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Fressen, Kunst und Puderquaste

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Chocolate House & Bovary

Wochenmarkt

So oft gehe ich nicht am Chocolate House vorbei. Aber da heute das Wetter unerwartet gut war und ich schon eine Weile in Renert draußen saß, führte mich mein Weg dorthin.

Ich hatte schon seit sehr lange keine heiße Schokolade mehr von Nathalie Bonn. Und es war genau das Richtige. Sie ist quasi die Erfinderin dieser Art von heißer Schokolade, die an einem Löffel befestigt, in heiße Milch getunkt wird und dann umgerührt wird, bis der Klotz sich aufgelöst hat.

Im der Galerie vom Ratskeller läuft zur Zeit eine Ausstellung mit Videoprojektionen von Wang Bing, Rahmen des Filmfestivals. An einer davon blieb ich kleben. Fengming, ein dreistündiger Monolog einer jetzt alten Frau, die in ihren jungen Jahren engagierte Journalistin war und an die Revolution in China glaubte. Eine ziemlich herzzerreißende Geschichte, die ich mir aber nur für eine Weile ansah, ich wollte nicht den ganzen Nachmittag dort verbringen. Aber ich muss mir das noch einmal genauer ansehen, denn die knappe Viertelstunde die ich mir ansah ging mir sehr nahe.

Wieder daheim, legte ich mich kurz hin, denn so gut hatte ich die Nacht über nicht geschlafen.

Am Abend war ich mit der A. und Freunden von ihr, die aus Paris angereist waren im Bovary.

Es war ein schöner Abend. Eine Großfamilie hatte ihre zwei noch sehr jungen Söhne dabei, (Ich glaube sogar dass es Zwillinge waren) die den Abend über vierhändig am Klavier saßen. Die beiden hatten ein Repertoire von modernen Gassenhauern, das sie alles auswendig aus dem Kopf spielten. Es war unglaublich.

***

Als Kind kann ich mich erinnern, dass es Sandwicheis hier in Luxemburg gab, mit zwei richtigen Waffelscheiben, die man erst drauflegte, wenn man das Eisausgepackt hatte. Zudem musste man schnell sein mit lecken, dann das Zeug schmolz schnell weg an heißen Tagen.

Emmy machte einen Test mit Eiscremesandwichsorten, die alle versprechen dass sie nicht schmelzen wenn man sie bei Raumtemperatur lagert. Es liegt, und das ist kein Geheimnis, an einer Reihe von Stabilisatoren in From von Gummizusätzen, die mir, als sie sie von den Packungen ablas, alle sehr bekannt vorkamen. Die gibt es auch in Europa.

Das bestärkte mich wieder in meiner Überzeugung, kein Eis mehr aus Tiefkühltruhe zu kaufen, sondern es selbst herzustellen oder in der Eisdiele meines Vertrauens zu kaufen, von der ich weiß, dass sie es selbst herstellen.

Im Frühtau…

… oder der frühe Vogel fängt… sich eine. In diesem Fall fing ich mir eine, gewissermaßen.

Reparaturtermine sind ein Unterfangen das eher einem Gipfeltreffen ähnelt, fast so wie ein G8. Man ruft ein Call Center irgendwo im „Kirgistan“ an und man ist schon überglücklich, wenn die Wartezeit nur ein paar Minuten beträgt. Man gibt alles an, Reparaturadresse, die Elektroapparate, was daran kaputt ist, Telefon, Email, Schuhgröße… Dann wird man auf einen weiteren Anruf der eigentlichen Reparaturfirma verwiesen, die dann erst den Termin vereinbaren. Das dauert dann nochmal eine Woche. (Und allein beim Schreiben dieser Zeilen, merke ich schon wie mein Blutdruck steigt. Dabei habe ich kein Blutdruckproblem)

Der zweite Anruf folgte Anfang dieser Woche. Und Termin war dann am Freitagmorgen, wobei man mir aber keine genaue Uhrzeit sagen konnte. Man versprach mir sich 30 Minuten vor dem Termin zu melden.

Ich stellte den Wecker auf 6:30 damit ich wenigstens in Ruhe duschen und ein Kaffee trinken konnte. Kurz nach 8:00 Uhr ging ich aus dem Haus. Ich sollte hinzufügen dass das alles sehr früh für mich war. Ich bin ja vom dienstlichen her eher Abend- und Nachtstunden gewohnt.

Natürlich hatte man nicht aufgeschrieben, dass ein Anruf 30 Minuten vor der Zeit gemacht werden sollte und der Techniker rief erst an, als er schon vor der Tür stand. War ja klar. Ich war dann aber in knapp fünf Minuten da.

Der Techniker war übrigens ein älterer sehr netter Herr. Natürlich hatte er die Ersatzstücke nicht dabei. War ja klar. Der Termin dauerte dementsprechend nicht lange was wiederum erfreulich war. Weniger erfreulich dass war, dass man die Teile erst bestellen muss, dass das zehn Tage dauert wird und sich dann wieder jemand melden wird, für einen weiteren Termin. War ja klar. *seuftz* Fortsetzung folgt…

Ich hasse nichts mehr als ein derartig aufgebauschtes Hin- und her. Also versuchte ich an etwas Schönes zu denken. Ich ging durch Straßen und über Plätze wo ich schon länger nicht mehr gewesen war. Es hat sich manches verändert hier in meinem alten Viertel. Und da ich plötzlich zur ungewohnt früher Zeit ein paar freie Stunden hatte und das Wetter sich auch hielt und ich eine noch ziemlich leere Stadt erlebte, war das irgendwie schön und ungewohnt.

Bei Namur gab es ein Kaffee und eine Achtchen

… und ich schrieb schon mal in großen Teilen hier vor.

Auf den Rückweg entschloss sich das Wetter nicht mehr mitzumachen und schenkte uns über den gesamten Nachmittag Nieselregen. War ja klar.

Am Abend beschloss ich mir was Gutes zu tun und ging allein in die Skybar. Ich hatte auch nicht wirklich Lust auf Gesellschaft. (Little did I know…)

Das Menü:

Der Lachs links unten war der beste Lachs seit langem. Die Soße hatte eine gewisse Schärfe (anderen wäre dabei schon die Schädeldecke weggeflogen), was mich sehr freute. Seit einigen Jahren bin ein großer Fan von Pfeffer, Chili und Co. Und immer wenn man sich in der europäischen Küche traut etwas schärfer zu machen, freut mich das ungemein. Ich kann nicht sagen wann das angefangen hat. Es war wahrscheinlich, als ich entdeckte wieviele Pfeffersorten es gibt, die alle völlig unterschiedlich schmecken und riechen. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Held der eine Carolina Reaper mampft und sich dabei total happy fühlt. Das ist nämlich ausgemachter Blödsinn.

Und so seltsam und früh wie der Tag begonnen hatte, so schön endete er. Nichts macht mich glücklicher als gutes Essen.

Ich dachte noch: „Ach, schau doch kurz im Letz Boys vorbei. Wenn es so ist wie letzte Woche, ist eh niemand da den di kennst, außer den Barman.“

Tja, dem war nicht so. Aber ich beherrschte mich und es wurde nicht zu spät.

Telefonate

Einen interessanten Beitrag übers Telefonieren im Techniktagebuch via die Kaltmamsell entdeckt. Was mich da am meisten wunderte war der Umstand dass Handytelefonate innerhalb Deutschland quasi kostenlos ist, es aber günstiger ist per WhatsApp ins Ausland anzurufen. Das müsste aber der europäischen Gesetzgebung nach genau so viel bzw. wenig kosten muss wie ein inländischer Anruf. (Ich meine damit ‚richtige’ Anrufe die mit Zeitvolumen abgerechnet werden, nicht mit Datenvolumen.) Dazu sind seit etlichen Jahren schon alle europäischen Netzanbieter per Gesetz verpflichtet. Oder?

Ich habe das gut in Erinnerung, weil das damals die luxemburgische Europakommissarin Viviane Reding durchgesetzt hat und sie dafür hier sehr gefeiert wurde. Auch der Datenverbrauch im Ausland darf nicht teurer verrechnet werden.

Oder verwechsle ich da was?

***

Apropos telefonieren: ich musste gleich am Morgen eine ganze Reihe an Anrufen und Emails bestreiten. Nächste Woche wird wieder, mit ein paar wenigen Ausnahmen, sehr unverblogbar. Inzwischen habe ich das Gefühl das fast 50% der dienstlichen Dinge sich nur noch am Rechner abspielen. Wenn es nur das wäre was ich eigentlich machen soll, wäre es leichter.

Das zog sich auch weiter bis in den späten Nachmittag. Aber nichts davon hätte ich verschieben können. Dabei hatte ich Anderes vorgehabt. Das brachte mit sich dass sich wieder einiges verschob… Nun ja.

Mittwoch mit Joseph Kutter

Kurz vor Mittag gingen die D. und ich ins Staatsmuesum um eine Ausstellung über einen bekanntesten luxemburger Maler zu sehen; Joseph Kutter. Kutter wurde nur 46 Jahre alt und seine Kunst fand zu seiner Anfangszeit wenig Beachtung. In späteren Jahren war er jodoch Mitbegründer der luxemburger Secession. Ja, es gab auch eine hier, wie in allen großen Städten (allen voran Wien)

Kutter wird immer wieder ausgestellt, denn es gibt schon so einiges von ihm. Doch eine reine Portraitausstellung war neu.

Auslöser für die Ausstellung war eigentlich das Bild mit dem Rennfahrer, das sich schon lange im Museum als Dauerleihgabe befand, und jetzt durch ein Crowdfunding auch in seinen Besitz kam. All die Namen die rund um das Bild stehen haben dazu beigetragen, dass das Bild von nun an im Museum bleibt.

Selbstporträt
Selbstporträt

Die drei Frauenporträis veranschaulichten gut wie Kutters Maltechnik sich mit den Jahren änderte. Am schönsten aber fand ich das Bild unten.

Das ist für mich ein typisches ‚luxemburger‘ Gesicht. Der Mann auf dem Bild hat kein Name und doch glaubt man ihn hier irgendwo schon einmal auf der Straße gesehen zu haben. Oder gibt es jemanden in meinem Bekanntenkreis der ihm ähnelt? Ich stand lange davor und versuchte eine Erinnerung dem Mann zuzuordnen. Menschen die lange in Luxemburgen leben, wissen was ich meine. Man kennt ihn, irgendwie.

***

Spass mit KI Gencraft:

Ein Wolperdinger Rabenhase.

Ein Montag und ein Dienstag

Das es die letzten Wochen ein bisschen viel war, hinsichtlich allem, beschloss ich den Montag als absoluten Ruhetag auch im Socializing zu machen. Nur am Morgen arbeitete ich einige Dinge weg die keinen Aufschub duldeten. Ich blieb den ganzen Tag häuslich und verbrachte ihn im Jinbei. Ich las, sah ein bisschen Fern mehr wollte ich nicht.

Dabei wieder festgestellt, dass ich mich wieder auf Pantoffelsuche begeben muss. Das ist jedesmal eine Crux, weil ich was ganz bestimmtes Suche, das möglichst nicht wie ein gefütterter Filzpantoffel sein soll oder nach einem Dampfschiff Birkenstock. Nein, auch keine Crocs…

Den Dienstagmorgen mit einer längeren Einkaufsrunde in benachbarten Ausland begonnen, in einem Dorf in dem auch der größte DM der Welt zuhause ist. Für Großeinkäufe lohnt sich das, vor allem für Haushaltszeug, das um Längen billiger ist.

***

Aus einem kleinen Hintertürchen ganz weit hinten in meinem Kopf, schoß ein Lied hervor und wollte nicht mehr weggehen. Manchmal habe das Gefühl dass es Geister aus der Vergangenheit sind. Das hier ist so ein Song:

Und eine Textpassage verstand ich plötzlich besser als je zuvor.

Some trains they leave in the moming
Some leave in the afternoon
Some trains they leave here
Right on time
And some they just leave too soon
Way too soon

Marc Cohn

Oh ja, way to soon…

Ich vermisse Marc Cohn, er macht ja eh nicht sehr viel. Aber ich könnte ihm ununterbrochen zuhören.

Im Kino: All of us Strangers

Und schon wieder hatte ich einen Serverausfall. Murphys Gesetz will, dass es natürlich an einem Sonntag in aller Herrgottsfrühe passiert, wenn niemand erreichbar ist. Ich hätte das hier gerne schon am Sonntagmorgen hochgeladen. Langsam reicht es.

Der Freitag war mit viel Dienstlichem gekrönt. Eine letzte Vorstellung der Wiederaufnahme von einem Stück das ich schon vor anderthalb Jahren gemacht hatte. Das war alles sehr schön und ein bisschen traurig. Aber so ist das nun mal. Stücke kommen und gehen.

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Am Samstag dann ein Galavorstellung des Programmes Kanner oh Kanner, der MIL Gruppe. Für diese Serie an Konzerten ist die Gruppe um einige Gäste vergrößert worden und ich bekam auch Hilfe in der Maske, sonst hätte ich das nie geschafft. Ich hatte schon einmal hier darüber berichtet.

Da diese Vorstellungen immer schon am frühen Nachmittag sind, hatte ich der D. zugesagt mit in der Vorpremiere das Films All Of Us Strangers mitzugehen.

Paul Mescal ist übrigens in dem Film für einen Oscar nominiert als bester Nebendarsteller.

Der Film reiht sich nahtlos in die Reihe der Filme ein, wie Brokeback Mountain und Call Me By Your Name, in denen ich am Ende wie weinendes Häufchen Elend da saß, weil die Emotionen mir über den Kopf schwappten.

Er basiert auf der japanischen Novelle ‚Stangers‘ von Taichi Yamada. Und bevor ich dies hier schrieb musste ich meiner eigenen Gefühle klar werden und ein paar intelligentere Dinge lesen, als ich sie je zu schreiben vermag.

Ich empfehle zwei Artikel aus dem Guardian. All of Us Strangers review – Paul Mescal and Andrew Scott tremendous in a beautiful fantasy-romance

Einen weiteren Beitrag dazu gibt es hier, den ich aber erst empfehle, wenn man den Film gesehen hat. ‘Brutally honest’ or ‘ham-fisted cliche’? What does All of Us Strangers say about being gay?

Warum der Film mich so umhaute, war der Geschichte des Hautprotagonisten geschuldet, die der meinen in manchen Aspekten sehr ähnelt. Auch dir Auswahl der Musik im Film, schnürte mir die Kehle zu, weil ich genau die gleichen Songs hörte. Am heftigsten aber war wohl das Gespräch zwischen Vater und Sohn, das mir den Boden unter den Füßen wegzog.

Wir brauchten nach dem Film einen Drink und gingen gleich nebenan ins Tender. Wir waren uns beide einig dass zur Zeit grad sehr viele gute Filme anlaufen oder bereits laufen. Da ich nächste Woche wieder ein bisschen mehr Zeit haben werde, wird es wohl eine Reihe an Kinokritiken geben.

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Den Sonntg kann ich dann auch gleich hinzufügen. Er bestand im Wesentlichen aus Unverblogbarem, sprich die Kanner oh Kanner Vorstellung, und mich darüber aufregen dass mein Provider keinen Sonntagsdienst hat, NONDIJÖ !

Ein Tag mit Wurm

Langsam bin ich es leid jeden zweiten Tag mit Kopfschmerzen aufzuwachen. Zudem gingen sie am Donnerstag in Richtung Migräne, was sich gar nicht gut anfühlte.

Ich schluckte brav eine Pille, in der Hoffnung, dass sie in 20 Minuten wirken würde, trank einen heißen Tee hinterher, weil ich dann immer das Gefühl habe, sie löst sich schneller auf und wirkt auch schneller. Aber heute dauerte es länger, aber wahrscheinlich eher der Ungeduld wegen. Ich sollte nämlich dienstlich eine Stippvisite in Saarbrücken machen und musste wegen dem Termin beizeiten los.

Da ich bei diesen Terminen immer die herzallerliebste B. sehe, war der Weg die Mühe wert. Und der Weg war mühsam, denn es regnete ununterbrochen zudem der leicht schwummerige Kopf; nicht schön.

In Saarbrücken dann ging ich ins Osaka, allein diesmal, weil die B. keine Zeit hatte mich zu begleiten.

Köstliches Tempura Gemüse. Irgendwie war das genau das Richtige.

Den mühsamen Weg fuhr ich dann auch wieder zurück. Der Kopf rumorte immer noch leicht. Wieder zurück wollte ich noch Bürodinge erledigen, doch mein Kopf wollte nicht. Also legte ich mich für eine Stunde hin, wo ich aber mehrfach durch Telefonate und SMS geweckt wurde.

Im dienstlichen Teil des Tages verpasste ich eine Chose, die wichtig war. Aber da ich eh den ganzen Tag so sehr neben der Spur lief, war es nicht verwunderlich.

Es gibt Tage da ist echt der Wurm drin.

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Lasst doch mal eine KI neue Namen für Farben erfinden. Wie das genau geht und auf was die KI zurückgreift, steht hier. New AI paint. Ein paar Namen sind sehr… Bum Yellow z.B. Auf deutsch klingt das noch viel lustiger: Gesäßgelb.

Sturmböen & queer.lu

Latente Kopfschmerzen fast den ganzen Dienstag hindurch. Ich quälte mich wirklich durch den Tag und schaffte so just das, was von mir verlangt wurde. Das Wetter war stürmisch und regnerisch, was wohl die Erklärung dafür war. Ich war übrigens nicht alleine, es beklagten sich mehrere Menschen in meinem Umfeld.

Und so schlief ich in der Nacht auf Mittwoch sehr schlecht und wurde mitten der Nacht von Sturmböen geweckt.

Am Mittwoch dann die Aufzeichnung der Sendung und das schon am Morgen. Außer dass ich ein wenig müde aussah, denke ich, ist die Sendung ganz gut geworden. Ich strich dafür logischerweise den Wochenmarkt.

Am Abend dann wieder anderes dienstliches Zeug.

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Luxemburg hat endlich wieder seit 12 langen Jahren,ein queeres Magazin. Es wurde auch langsam Zeit. Und die erste Auflage ist richtig gut geworden.

Online gibt es sie auf queer.lu

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Das Lied ist schon über acht Jahre alt aber heute passte das wie die Faust aufs Auge:

In Gedenken an Tony

Es gibt grad viel Unverblogbares also mache ich was anderes.

Bereits am 24. Januar verstarb Tony Schuster. Wenn man Tony Schuster googelt, findet man zahlreiche Gesichter, unter anderem auch ein Toni Schuster in Österreich der tatsächlich Schuster ist, aber es ist nicht den Tony den ich meine.

RTL: Als Museker a Komponist huet hien d’Lëtzebuerger Musekszeen mat gepräägt

Wort (€): Abschied vom „Allroundgenie“ Tony Schuster

100,7: De Musiker a Komponist Tony Schuster ass doud.

Letzter Link beinhaltet übrigens ein schönes Interview als Podcast von 2006.

Tony lernte ich ganz zu Anfang bei meinen allerersten Schritten im Theater kennen. Ich war noch weit von dem entfernt, was ich heute bin. Es war 1995 oder 96. Ich hatte Theaterkurse im Kasemattentheater. Kurze Zeit später gab es eine große Koproduktion zwischen dem damals noch eigenständigen Kapuzinertheater und den Kasemattentheater. Biedermann und die Brandstifter. Für den Feuerwehrchor im Stück wurde ein Casting angesetzt in das ich eingeladen war. Tony wählte uns aus und ich war, glaube ich, der erste der bestanden hatte. Ich stand zum ersten mal auf der Bühne des legendären Kapuzinertheaters auf dessen Bretter ich immer wollte. So lernte ich Tony kennen. Unsere Wege kreuzten sich in den folgenden Jahren immer wieder. Sei es im Stück Lola Blau oder im Berthold Brecht Abend oder noch das Panoptikum von Karl Valentin.

Da hatte ich aber längst begriffen, dass ich für eine Karriere auf der Bühne die Kurve verpasst hatte und viel früher hätte anfangen müssen. Ich arbeitete in allen Bereichen hinter den Kulissen.

Später sahen wir uns immer wieder im mal Vis-à-vis, oder sonst in der Stadt.

Tony litt in seinen letzten Jahren an Demenz und man sah ihn draußen kaum noch.

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Ich lerne jeden Tag dazu. Form of Curry ist das älteste englische Kochbuch, das von den Köchen von Richard II stammt:

Die Gans könnte mir schon gefallen oder die in Wein gekochten Birnen.

Sonntag mit Dienst

Wer wissen will wie das aussah was ich das ganze Wochenende gemacht habe. Das sah so aus. (FB Link) Das kommt jetzt noch einmal Ende Juni auf einem Open Air Festival und dann ist die Baustelle auch zu.

Und da die dienstlichen Tage halt lang sind und mit nichts anderem angefüllt, bleibt fürs Blog auch nicht viel über.

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Interessante kleine Doku von Erin Parsons, einer YouTuberin die sich auf historisches Makeup spezialisiert hat. Auf einer Auktion letztens ersteigerte sie einen der ikonischen Lippenstifte von Marilyn. In diesem Video geht sie noch weiter zurück in der Geschichte, bis hin zu Königin Elisabeth I., die ja immer sehr weiß dargestellt wurde in Bildern, weil sie scheinbar pfundweise weiße, bleihaltige Farbe auftrug. Doch sie räumt auf mit dem Mythos der eigentlich aus Hollywood stammt.

Daddeln & Tierdoku

Noch was von den letzten Tagen. Ich hatte versucht per KI ein Foto zu generieren, das Luxemburg mit Feuerwerk zeigt, für das 20 jährige. Interessanterweise werfen die meisten KI‘s nur Bilder von Luxemburg aus, die eine Sicht auf den Stadtteil „Grund“ wiedergeben, immer leicht schräg von oben. Ich habe ja schon mehrere versucht, aber das ist wahrscheinlich die Aufnahme die man am meisten findet wenn man nach Luxemburg sucht.

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Das Wetter macht mich nicht froh. Da ich aber viel Dienstliches zu erledigen hatte, war das nebensächlich.

Ich hatte sehr schlecht geschlafen. Es gab lange Phasen in denen ich wach war und in die Dunkelheit starrte. Ich strich den Wochenmarkt vom Programm und versuchte dann am Morgen den Schlaf nachzuholen. Das ging eher schlecht als recht. Ich daddelte ein wenig auf dem Handy. Zur Zeit ist es Monopoly Go. Von der Graphik her ein schönes Spiel und vor allem kostenlos und werbefrei. Aber nach einer Weile wird es öde. Es sind Spiele im Spiel die immer wiederkehren. Und wenn man sie alle einmal durch hat, hat das auch seinen Reiz verloren. Ein netter Zeitvertreib, der sich aber schnell leergelaufen hat.

Nach der recht langen dienstlichen Schicht, für die ich in den Norden des Landes musste fuhr ich heim und schaute mir eine Folge einer Tierdoku auf Netflix an. Leben auf unserem Planeten.

Interessant an dieser achteiligen Serie ist, dass sie Tierarten beleuchten die man sonst nicht so oft sieht. Allen voran in den ersten Millionen Jahren gab es ein paar Dinge die ich bis dato nicht wusste. So gab es bereits vor dem Asteroiden Einschlag, der das Ende der Dinosaurier war, ein paar größere Dezimierungen in Form von Eiszeiten. Und was davor lebte war mir nur teilweise bekannt. Da gab es schon ein paar sehr seltsame Fische.

Es werden echte Bilder von Tieren die es immer noch gibt mit synthetischen so vermischt, dass man den Unterschied kaum noch sieht.

Während der dritten Folge vielen mir die Augen zu.

Ein neuer Rucksack

Ech hunn de Koffer freckt. Ein Spruch der wortwörtlich übersetzt ‚ ich habe den Koffer kaputt‘ bedeutet. Umgangssprachlich bedeutet es aber, dass ich eine Schraube locker hätte. Im meinem Fall ist es wortwörtlich zu nehmen. Obwohl…? Ich schweife ab.

Tatsache war, dass in den letzten Wochen tatsächlich einer meiner Materialkoffer zu Bruch ging weil er runterfiel und an einer Ecke auseinanderbrach. Ich war untröstlich, denn es war einer meiner allerersten Koffer, der zwar bleischwer war, aber sehr praktisch. Ich suchte lange nach einem adäquaten Ersatz. Es gibt nicht so viele Marken die Maskenbildner Koffer herstellen, die sehr robust sein müssen und möglichst nicht die Welt kosten.

Die wohl bekanntesten Marken im Milieu sind nebst Kryolan ( die das aber von einer dritten Firma herstellen lassen), Tas Merah, oder Züca. Einen Züca habe ich, er kostete ein kleines Vermögen, ist aber unverwüstlich und wird bis zur Rente und darüber hinaus halten. Einen Tas Merah hatte lange Jahre bis die kleinen Räder den Geist aufgaben und das innere Gerüst durchbrach. Die Preise für diese Anschaffungen liegen alle im Hochpreisigen also ab 500€ aufwärts und das wollte ich nicht ausgeben.

Durch eine Kollegin fand ich die Marke Relavel, die preislich angemessener ist. Der Rucksack oben im Foto kostete nur knapp 80€. Er ist anders aufgeteilt als der Koffer davor, aber da muss ich dann halt umdenken. Er fühlt er sich schon mal robust an. Wenn er hält was er verspricht, war es ein Schnäppchen.

Am Abend ein improvisiertes Treffen mit den Jungs und einem Abendessen in der Brasserie du Cercle. Da es aber ein langer Tag geworden war, wegen allerlei Dienstlichem machte ich früh Schluss und zog nicht noch mit dem Jungs um die Häuser.

Enttäuschungen

Es gibt Tage an denen die Enttäuschung so groß ist, dass ich mich selbst schelten sollte so viel Vertrauen in Menschen gesetzt zu haben. Jetzt da ich dies schreibe, fällt mir auf, dass ich alle Anzeichen dafür hätte sehen müssen.

Ich weiß, ich spreche in Rätseln. Aber ich wollte nicht schon wieder, ein Post im privat Modus hochladen, wie ich das in letzter Zeit öfter tue.

Nach dem Termin der alles ans Licht brachte, war ich sauer und verzog mich ins Renert, weil ich in Ruhe nachdenken wollte und finanziell alles durchrechnen was in den nächsten Wochen an ungeplanten Ausgaben auf mich zukommt. Die Summe wird weh tun…

Anschließend fuhr ich heim und kaufte an der Ecke im Supermarkt. Zum Abendessen gab es Züricher Geschnetzeltes mit Tomaten Salat aber ohne Rösti, dafür hatte ich weder die Geduld noch die Kartoffeln. Dazu ein Glas Rotwein, das von seiner Größe her auch zweieinhalb gewesen wären. Prost.

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Ich entdeckte vor Wochen schon eine französische Komikerin, die zum Schreien komisch ist. Aber Achtung, sie hat einen sehr dunklen Humor und ist bisweilen böse.

Élodie Poux

Hier eine Kindergärtnerin kurz vor dem Burn out. Man sollte hinzufügen dass sie selbst 12 Jahre lang eine war.

Ein Ausflug nach Metz & Zone of Interest im Kino

Vielen lieben Dank für all die Glückwünsche zum Bloggergeburtstag. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

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Am Dienstag blieb ich sehr häuslich.

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Den Mittwoch dann musste ich früher raus wegen einem Fernsehtermin in Metz im Centre Pompidou. Auf dem Programm standen zwei Ausstellungen. eine über Lacan, wenn Kunst auf Psychoanalyse trifft. Und eine etwas ältere Ausstellung Bonne Chance, die ich auch schon hier gezeigt hatte, aber weil sie halt recht spektakulär ist, wollte ich sie auch fürs Fernsehen haben.

Sehr interessant war, dass es auf den beiden Fotos oben so aussah, als ob ich wie ein Geist auf der Couch eines Psychiaters sitze. Die Ausstellung von und über den Psychoanalisten Lacan ist intensiv und sehr vollgepackt. Es gibt über 300 Kunstwerke zu sehen und wenn man alles intensiv studieren möchte, würde man sehr viele Stunden damit verbringen.

Um so schöner und luftiget die andere Ausstellung bei der ich sehr froh war sie noch einmal zu sehen.

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Am Abend ging ich ins Kino mit der D.

Auf dem Programm: The Zone of Interest.

Ich kam mit sehr gespaltenen Gefühlen aus dem Film. Ich verstand schon warum der den Grand Prix in Cannes gewonnen hatte und warum er der Anwärter auf ein paar Oscars ist.

Der Film versucht künstlerisch immer wieder Momente einzufügen, die einem das Grauen bewusst werden lassen, zeigt sie aber nie explizit. Im Gegenteil, es spielt mit dem Trick dass das Ungezeigte umso schlimmer beim Zuschauer wirkt. Durch den ganzen Film hindurch hört man ein dumpfes Brummen der Verbrennungsöfen, das man Tag und Nacht auf dem Anwesen der Familie immer mitschwingt. Auch alle Protagonisten tun so, als ob das völlig normal wäre, was da auf der anderen Seite der Lagermauer passiert und haben ein gutes, luxuriöses Leben. Nur ab und an blitzt bei manchen etwas auf, das erahnen lässt dass sie ein Gewissen haben.

Man kann eigentlich nur sehr wenig über die Handlung erzählen, denn sie ist fast banal. Doch aus dieser Banalität eines Familienlebens heraus erwächst für den Zuschauer das, was er nie sieht, nur gelegentlich hört und das auch nur von weit entfernt und mitunter leicht verfremdet.

Ich kann verstehen warum der Film als Meisterwerk gepriesen wird und doch frage ich mich ob das reicht. Ich weiß es nicht. Es wäre schön wenn ein paar meiner Leser ihn sich ansehen würden und mir ihre Meinung kundtun, denn sehenswert ist er allemal.

20 Jahre Bloggen

I feel like I could cry at any moment – while reaching for the champagne.

Tracey Thorn

Tracey Thorn schrieb das im April 2023 als das neue EBTG Album nach 24 Jahren Pause herauskam. Ich konnte das damals nicht nachvollziehen, aber jetzt kann ich es.

Seit 20 Jahren schrei(b)e ich in die Welt hinaus was mich bewegt und was mir widerfährt. Die Zahl 20 fühlt sich irreal an. In diesen Jahren hat mein Körper, wenn man an diese Theorie glaubt, fast dreimal sämtliche Körperzellen ausgewechselt und durch Neue ersetzt, da dies ja in einem sieben Jahres Zyklus abläuft. Ich bin also definitiv nicht mehr der, der ich vor 20 Jahren war.

Das Foto entstand einige Wochen vor dem Blog, spät abends nach einer Fete.

Was die Kaltmamsell oft betont,(die übrigens zum gestandenen Blogadel gehört und von mir den Titel ‚Erste Kammerbloggerin Münchens‘ bekam) dass wir alle am Anfang von etwas standen, das man miterlebt haben muss, um es zu verstehen. Es war niemandem klar was für Möglichkeiten das Medium Internet bot und keiner konnte sich auch nur im Entferntesten vorstellen, was daraus erwachsen würde. Es herrschte eine Aufbruchstimmung wie zu Goldgräberzeiten. Ich habe durch das Blog sehr viele Menschen kennengelernt, die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte.

Und weil ich nicht schon wieder einem Text zu einem Geburtstag schreiben mag, der den anderen davor sehr ähneln wird, hatte ich eine Idee. Ich frage Menschen die mein Blog kennen, mir eine Frage zu stellen zu 20 Jahren Bloggen.

Wie hat sich dein Schreibstil mit den Jahren verändert?

Die A.

Wenn ich sehr weit zurückblättere, finde ich oft kleine Texte, die so anders im Stil und Form sind und kein Vergleich mit dem was ich heute schreibe. Bei manchen staune ich mitunter. ‚Hui! Hab ich das geschrieben? Das ist ja richtig gut!‘ Aber es hing auch immer damit zusammen, was ich gerade las oder wessen Blog mich grad sehr in seiner Schreibstil inspirierte.

Stell dir vor, du hättest in den 20 Jahren kein Blog geführt. Was wäre heute anders?

Die D.

Oh, sehr gute Frage. Erstmal wäre ein 20 Jahre dickes Recherchewerk nicht vorhanden, auf das ich immer wieder zugreife und das inzwischen mein ganz persönliches Konversationslexikon geworden ist, weil ich immer wieder Fotos daraus hervorkramen und zeigen kann, wenn ich einen Schwank aus meinem Leben erzähle. Aber auch das tägliche Reflektieren, was ich ja nicht von Anfang an tat, ist eine sehr gute Übung. Einerseits hilft es die Dinge zu bündeln und bisweilen ist es auch eine Lektion in Dankbarkeit und Demut immer dann, wenn ich das Geschriebene später wieder lese. Ganz besonders bewusst wurde mir das, als ich während dem ersten Covid Lockdown die Beiträge über die großen Reisen noch einmal las. Was für ein Lucky Bastard ich doch bin!

Wie sieht die Zukunft deines Blogs aus?

Die Y.

Wenn es nach mir geht, kann das ruhig so weitergehen. Zumindest war das der Spruch, den ich für den 18. Geburtstag des Blogs hatte. Und wer weiß schon was morgen sein wird. Ich habe es zu oft erlebt dass, von einem Tag auf den anderen Schluss sein kann. Was mir aber schon vor Jahren wichtig war, weil dies ja vorerst das Einzige sein wird, das ich der Nachwelt hinterlassen werde, war, dass es irgendwo noch eine Kopie vom Blog gibt. Und neben dem Internet Archive (the Wayback Maschine) wird es auch noch eine Kopie in der Luxemburger Staatsbibliothek geben und darüber bin ich sehr froh.

Wie hat das angefangen mit deinem Blog

Die Z.

Ich wollte ein Online Tagebuch haben. Wie man eine Homepage zusammenbastelt, (damals nur mit html) und online stellt, hatte ich mir mit learning by doing selbst beigebracht. Ich wollte das haben was Else Buscheuer hatte. Nur war mein Leben damals nicht so aufregend und so berichtenswert wie das von Else, die ein Abendteuer nach dem anderen in New York hatte. Dann fand ich Blogger.com. Damals noch sehr unstabil und wenn man die allerersten Anfänge liest gibt es mehr als einen Beitrag in dem ich damit hadere. Dann wurde Blogger an Google verkauft, damals schon ein Platzhirsch und ich zog zu WordPress um. Und dort bin ich heute noch. Zwischenzeitlich wechselte ich mehrfach den Provider. Von einem amerikanischen von dem ich den Namen nicht mehr weiß, der irgendwann in Konkurs ging, zu ein paar luxemburger Jungs die sich Internetfreaks nannten, zu root.lu wo ich noch jetzt bin.

Warum schreibst Du nicht mehr im Blog über Deinen Beruf

Die K. von How to slay Omas Kleiderschrank

Ein sehr gute Frage die ich von der K. gut verstehe, wenn man wie sie, einen YouTube Kanal mit Nähanleitungen zum Recycling alter Kleidungsstücke betreibt.

Die Antwort ist schon ein wenig komplexer. Wenn ich z. B. mehr über technische Dinge berichten würde, wie man was macht, damit man den und den Effekt erzielt, würde das meiner Meinung nach, nur einen sehr geringen Teil meiner Leser interessieren. Es ist mitunter so technisch und geht in Bereiche, die ein Mensch der nicht im Theater oder Film arbeitet, nicht versteht. Alles andere was Maskentipps betrifft, die für „Sterbliche“ gedacht sind, decken tausende von richtigen und selbsternannten MUAs in Millionen von Videos auf YouTube ab. Die K. ist der Meinung, dass es jedoch viele interessieren könnte. Ich kann es nachvollziehen wenn ich über Dinge sprechen würde wie z.B. die Abläufe im Theater sind oder was alles an täglicher Arbeit ansteht, wenn ich nicht im kreativen Modus bin, sondern jeden Abend eine Vorstellung fahre. Ja, das könnte ich vielleicht einmal machen, aber das wird dann nur ein Posting.

Ich hatte nie das Ziel Geld mit dem Blog zu verdienen. Ich hatte mal ein Amazon Partnerprogramm, was aber ein lächerliches Unterfangen war. Es brachte mir ein oder zweimal einen Gutschein von 10 Euro in all den Jahren.

Andererseits ist habe ich einen Beruf der in seinem Alltag eine Art Intimität verlangt, sowohl von mir als auch von den Darstellern. Ich sehe, höre, fühle und rieche alles! Jedes Speckröllchen, jede Falte, jeden Pickel, jede Körperausdunstung. Und im Gegensatz zu KostümbildnerInnen, muss ich das mitunter auch anfassen. Zudem bringt diese auferzwungene Intimität mit sich, dass man Dinge erfährt die man manchmal gar nicht wissen will. Diskretion ist also oberstes Gebot. Ich könnte, wenn ich wollte, Weltkriege mit meinem Wissen auslösen…

Du schreibst in deinem Blog ja völlig offen und unverstellt, was du erlebst, was dich beschäftigt und was dich sonst so umtreibt. Gibt es Grenzen, wo für dich die Blogosphäre aufhört und es zu privat wird? Und wenn ja, wo und wie setzt du sie?

Die S. von Capybarabooks

Völlig offen und unverstellt stimmt schon mal nicht. Das was ich schreibe ist logischerweise schon einmal gefiltert und reflektiert worden. Dabei lasse ich bewusst Dinge weg, kürze sie ab oder überzeichne sie, der Unterhaltung wegen. Eine 1:1 Berichterstattung ist es nie. Das wäre mitunter auch langweilig.

Gibt es Grenzen? Ja klar! Es war lange ein Thema im ersten und zweiten Jahr des Blogs das da hieß: Wie gläsern will ich sein? Da dachte noch niemand an Facebook und Co., die die Daten abgreifen für und zu Geld machten. Es ging von dem Standpunkt aus, dass die ganze Welt mitlesen kann. Einerseits ein unglaublicher Kick und anderseits aber auch beängstigend. Meine Grenzen liegen heute ganz klar wo es intim wird und wo es Dritte betrifft, die sich nicht ausgesucht haben, im Blog verewigt zu werden, es sei denn ich habe ihre ausdrückliche Genehmigung.

Was hältst du für die größte Auswirkung, die dein Blog auf die Welt hatte?

Die Kaltmamsell

Oh ha! Die größte Auswirkung war sicherlich als der ganze Skandal mit dem Fräulein im Spiegel ausbrach und ich ihr im Blog öffentlich meine Hilfe anbot. Ich hatte sie kurz davor in München kennengelernt. Der Sturm der im Blog ausbrach mit all den ekelhaften ‚rechtschaffenden Krähen‘ wie ich sie damals nannte, war zwar noch überschaubar aber heftig. Ich hatte aber die Kommentarfunktion so eingestellt, dass nichts im Blog erschien bevor ich es freischaltete. Und so bleib viel verspritztes Gift umveröffentlicht. Es war so als ob das Fräulein öffentlich zur Schlachtbank geführt wurde. Ich sah zum ersten mal die dunklen Auswüchse des Internet. Das machte mich rasend. Ja, es war nicht richtig was sie getan hat, aber sie öffentlich so hinzurichten hatte sie nicht verdient und ich konnte nicht anders als sie in Schutz nehmen.

Von einem Tag auf den nächsten hörte und sah man nichts mehr von ihr. Sie schloss ihr Blog und stellte ihr Twitter Konto auf Privat um. Ich will nicht wissen was für schreckliche Dinge sie überall über sich selbst lesen musste. Kurze Zeit später nahm sie sich das Leben.

Beim Zurückerinnern, als ich diesen Abschnitt schrieb, wurde mir ganz schwer ums Herz. Immer noch.

Die Auswirkung der ganzen Geschichte war, dass meine Leserzahlen derart in die Höhe schossen wie noch nie und sich dann aber auf einem sehr viel höheren Niveau einpendelten. So gesehen war das schön, aber ich hätte gerne darauf verzichtet, wenn es bewirkt hätte, dass das Fräulein heute noch unter uns wäre.

In der Linkliste hier im Blog steht sie immer noch mit ihrem Blog Read On My Dear, das zur Way Back Machine führt. Alles von ihrem Blog ist nicht mehr da. Aber große Teile kann man noch nachlesen soweit es abgespeichert ist.

Was würde der Joël von 2003 über den Joël von heute denken.

Thierry

Ich glaube er würde seiner damaligen Verzweiflung über das Gefühl, dass er sich selbst auf ein Abstellgleis manövriert hat, weniger Raum geben. Es war nämlich nie eines. Es war ein lang geschwungener Umweg. Er wäre sogar ein wenig stolz auf ihn, dass er beruflich dort hingekommen ist, wo er immer hin wollte, auch wenn das ein langer Weg war. Und er wäre sehr baff, dass er immer noch ein Blog schreibt, was von kleinauf sein Hobby war, als er Tagebücher für sich entdeckte.

Wie luxemburgisch ist dein Blog?

Herr Rau

Die Frage beschäftigt mich schon seit dem Anbeginn des Blogs, aber so konkret habe ich nie darüber nachgedacht.

Im Prinzip ist es eine Frage, die ich von anderen Bloglesern beantworten lassen müsste. Aber ich kann Vergleiche ziehen mit anderen Bloggern die ich ich lese, aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Da habe ich relativ gute Vergleichswerte.

Beim Schreiben ertappe ich mich oft dabei, wie ich Sätze ändere, weil sie mir zu Luxemburgisch klingen. Ich erkläre auch Wörter, wie unlängst Ham, Fritten an Zalot. Es gab mal eine Zeit, vor allem während der Pandemie, als ich größere Touren durch das Land machte und diese Ausflüge beschrieb, was man hier im Land sehen und erleben kann. Auf die vielen positiven Rückmeldungen hin, dachte ich oft daran das Blog in ein mehr touristisches Ding umzuwandeln und mir das eventuell bezahlen zu lassen. Nichtsdestotrotz empfinde ich mein Blog nicht landeseigentümlicher als andere. Zudem sind die Einflüsse von allen Ländern drumherum groß und Luxemburg ist nun mal sehr international und zugleich hat es etwas dörfliches im guten Sinne.

Es wäre schön wenn meine geschätzten Leser die Frage in den Kommentaren das beantworten könnten.

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