Den Freitag verbuchen wir unter Dienstlichem, das nicht so ging wie geplant, und darum hatte ich am Samstag erfreulicherweise frei.
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Am Samstagmorgen hatte ich einen Beratungstermin mit einem jungen Mädchen mit Down-Syndrom, bei dem sich aber herausstellte, dass sie schon Anfang 30 ist, aber gar nicht so aussieht. Für gewöhnlich mache ich solche Beratungen nicht, aber hier machte ich eine Ausnahme. Ihre Mutter hatte mich angerufen, weil sie sich unwahrscheinlich gerne schminkt aber viel zu viel aufträgt. Ich machte einen Termin mit beiden aus im Kiko Laden im Auchan. Das war für einen Samstagmorgen der beste Ort, denn dort ist nie so viel los. Ich war ein wenig früher da, erklärte der Verkäuferin, wer ich bin und was ich vorhabe und sie war mit allem einverstaden. Am Anfang war die L. noch ein wenig scheu, doch nach ein paar Minuten war sie aufgetaut und fiel regelrecht in ein Makeup Fieber. Wir suchten Farben aus und ich zeigte ihr Techniken die sie selbst hinbekommt. Ich zeigte ihr auch dass man vieles mit den Fingern machen kann. Da sie Brille trägt zeigt ich ihr auch wie man mit einem Handspiegel arbeiten kann.
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Was ich an diesen Menschen liebe, ist die 100% echte Emotion, Dankbarkeit und Freude die zurückkommt. Da ist nichts gespielt oder vorgetäuscht.
Es gab anschließend nach eine Tasse Kaffee bei Oberweis und dann machte ich mich auf, zu den eigenen Besorgungen. Eine Glückwunschkarte zum Geburtstag musste her, weil ich Abends eingeladen war. Ich fuhr zurück in die Innenstadt, die für einen Samstag erstaunlich leergefegt war, was aber den Faschingsferien geschuldet ist, die hier eine Woche früher stattfinden als anderswo.
Im Renert den Mittagstisch mitgenommen. Auf dem Menü stand Bœuf Stroganoff. Doch als man mir das Gericht vorsetzte, war ich ein wenig perplex, weil ich davon ein völlig anderes Bild im Kopf hatte, mit Käse und Schinken, doch dann fiel der Groschen. Ich hatte es mit Orloff verwechselt.
Den Nachmittag verbrachte ich daheim und machte mich fein für die Party am Abend.
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Es war ein sehr lustiger Abend und ich habe so viel gelacht, wie seit langem nicht mehr.
Kurz nach Mitternacht ging es heimwärts. Auf dem Rückweg versuchte ich wieder mein Glück ein Foto von den beleuchteten Köpfen vor dem Palais zu machen. Es gelang so mittel.
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Lieber Joel, Sie haben mir heute morgen so etwas wie Trost gegeben: es gibt noch Gutes in der Welt! Danke, dass Sie der jungen Frau mit fachkundigem Rat halfen. Jeder, der einmal Menschen mit DownSyndrom kennen lernte, weiß um deren besondere Liebenswürdigkeit.
Und warum brauchte ich diesen Trost gerade? Hier findet heute eine Schicksalswahl statt und ich befinde mich in einem Zustand der Angst und Sorge, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft je nach Ergebnis entwickeln wird.