Fressen, Kunst und Puderquaste

Das Ende einer Ära

Mit diesem Text habe ich am Samstag dem 13. Oktober begonnen. Und jetzt da ich den an den allerersten Zeilen bin… es wird nicht leicht werden.

Es geht um das Café Philo’soff in Echternach. Die Besitzerin Adelheid ist eine sehr liebe Freundin, die ich so lange kenne, wie sie die Bar besitzt. Was andere erst seit einem oder vielleicht zwei Monaten wissen, weiß ich schon seit weit über einem Jahr. Adelheid wird sich in den Ruhestand zurückziehen und die Bar verkaufen. Allein ihr ist es zu verdanken, dass das Philo, wie es von allen genannt wird, zur einer nicht mehr wegzudenkenden Institution in Echternach wurde, die bis weit über die Grenzen von Luxemburg hinaus bekannt ist.
Das Philo mag vielleicht eine klassische Kneipe sein, in der man im Getränkesortiment nicht mehr findet als in anderen Kneipen, wenn man genau nimmt findet man sogar eher weniger. In den 20 Jahren in denen Adelheid das Regiment führt, hat die Getränkekarte sich kaum verändert. Sämtliche modernen und hippen Alkopops wie Breezer und Konsorten gibt es hier nicht. Ich kann mich erinnern dass, es für kurze Zeit mal Corona Bier gab. Es war aber nach wenigen Monaten wieder schnell verschwunden. Dafür gibt es aber Getränkemixes die es sonst nirgendwo gibt. Ein berühmt berüchtigtes Getränk und bei den Schülern heiß beliebt ist der Früchtemix, bestehend aus Aprikosen-, Bananen-, Orangensaft. Auch die “Ugemachten Drëpp” erfreut sich immer größer Beliebtheit.
Was das Philo so besonders macht ist die Einrichtung. Es ist eine Mischung aus Artdeco und Biedermeier. Dunkelrot gestrichene Wände geben dem ganzen einen gemütliches Ambiente. Da es nur vier Tische gibt, ist das Lokal immer schnell gefüllt. Man drängt sich zusammen und sitzt oft mit wildfremden Menschen zusammen an einem Tisch, die einem nach einer Stunde gar nicht mehr so wildfremd sind. Im Gegenteil, man hat vielleicht sogar neue Freunde hinzugewonnen. Wenn man Stammgast ist, (so wie ich, der beinahe schon zum Inventar gehört) findet man immer jemand zum reden.
Zum lesen gibt es immer verschiedene Tageszeitungen, die Revue, den Spiegel, den Stern oder ein Geo Magazin. Es gibt mehrere Einträge im Blog in denen ich vom Spiegelmontag sprach.
Und? Ist es das bereits? Ja und nein. Das Philo muss man erlebt haben. Es ist dieses altmodische, dieses urgemütliche, die Stimmung die von einem Raum ausgeht, in der es einen alten Holzboden gibt. Es sind die hohen Spiegel an den Wänden durch die man von jeder Ecke aus fast jede andere Ecke einsehen kann. Es ist die Wendeltreppe mit ihrer kleinen Leseecke. Es sind die alten abgegriffenen Brett- und Würfelspiele. Es ist die Musik die von Buddha Bar über Jazz bis Blues geht.
Es sind Erinnerungen die an laue Abende auf der Terrasse im Hinterhof im Sommer. Der Geschmack eines heißen Kakaos an einem eiskalten Winternachmittag. Das kühle Bier im Sommer auf der kleinen Terrasse vorne während dem man den Touristen beim Stöbern im Souvenirladen gegenüber zuschaut. Die unzähligen Geschichten, Gespräche über alles und nichts. Die verrücktesten Abende an denen wir Tränen gelacht haben, sowie traurige Ereignisse die alle ein Stück näher zusammenrücken ließen.

Und während ich dies schreibe, fallen mir tausende von kleinen Geschichten von Dingen und Menschen ein die alle mit dem Philo zu tun haben und ich habe einen Kloß in Hals…

Am 26. Oktober öffnet das Philo zum letzten Mal seine Tür.
Wie es danach weiter geht weiß noch niemand. Die Chancen stehen gut dass die Bar im “Philo”-sinne weitergeführt wird. Aber davon erzähle ich wenn es soweit ist.

Eine kleine Linkeliste mit Fotos vom Philo:
Der Eingang
Der Hinterhof
Ein Freitag Abend
Der Hinterhof im Sommer
Weihnachten vor 2 Jahren als der Weihnachtsbaum an der Decke hing
3 Fotos im November 2005
Der Blumenstrauß auf dem Ofen
Der Eingang im Sommer
Der Hinterhof (anderer Blickwinkel)
Karneval 2005
Der Souvenirladen von der Terrasse aus gesehen
Tische und Stühle

5 Kommentare

  1. Chris

    Schéin.

    Ech mengen, ech gehéire réicht zënter bësse méi wéi 3 Joer zum Inventar, a kann dofir wahrscheinlech net op souvill wonnerbar Geschichten zréckblécke wéi s du, mee et stëmmt och mech traureg, dass d’Adelheid an enger Woch ophält. (Emsou méi vu dass ech a Schottland sëtzen an net “Äddi” soe kann.) Anerersäits huet et natierlech och Zäit fir sech verdéngt. Hoffe mer, dass de Philo de Philo bleift, och wann dat wichtegst feelt.

  2. Heike

    es war mit einer der ersten Kneipen, die ich besucht habe. Bin damals von Bollendorf oft hingetrampt …vor mehr als 27 Jahren, war 16 und die Welt war groß.
    Der damalige Besitzer hiess glaube ich “Suckel” 🙂
    Habe später auch viele schöne Abende dort verbracht…zuletzt war ich dort vor ca. 9 Jahren… kann ich selbst kaum glauben, da ich in Trier wohne und die Zeit davonläuft…
    hoffentlich wird die Kneipe einen adäquaten Besitzer finden, da mich nostalgische Gefühle überrumpeln.

  3. Sandra Kass

    hey Joel,
    merci fir desen Text.

  4. Sandra Kass

    weesde, amfong wollt ech net mei soen ewei “merci”, net zulescht fir net melodramatesch ze gin. Enfin. Et as wouer, Café’en kommen a gin, mee de Philo as en grousst Steck “Doheem” zenter dat ech 14 Joer aal sin an soumat fir mech perseinlech ouni Beispill. Deemols hätten mer all nach net dierften dobannen setzen, mee wellkomm, daat waaren mer vun der eischter Minutt un.An daat as waat de Philo fir mech ausmecht an wei ech dess Plaatz fir emmer well behaalen: als eng Plaatz wou ech, egaal wei ech drop war, ob ech lo Loscht op Leit haat oder einfach just liesen wollt, bedengungslous wellkomm war. Ech hun dobannen wei op soss kenger aanerer Plaatz Frendschaften geschloss an gepflegt. Lycéeszait war (zum Gleck) zaitlech begrenzt, mee mir sin dach praktesch all zreckkomm op eng Pasch an e Beier an hun ons mat deenen neien jonken Philosgänger vermescht.
    D’Fro wei ech mer wärt dei nächste Keier viirkommen wann ech zu Iechternach sin,(ech liewen elo zu Wien), well ech mer net sou richteg duerch de Kapp goen loossen. Well et war 14 Joer laang dei normalsten Saach vun der Welt en Rendez-Vous am Philo ze hun.
    Trotz der Trauer fannen ech dat d’Adelheid eng schein Pensioun verdengt hued. Den Schweierpunkt lait fir mech vun dohier och net op dem Fait dat de Café zoumecht, mee berout dorops dat vill Menschen däraart gudd Souvenier’en un daat onbestreidbaart Härz vun Eechternoach am selwechten wärten weider behaalen.Daat zielt.
    Sou.Melodrama.Soot ech jo.
    🙂

  5. federico

    Vill bleift nët méi zesoen, ech schléissen mech deenen anren un. Och ech sin zwar keen “Urgestein” vum Philo gewiecht, sin ech dach réit ab 4eme, also seit 3-4 Joër réigelméisseg dohinner gaang. Mee ech wosst direkt, wéi ech ‘t éischt Kéier dobanne war: dat heiten gëtt et nëmmen eemol, an ech giff sëcher rëmkommen. An sou war et och ..
    Jo, et gi vill aner schéi Caféën, mee et kënnt einfach näischt un de Philo, an vrun allem un d’Ambiance dobannen run. Ech hun et och wierklech immens fonnt, wéi d’Adelheid senge Gäscht vertraut huet: keng Rechnung, zum Schluss sot een einfach wat een konsomméiert huet an et war gudd; ech woen ze behaapten dass sou eppes remzefannen haut sou gudd wéi ausgeschloss ass. Jo, hei huet een sech doheem gefillt, ob et engem gudd oder schlecht gaang ass.
    Et war wierklech iergendwéi selbstverständlech ginn, freides an de Philo ze goen. An ëmsou méi schwéier ass et lo, wou en zou ass, wierklech ze realiséiren dat een eben lo nët méi kann dohin goen … De Philo war eben méi wéi nëmmen e Café.
    Den läschten Owend war op alle Fall gelongen vum Ufank bis zum Schluss, an ech mengen jiddren hat um Wee fier heem herno e luscht Gefill am Bauch … Ech hoffen dem Adelheid huet déi läscht Soirée grad sou gudd gefall wéi senge Gäscht, an un der Unzuel vu Leit déi präsent waren huet een och rem gudd erkannt, wéi beléift de Philo war.
    Soit, d’Adelheid huet d’Pensioun definitiv verdengt. Ech soe merci fier déi 4 Joër, dei am Fong nëmmen mat gudden Erënnrungen gefëllt sinn…

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