geworden war.Großmutter hat später oft erzählt, dass es nicht die schönste Zeit war. Die drei Geschwister stritten sich oft. Ich kann mich erinnern dass Gréidi vorbehaltlos Nicolas immer zur Seite stand, wenn es darum ging Partei zu ergreifen. So war die Konstellation immer zwei zu eins aber nie zu Gunsten meiner Großmutter.

Wenn ich eine Erinnerung an Greídi habe, dann ,dass sie für ihr Leben gern Kartoffeln schälte, Gemüse putzte und den Abwasch machte. Letzteres konnte sich über Stunden hinziehen.  Es war wie ein Ritual. Erst wurde alles vorgespült,  mit Spülmittel hauptgespült und anschließend noch mal mit klarem Wasser nachgespült. Wenn wir auch sonst nicht so viel besaßen; wir hatten zumindest immer sehr sauberes Geschirr.Wenn Gréidi meine Eltern am Sonntag besuchte, war es keine Frage wer den Abwasch übernahm. Ich kann mich noch sehr an ihren entsetzten Ausdruck erinnern, als wir unsere erste Geschirrspülmaschine bekamen. “Bleibt die jetzt?”, fragte Gréidi meine Mutter. “Natürlich bleibt die!”, antwortet sie.”Die geb ich nicht mehr her.” Aber Gréidi war nicht so glücklich darüber. Sie war eines Rituales beraubt.

Als Nicolas starb, verlor sie einen großen Teil ihres Lebensinhaltes. Sie begrenzte ihren Lebensraum ausschließlich auf die Küche. Man sah sie nie im Garten, oder sonst eine Tätigkeit außerhalb der Küche verrichten. Großmutter sagte oft, dass sie eine Küchenschabe sei. Aber Gréidi fand immer eine Beschäftigung. Sie konnte Stunden lang am großen Topf stehen und Marmelade einkochen oder sich mit einer Näharbeit am Küchentisch beschäftigen. Ich weiß noch, dass ich einmal ein Kostüm für eine Theaterschulaufführung brauchte, und sie eine ganze Nacht lang einzelne Pailletten an ein schwarzes T-Shirt nähte.

Eines Tages sackte Gréidi, während sie am Küchentisch saß, zusammen. Sie wurde noch per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Ich besuchte sie zwei Tage später nachdem sie eingeliefert worden war. Sie lag sehr still da und sah ganz blass und zerbrechlich aus. Ich erschrak, als sie nach einem langen Atemaussetzter plötzlich mehrfach tief einatmete, um dann wieder ganz still zu werden.

Ich sagte ihr Lebewohl.

Noch in der gleichen Nacht starb sie.

Lesen und Zuhören

Die Lesung war eine schöne Erfahrung. Doch am Tag selbst bekam ich noch ein Riesenschreck.

Ich saß beim Frisör meines Vertrauens und dachte an nichts Schlechtes, als mich eine SMS erreichte:
“Ein tolles Foto von dir!”
Nun da gibt es mehrere die ich so umschreiben würde.
Ich schreib zurück: “??? Welches denn?”
“Im Wort… gibt es denn noch mehr?”
Ich lud mir augenblicklich die Tageszeitung aufs Handy und sah das hier.

lesen

So riesengroß war ich noch nicht in einer Zeitung zu sehen. Na ja, zumindest wusste ganz Luxemburg, wo ich an dem Abend sein würde. Und es war wesentlich voller als das letzte Mal (was ich aber nicht mir zuschreibe). Es hatten sich um die 40 Leute eingefunden um uns beim lesen zuzuhören. Ich hatte drei kurze Texte, einer davon den ich extra für den Abend geschrieben hatte. Den könnt ihr ab morgen hier lesen.

Und bei der Gelegenheit habe ich gleich beim einem anderen Leseabend zugesagt, der aber erst im März nächstes Jahr sein wird.

In miesen Zeiten für gute Laune sorgen

Laune

Mit all den Ereignissen die in den letzten Tagen passiert sind, sowohl in der Weltpolitik als auch das Ableben von Leonard Cohen dazu das kalte Schmuddelwetter, hing ich heute den ganzen Tag in den Seilen.  Aber dagegen sollte ich schleunigst etwas unternehmen. Wenn mir etwas hilft dann ist es gute Laune Musik und tanzen.

Probiert es aus! Bei mir klappt das immer. Ich habe euch hier eine Reihe von Songs zusammengestellt, bei denen ich nicht stillsitzen kann. Es sind steinalte sowie neue Sachen dabei. Und wenn ich euren Musikgeschmack nicht getroffen habe, stellt euch selbst eine Liste zusammen, pfeffert den Stuhl in Ecke und legt los.

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Die Geschichte eines Mini Handy im Briefkasten

Mit all dem was ich so in den letzten 14 Jahren gepostet habe, kam mir nie in den Sinn, dass mich mal eine Firma anschreiben würde um etwas zu testen. Dies geschah allerdings schon vor weit über sechs Monaten, wenn nicht noch länger. Ich muss ihnen dabei wohl auch meine Adresse gegeben haben. Wie sonst wäre das Päckchen beziehungsweise der Umschlag in meinem Briefkasten gelandet?

Was mich dann aber am meisten erstaunte war der Inhalt. Es ist ein Handy, ein winzig kleines Card Phone. Ich habe in all den Jahren vielleicht sechs oder sieben Mal über elektronische Geräte geschrieben, und das auch nur wenn ich mir selbst neue Produkte angeschafft habe. Es ist ja nicht so dass ich mich nicht dafür interessiere, aber ich bin kein ‘Tekkie’ (schreibt man das so?)

Was mich noch mehr erstaunte war, dass kein Schreiben anbei lag, wer dieses Handy denn nun verkauft und für wenn ich das testen soll. Ich habe nämlich anschließend all meine Mails durchsucht inklusive Spamfilter, fand aber nichts. Sehr merkwürdig…

Frage an meiner Bloggerkollegen die das regelmäßiger tun als ich: Ich das immer so? Muss man sich das alles ergooglen?

Die Verpackung sieht aus wie ein kleines Büchlein aus ungebleichtem festen Papier. Ich müsste unweigerlich lächeln als ich es öffnete. Das Handy ist so groß eine Kreditkarte. Hinzu kommt ein kleines Ladekabel. Die kleine Zettel der dabei war, soll eine Bedienungsanleitung sein, beschreibt aber nur wo man die Simkarte einfügt und die Speicherkarte. Es beschreibt aber nicht wie man den Deckel der Rückseite entfernt. Als ich endlich beherzt mit einem Fingernagel am unteren Rand, dort wo sich der Anschluss zum Aufladen befindet, den Deckel hoch heben konnte, konnte ich eine Simkarte und eine TM Speicherkarte einführen . (Lacht nicht, ich hatte beides tatsächlich zur Hand) Es knickste und knackste beim Öffnen und Schließen, dass ich schon Angst hatte ich hätte es kaputtgemacht. Aber dem war nicht so. Uff.

Handy

 

Handy

Schließlich googelte ich nach dem Q1 und fand dann doch so einiges. Es hat sämtliche Funktionen die mein allererstes Handy auch besaß. Das war ein quietschgelbes Motorola in das man sogar noch richtige Batterien stecken konnte. Ich schweife ab…

Es hat eine Bluetooth Funktion um es aber seltsamerweise mit nichts anderem zu verbinden. Ich versuchte mehrfach eine Verbindung mit dem iPhone herzustellen, er fand es auch, nahm es aber nicht an. Das wäre nämlich nicht schlecht gewesen, da man dann zwei verschiedene Nummern auf einem Handy hätte.  Durch die Speicherkarte und das Ladekabel kann man MP3 aufladen und  abspielen. Doch die Bluetooth Funktion wollte meinen Harman/Kardon Lautsprecher nicht annehmen.  Man kann die MP3’s dann nur über den winzigen krächzenden Lautsprecher hören, der darin eingebaut ist. Es hat auch eine Radio Funktion, wenn man ein Headset daran anschließen könnte, es hat aber keine Buchse dafür.

Das einzige was es wirklich kann ist telefonieren und SMS schicken. Als Notfall oder kurzzeitiges Ersatz Handy ist es somit ideal. Zudem kann man es auch mittels einem Knopf an der unteren Seite ganz ausschalten, dass es gar kein Strom verbraucht und ist somit über Monate hin immer voll aufgeladen.

Ich fand schließlich eine Gadget Seite auf der man es kaufen kann. Und siehe da, es ist auch die Firma die Ding geschickt hat! Es kostet 12,58 €. Ein irre Schnäppchen. Ich will nicht wissen was das Ding im Einkauf kostet. Wahrscheinlich nicht mal die Hälfte.

Da mir aber kein Honorar für diesen Beitrag in Aussicht gestellt wurde, werde ich auch nichts verlinken. Danke trotzdem für den Gimmick. Es war für mich ein neue Erfahrung mal über so etwas zu schreiben.

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Die unglaubliche Berg- und Talfahrt eines Tages

Was für ein Tag. Ich hatte die Augen kaum geöffnet, schon flog mir Donald Trump um die Ohren. Das verursachte schon am Morgen diese leichte Ohnmacht, über die ich im letzten Post schrieb.

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Dann las ich einen interessanten Post über die Verletzbarkeit und Angreifbarkeit im Netz, der mir sehr zu denken gab, auf den ich aber in einem gesonderten Beitrag eingehe. Den Beitrag selbst könnt ihr bei der Kaltmammsell lesen.

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Am Abend hatte ich die bereits angekündigte Chorlesung im Zusammenhang mit einem Info Abend von Handicap International über die aktuellen Kriegsgebiete in Syrien und das systematische Bombardieren von Wohngebieten. Die Lesung im Chor verlief sehr gut und versetzte den ganzen Saal sofort in die adäquate Stimmung auf das was folgen sollte.

Talfahrt

Wir sahen grausame Bilder. Ein Ex-Soldat, der in seiner Militärlaufbahn zahlreiche Blindgänger und Tretminen entschärft hat, schilderte uns welche Bomben und Raketen welchen Schaden anrichten, und zeigte uns ebenfalls mit einem Beispielfoto was dann noch vom Stadtkern Luxemburgs übrig bleiben würde.  Marc Angel, der als Regierungsstellvertreter eingeladen war, sagte gleich zu Anfang einen wichtigen Satz. Er sei nicht nur als Politiker hier sondern auch als Mensch, den solche Bilder auch nicht ungerührt lassen. Er könne die Ohnmacht verstehen und nachvollziehen doch sei es der falsche Schritt ihr nachzugeben…

Ich konnte (und wollte) nicht länger bleiben, denn ich hatte mir für den Abend noch etwas anderes vorgenommen.

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Nachdem eine Freundin mir heute morgen abgesagt hatte und ich niemanden als Ersatz fand, ging ich alleine zur Soirée Parisienne ins Annexe.  Pech für die, die es verpasst haben, denn der Abend war großartig!

Das Menü

Zu jedem Gericht gab es einen ausgewählten Wein des Sommeliers Nils Toase.

In den zwei folgenden Fotos, ist das Gericht schon leicht angefressen. Sorry, ich hatte Hunger.

 

Ganz besonders gut schmeckte mir das Seezugeinfilet, das ich gerne nochmal essen würde, und bat sie das Gericht auf die reguläre Karte zu setzen.

 

 

Und wer mir nicht glaubt dass die Annexe Boys alle im Retrolook heruasputzt waren mit echtem Schnurrbart inklusive, hier der Beweis.

François mit seiner Frau Fleur

 

Es war der beste Abschluss für diesen doch sehr holperigen Tag. Ich ging beseelt nach Hause trotz des eiskalten Schmuddelwetters.

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