Bevor ich mich der Überschrift widme, kommt erst die Tagesberichterstattung.
Am Morgen traf ich die F, die ich bereits am Tag davor gesehen hatte, auf der Geburtstagsparty der Theatertruppe. Ich hatte sie schon sehr lange nicht mehr gesehen. Sie wohnt in Österreich und ist nur noch selten in Luxemburg. Wir trafen uns auf dem Wochenmarkt in der Stadt. Es gab sehr viel zu erzählen von beiden Seiten. Ein wenig später kam auch die D dazu.

Der hatte ich versprochen, dass ich am Nachmittag mit ihr ins Kino gehe, um einen Film anzusehen, der allein vom Titel her keine leichte Kost werden würde. Das Verschwinden des Josef Mengele:
Der Kriegsverbrecher Josef Mengele (August Diehl), der im KZ Auschwitz tödliche Experimente an Gefangenen unternahm, flieht nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nach Argentinien und später nach Paraguay und Brasilien. Auf zwei Zeitebenen erzählt der Film von der Flucht Mengeles durch Südamerika in den 1950ern und von einem Wiedersehen mit seinem Sohn Rolf Mengele (Max Bretschneider) in den 1970ern.
Am Anfang fühlt sich der Film ein bisschen wie ein Film Noir an, über einen Spion oder einen verdeckten Ermittler. Was recht gut funktioniert, sind die zwei Zeitebenen die eine in den 1950er Jahren, die andere zu einem späteren Zeitpunkt als der Sohn seinen Vater aufsucht. Es gibt immer wieder Rückblenden auf Mengeles Flucht zwischen den verschiedenen südamerikanischen Staaten und dann die Konfrontation des Sohnes mit seiner Vergangenheit. Dazwischen gibt es auch Szenen (in Farbe) aus den Konzentrationslagern, die teilweise schwer zu ertragen sind. August Diehl ist hervorragend in der Rolle von Mengele. Das gilt übrigens für alle Darsteller.
Die Schwierigkeit des Films ist es eine Figur wie Mengele nicht vollends als das Böse in seiner reinsten Form darzustellen, sondern auch eine menschliche Seite zu zeigen. August Diehl ist erschreckend gut darin, den jungen sowie den alten Mengele zu verkörpern. Er beherrscht den bösen Blick und die Wutausbrüche genauso wie die Darstellung der zittrigen Gebrechlichkeit im hohen Alter. Doch genau im Zeigen beider Seiten des Mengele liegt auch das Problem des Films. Wahrscheinlich ist es unmöglich, einen Film über eine solche historische Person zu drehen, ohne diesen Widerspruch aufzulösen. Der Film bietet ein Ende an, in dem Mengele von seinen Dämonen heimgesucht wird. Das ging mir vom dramatischen her eine Idee zu weit. Es gab so viele starke Momente davor, als der Sohn ihn verlässt, wo man den Film auch schon zum Ende hätte bringen können.
Ein sehenswerter Film, aber es ist keine leichte Kost.
***
Werbefundstück:

Was die armen Ärzte so alles hassen müssen. Gibt es immer noch welche, die auf den dummen Spruch hereinfallen? Oder andersrum, warum sind die so überzeugt davon, dass ich etwas mögen soll, wenn mein Arzt es hasst? Mir erschließt sich dieser Gedankengang nicht. Oder richtet sich die Werbung ausschließlich an Menschen mit Konspirationshintergrund?