Fressen, Kunst und Puderquaste

Der Abschied

Ich habe selten so lange überlegt wie ich anfangen soll über dem letzten Abend des Philo zu schreiben, jetzt wenige Stunden nachdem die Türen endgültig zu sind. Besonders im Hinblick auf das Lob das ich für den vorherigen ‘Philo’ Text von Sandra Kass bekam, NICHT melodramatisch zu sein. ( Sie war es übrigens in ihrem sehr schönen Kommentar hier umso mehr, aber das ist mehr als ok, denn alles was sie dort sagt können hunderte anderer blind mit unterschreiben)

Ich kam recht spät vom Drehtag zurück weil man dort ebenfalls eine kleine Feier für die Crew bei Drehschluss organisiert hatte. Ich kam somit erst gegen 11 Uhr im Philo an. Der Hinterhof, die Bar und die Straße war brechend voll mit Leuten. Bis ich mich endlich durch die Menge bis zur Theke gedrängt hatte, hatte mir irgendjemand ein Plastikbecher mit Bier in die Hand gedrückt. Alle Getränke waren aufs Haus. Es spielte ein Zigeunerband live. Und während ich mich weiter durch die Menge schob sah ich mir die Gesichter an. Alle kamen mir bekannt vor. Alle die kommen konnten waren da. Es fühlte sich an wie das Treffen einer riesengroßen Familie. Jeder stieß mit jedem an und strahlte um bei diesen letzten Abend noch dabei sein zu dürfen.
Und mittendrin Adelheid, die an diesem Abend nicht arbeitete sondern mitfeierte. Sie konnte keinen Schritt tun ohne in Arm genommen oder geküsst zu werden. Immer wenn sie irgendwo vorbeikam blitzten Fotoapparate auf.

Ich bin nicht bis zum bitteren Schluss dort geblieben, weil ich zu müde war und weil ich wahrscheinlich losgeheult hätte.
Für den Rest lasse ich Bilder sprechen.


Die Zigeunerband


Adelheid und ich (leider ohne Blitzlicht)


Einer der unzähligen Momente, wo sie ganz viel gekunddelt wurde


Auch für diese Art von Foto musste sie unzählige Male grade stehen.

Man hat mir noch weitere Fotos versprochen. Wenn ich sie habe werde ich sie alle hier einsetzen.

4 Kommentare

  1. Chris

    Hach, wie werd’ ich es vermissen. Schade, dass ich nicht dort sein konnte.

  2. Reiner

    Alle Nostalgie in Ehren. …. War anfangs echt eine interessante Sache. Hatte eine gewisse anarchisch-alternative Aura mit den inhärenten Begleiterscheinungen. Die beste, weil prägende Ära war von 78 bis 84 als sich die bestimmenden Protagonisten (Fernand Guelf, Marial Loutsch (Suckel) und Marc Kleyr) nach Luxemburg als Betreiber des Melusina verabschiedeten. Von diesem Moment an ging die Entwicklung mit gewissen Unterbrechungen in Richtung Mainstream. So wurde die initiale Idee immer mehr von den Zwängen der Lebenswirklichkeit eingeholt und das Flair des Besonderen ging weitgehend verloren. Dies machte sich insbesondere durch einen Verlust von Gesprächs- und Streitkultur, die anfangs ein bestimmendes Moment waren, bemerkbar. Ich persönlich habe daher seit nunmehr 15 Jahren auf die Frequentierung des Lokals bis auf zwei, drei Fälle verzichtet. Es ist zu hoffen, dass es neuen Betreibern gelingt den Geist der frühen Jahre zu reaktivieren.
    Bin gespannt.

  3. Joël

    @Reiner
    Wenn man im Philo an dem ,ich nenne ihn jetzt mal 68er Zeitgeist, festgehalten hätte, würde es schon lange nicht mehr bestehen.
    Die ‘jungen Wilden’ von heute mit ihren Ideen und Vorstellungen gehen heute ins Philo. (äh…ich meine, ‘gingen’)
    Du bist alt geworden, Reiner, vergiss das nicht. 😉
    Deine Kids gehen jetzt dorthin, bzw. gingen.

  4. Reiner

    Oh, ja alt bin ich geworden. Besonders morgens beim Aufstehn. Ich hoffe darauf noch sehr viel älter zu werden….In gewisser Weise ist es eine Studenten- oder besser Schülerszene, die sich dort sammelt. Aber der Anspruch zumindest den Versuch einer Erklärung für das Zeitgeschehen oder eine substanzielle Kritik an diesem zu üben, wurde ab einem bestimmten Moment nicht mehr verfolgt. Wodurch unterscheidet sich denn die “Jugend” von den anderen Zeitgenossen, wenn nicht durch ihren Anspruch auf Veränderung? Es gibt sie nicht, die “jungen Wilden”. Der Wohlstand und die Trägheit haben die Wildheit eingeschläfert…..

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