Es entschied sich dann doch schneller als gedacht. Vielleicht haben das die wenigsten in den Kommentaren mitbekommen. Ich werde doch zur re:publica reisen, einerseits weil ich es zu sehr vermisst hätte und andererseits weil es dort eine Job Opportunity geben wird, von der ich sehr stark hoffe, dass sie zustande kommt. Sie hat aber nur indirekt mit der re: zu tun. Also buchte ich schon mal die Reise. Das Hotel wird die Tage folgen. Wer mich kennen lernen will: Die re:publica ist von 26-28. Mai.
Um 11:00 Uhr, wie alle drei Wochen, der Friseurtermin. Es wurde diesmal kürzer und struppiger.

Mein Friseur war begeistert, weil er endlich etwas anderes machen durfte. Ob es mir so gefällt, sehe ich morgen, wenn ich es föhnen muss.
Mittagessen gab es bei Namur. (Kenner sehen das oben im Foto) Ich war schon länger nicht mehr dort. Und schon beim Eintreten merkte ich, dass etwas nicht stimmte.
Irgendwo in den Tiefen des Blogs ist ein Ehepaar versteckt, das ich einmal erwähnte. Ein älteres Ehepaar, beide immer einwandfrei klassisch elegant gekleidet. Er immer im Anzug, sie immer entweder im Zweiteiler mit Rock und Jackett oder Bluse und Rock. In Hosen habe ich sie nie gesehen. Als ich 2013 in die Stadt umzog, war eine meiner erster Anlaufstellen für dem Mittagstisch, die legendäre Konditorei Namur, die ich schon aus meiner frühen Jugend kannte. Wir gingen immer hin un eine richtig gute heiße Schokolade zu trinken, mit richtiger Sahne, die sonst nirgendwo üblich war. Da befand sich das Restaurant noch im ersten Stock. Seit der Pandemie ist das Restaurant ins Erdgeschoss gezogen. In dem kleinen Erker im ersten Stock mit den großen Fenstern, von dem man die ganze Kreuzung überblicken kann, stand ein Tisch, der immer fertig eingedeckt war und an dem immer das Ehepaar zu Mittag ass. Herr und Frau P. Ich glaube ich habe den Tisch selbst vielleicht ein oder zwei mal bekommen. Von dem Tisch übersah man das ganze Restaurant, aber auch das Geschehen draußen, ohne gleich im Blickfeld von jedem Passanten zu sein. Mit den Jahren lernte ich das Ehepaar, wenn auch nur sehr oberflächlich, kennen. Wir grüßten uns und sprachen übers Wetter, mehr nicht. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal mit der D. über sie sprach, als es im das Thema ‚Unikate der Stadt‘ ging.
Als ich heute kam, und ich gehe weitaus weniger oft hin, als noch vor Jahren, merkte ich sofort dass der Tisch der beiden nicht eingedeckt war. Als ich die Bedienung nach den beiden fragte, machte sie ein trauriges Gesicht. Er sei schon eine Weile im Altenheim und sie kam noch ab und an aber nicht mehr jeden Tag. Sie ist im Februar verstorben und ihn haben sie seitdem nicht mehr gesehen. Als ich fertig gespeist hatte unterhielt ich mit einer der Bedienungen, die A., die schon dreißig Jahre dort arbeitet. Sie bekam feuchte Augen. Sie hätte die beiden gekannt vom ersten Tag. Und damit weitere Lebensgeschichte findet ihr Ende…
Es war wunderschönes Wetter und ich machte auf, auf eine Terrasse, die jetzt noch in der prallen Sonne war; die Renert Terrasse. Während einem Kaffee schrieb ich hier schon mal vor.
Doch irgendwann merkte ich, dass es mir nicht so besonders ging; die Medikamente vom ORL lassen grüßen. Da ich am Abend noch einen weiteren Termin hatte, beschloss ich daheim mich ein wenig hinzulegen und zu lesen.
Die N. holte mich ab und wir fuhren ins TOL, ein kleines Theater ein wenig außerhalb in Bonnevoie. Auf dem Programm die Weltpremiere von Foxfinder von Dawn King auf Französisch. Ich hatte mich vorab ein wenig über das Stück informiert, weil ich es gar nicht kannte. Zum einen gewann es vorab schon mal den Papatango Playwriting Price und das versprach so einiges. Das englische Stück ist von 2011 und wurde 2014 ins Deutsche übersetzt, aber jetzt erst auf Französisch. Eine dystopische Story über eine Gesellschaft die sich ein Feindbild, in Gestalt des Fuchses geschaffen hat, der an allem Unglück der Menschheit schuld sein soll. Ich sah ein wunderbares Stück gespielt von vier sehr guten Darstellern auf einer winzig kleinen Bühne die von ihrer Wandelbarkeit sechs oder sieben verschiedene Dekors hergeben musste und das erstaunlicherweise klappte.
Kurz nach Mitternacht war ich daheim.
HURRA!
(Natürlich zum re:publica-Besuch, nicht zum Verschwinden des Paares.)
😘 Ja! Davon war ich ausgegangen. 😂