Heute:
Die Spaziergängerin von Altrier
Die folgende Geschichte ist mir nur bruchstückhaft in Erinnerung. Es sind kleine Fetzen, Augenblicke, dass ich mich schon gefragt habe, ob ich es nicht eventuell geträumt habe. Tatsache ist aber, dass der Auslöser über sie Sie zu schreiben, ein Traum war den ich vor ein paar Tagen hatte.
Die Spaziergängerin von Altrier fiel mir in der Zeit auf als ich noch keinen Führerschein hatte und die Strecke Luxemburg/Echternach mit dem Bus zurücklegen musste. Ich weiß sogar noch dass ich sie immer Samstag Nachmittag sah. Es muss also zur der Zeit gewesen sein, als ich noch im Internat war und nur am Wochenende nach hause fuhr. Damals stieg ich immer in Dommeldange in den Bus. Es war Sommer und das Schuljahr ging auf sein Ende zu. Sie saß dann schon im hinteren Teil des Busses, meistens an einem Fensterplatz. Da der Bus meistens zu der Zeit immer gut gefüllt war, weil es einer der seltenen Busse war der (fast) ohne Umwege nach Echternach fuhr, saß meistens noch ein Fahrgast neben ihr. Neben ihr gesessen habe ich nie.
Was mich auf sie aufmerksam werden ließ, kann ich heute nicht mehr genau nachvollziehen. War es ihre Ausstrahlung, ihr Aussehen, ihre Art und Weise wie sie spazierte? Ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich ein wenig von allem.
Sie war adrett gekleidet, fast elegant, doch schien ihre ganze Kleidung wie aus einer anderen Epoche. Heute weiß ich dass alles an ihr aussah wie aus den vierziger oder fünfziger Jahren. Sie trug meistens einen Zweiteiler im Coco Chanel Stiel mit Hut. Grade der Hut machte sie zur der Jahreszeit zu etwas außergewöhnlichem. Dazu hatte sie einen Regenschirm, der eigentlich kein richtiger Regenschirm war. Der Knauf war ein Entenkopf und die Bespannung war mit Rüschen versehen. Er glich eher einem Sonnenschirm, die man zur Zeit Ludwig XIV. bei Hofe hatte, um in Versailles im Park während des Spaziergangs den blassen Teint vor der Sonne zu schützen. Ich erinnere mich an ihren Gesichtsausdruck der etwas fröhliches, erwartungsvolles hatte, so als ob sie sich auf etwas freue.
Altrier besteht im Grunde nur aus einer langen Straße die in der Mitte eine Abzweigung nach Hemstel besitzt. Es gab zu der Zeit drei Haltestellen im Dorf. Eine gleich am Anfang des Dorfes, eine in der Mitte nahe der Kirche und eine am Ende kurz bevor die Straße wieder auf die Hauptstraße einbiegt. Sie stieg immer an letzterer aus. Im Nachhinein fiel mir auf, dass sie nicht dort wohnte oder jemand besuchte, denn sie lief in entgegengesetzte Richtung zum Ausgang des Dorfes wo sich kein Haus mehr befand. Ihr forscher Gang mit ihrem Spazierschirm ließ eher auf einen Waldspaziergang schließen. Doch passte ihr ganzes Outfit nicht dazu und vor allem die Schuhe, denn es waren schicke schwarze Pumps mit Absätzen. Ich habe nie gesehen wo sie eigentlich genau hinwollte weil der Bus weiterfuhr und ich sie aus dem Blick verlor.
Ich sah sie noch einige wenige Male, immer im gleichen Bus, immer samstags. Das gleiche Outfit, der gleiche Schirm, der gleiche freudige Ausdruck. Dann fand das Schuljahr sein Ende und in den Sommerferien blieb ich meistens in Echternach. Zum Schulbeginn im September, als ich wieder regelmäßig den besagten Bus nahm, war sie nicht mehr da. Ich sah die Spaziergängerin von Altrier, die wie aus einem frühen Jahrzehnt entsprungen schien, nie weider.
Doch erinnere ich mich bis heute an sie.
eng flott geschicht as,falls nach net gelies,”die Geschichte vom Herrn Sommer” vum Süskind.
Die Parallelen sind mir nicht entgangen, ich kenne das Buch von Patrick Süskind…
Der kleine Unterschied ist aber, dass das Buch gute zehn Jahre nach dieser Begebenheit herauskam.
Ich hätte gleich ein Buch darüber schreiben sollen… 😉
ech hun beim Liesen vun denger Anekdote direkt un d’Buch missten denken.D’as eent vun mengen leifsten.
tjo.wer zu spät kommt den straft das Leben.
😉