Fressen, Kunst und Puderquaste

Möchtegernpunk

Ich bin müde. Es macht sich eine Grundmüdigkeit schon seit Wochen breit, die nicht einfach mit einer Nacht gutem Schlaf aus der Welt geschafft ist. Sie geht tiefer. Ich weiß woher sie kommt und auch warum sie nicht weggeht. Sie hat insgesamt drei Ursachen. Zwei davon kenne ich seit jeher; das schiere Volumen an dienstlichem Zeug und meine Wetterfühligkeit. Die Dritte ist auch nicht unbedingt neu aber wurde mit den Jahren immer konkreter. Ich werde alt. Und es ist die dritte Ursache, die mir am meisten zu schaffen macht. Oft schelte ich mich selbst, dass ich mich nicht so anstellen soll. Das hat doch alles „früher“ geklappt wie am Schnürchen. Warum fühlt sich das heute wie ein riesiger Aufwand an? Ich mag es nicht detaillierter schildern, denn es ist oft die Kombi diverser dienstlicher Dinge, die es schwer machen, meinem selbstvorgeschriebenem Perfektionismus gerecht zu werden. Die Lösung wäre alles lockerer anzugehen. Doch der Grad zwischen alles ganz Locker und Gleichgültigkeit ist mitunter sehr schmal.

Als ich den Abschnitt oben schrieb, fiel mir noch ein Grund ein, der aber gesellschaftspolitischer Natur ist. Aber damit würde ich ein viertes Fass aufmachen und das würde einfach zu weit führen.

Schluss damit! Kommen wir zur Berichterstattung.

***

Ich hatte Mühe wach zu werden. Ich hatte mir in weiser Vorraussicht den Wecker gestellt, was mir zugute kam, aber Aufstehen wollte ich trotzdem nicht. Ich stand gleich in der Früh Dienstliches an.

Anschließend ging es zum Wochenmarkt. Dort traf ich die D. auf einen Kaffee im Renert und ein Mittagessen in der Casa Gabriele. Ich erzählte ihr von seltsamen Nachrichten auf Facebook und Kommentaren im Blog, die ich seit vorgestern bekam. Zuerst dachte ich, dass es wieder ein Bot wäre oder ein Spamer. Als ich dann die gleiche Nachrichten auf Instagram bekam, war mir klar, dass sich da jemand unbedingt mit mir in Verbindung setzen wollte. Als ich mir das Profilfoto dann genauer anschaute, wusste ich, wer es war. Oh, mein Gott! Es war eine Schulfreundin, die ich seit 40 Jahren nicht gesehen hatte. Große digitale Wiedersehensfreude. Sie schickte mir ein Foto, das ich hier unbedingt zeigen muss:

Der Möchtegernpunk in der Mitte bin ich. Ich war 17.

Wir verabredeten uns für Sonntag.

Anschließend tätigte ich noch ein paar Einkäufe für das Wochenende.

Am Abend war ich mit der A. zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Ich schwor mir nicht, steinalt dort zu werden. Es war dann doch sehr lustig und ich blieb länger als gedacht. 

2 Kommentare

  1. Kaltmamsell

    Oh mein Gott das Foto muss in den Lexikoneintrag: “Die 1980er”!
    Punk in Weiß? So 80er!
    (Die Pumps! Die Frisuren! Die Espandrilles! Der Glitzergürtel! Der hochgestellte Jackenkragen!)

  2. ClaudiaBerlin

    Da du noch arbeitest, nehme ich an, dass du unter ca. 65 bist – also nicht soooo alt. Ich glaube nicht an zwangsweise Müdigkeit durch Alter, eher an den Unwillen, Zeit mit Dingen zu “verschwenden”, die man nicht wirklich gerne tun will. Das kann sich dann wie Müdigkeit anfühlen, denn Müdigkeit ist gesellschaftskompatibler als “ich mag nicht”.

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