Die Erkenntnis des Tages: Arbeit am PC ist auch Arbeit. Das kommt jetzt vielen seltsam vor, denn sie machen den ganzen Tag nichts anderes. Ich jedoch fühle und werte es nicht als solches.
Es kam durch ein Gespräch mit einer Darstellerin zustande, die mich fragte was ich denn den ganzen Tag so gemacht hätte.
Ich hatte eine lange schwierige Mail geschrieben, die mich Kraft gekostet hat, weil ich unter keinen Umständen ungehalten, herablassend oder gar frech werden wollte, obwohl es meiner Meinung nach mehr als angebracht gewesen wäre. Dabei war es eine Mail an eine Person, die ich schon sehr lange kenne und von der ich annahm, dass sie mit den Jahren es besser wissen müsste, anstatt sich in künstlerische Entscheidungen einzumischen, in der sie schlicht gar nichts zu sagen hat.
Es gab noch andere Schreibarbeit die mich ebenfalls auf Trab hielt. Und als ich alles fertig hatte, kam es mir vor dass ich den Tag zur Hälfte vergeudet hätte, weil ich nichts Handfestes vorweisen konnte.
Fazit: Schreibarbeit ist sehr wohl Arbeit, aber sie ist irrsinnig unbefriedigend und gibt mir kein Gefühl gibt etwas umgesetzt zu haben. Zudem werde ich nicht dafür bezahlt. Dabei hat sie in den letzten Jahren gewaltig zugenommen.
Ich könnte jetzt noch ein zweites Fazit schreiben, was mir schon lange als unausgesprochner Gedanke im Kopf herumschwirrt, aber damit werde ich mir viele Feinde machen…
Am Abend dann eine Dienstrunde die ohne Vorkommnisse verlief. Danach hatte ich Hunger. Sushi um Tzkuii mit vorab einem Mojito.

Später rief die N. noch an, da sie im Theater gewesen war. Es ging auf einen letzten Absacker ins Bovary.
Kurz vor Mittnacht hörte man in meinem Wohnviertel den Plumps eines Körpers der ins Bett viel.
Jetzt binnich neugierig auf das zweite Fazit. Spannend, dass Du Computerarbeit so für dich einsortiert, bei mir ist es das „reden“, das mir oft so unproduktiv vorkommt, aber halt doch auch wichtig ist
Das zweite Fazit wäre eines wo ich jetzt nur für den Kunst- und Kulturbetrieb sprechen kann. Wie es in anderen Sektoren aussieht, weiß ich nicht. Als ich vor fast 30 Jahren darin startete, war der Verwaltungsaufwand um 75 % weniger als heute. Inzwischen haben diese Monster an Verwaltungsapparaten eine solche Wichtigkeit bekommen und die Menschen, die darin arbeiten, fühlen sich so unabdingbar, dass sie glauben, ohne sie könnte zum Beispiel ein Theater nicht funktionieren. Diese Annahme ist schlichtweg falsch. Wir, die Kunstschaffenden unterstehen nicht der Verwaltung, sondern die Verwaltung sollte uns zu Diensten sein. Wenn es die Künstler nicht gäbe, gäbe es auch kein Theater. Das ist etwas was viele in diesen hoch stehenden Positionen vergessen haben.
Seit einiger Zeit besteht ein gewisser Teil meiner werktäglichen Arbeit aus Lesen und Nachdenken und es fällt mir bis heute schwer, dabei kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich „eigentlich nichts mache“.
Für mich ist „Arbeit“ immer mit Aktivität (dazu gehört allerdings auch Tastaturgeklapper) verbunden.
Bei mir ist es so eine kindliche Prägung („Arbeit“ war da ausschließlich körperliche Arbeit) und ich finde ich es immer wieder faszinierend, wie wir Menschen da so ticken.