Wenn man wie ich den ganzen Tag festsitzt und nicht richtig raus kann und schon froh ist dass das Fieber aufgehört hat, lässt man die Gedanken wandern.
Ich habe heute an eine Freundin gedacht die schon seit langem gestorben ist und deren letzten Jahre ich nicht mehr mitverfolgen konnte, weil…
Sie hieß Monika, Monika Treute und wohnte in Trier. Kennengelernt habe ich sie Anfang der Neuziger oder Ende der Achtziger, so genau weiß ich es nicht mehr. Sie hatte damals schon eine nicht so ganz rosige Vergangenheit hinter sich. Sie war geschieden und hatte eine Tochter die damals schon verheiratet war und in die Nähe von Augsburg gezogen war. (wenn ich mich recht erinnere war es Landshut, bin mir aber nicht sicher…) Ich habe sie einmal mit mit Monika zusammen besucht.
(Komisch jetzt wo ich über all das schreibe kommen all die Erinnerungen klarer je zuvor zurück)
Sie war damals was man in unseren Kreisen recht unschön eine “fruitfly” nennt. Aber da sie nun allein war keinen Mann mehr hatte und auch keinen mehr wollte, war für die Szene recht angenehm, denn dort machte sie keiner an.
Ich bin damals nach Trier gekommen weil ich das luxemburger Nightllife reichlich satt hatte.
So habe ich Monika kennengelernt an irgend einem Abend standen wir nebeneinander und haben gequatscht. Ich weiß nicht mal mehr genau wie das von statten ging aber mit der Zeit wurden wir sehr dicke Freunde.
Da ich zu der Zeit kein Auto hatte, konnte ich quasi jedes Wochenende bei ihr übernachten. Meistens von Samstag auf Sonntag. Sonntag gab es dann Frühstück und so gegen 11 Uhr bin ich dann wieder zurückgefahren.
Sie war ein gutes Stück älter als ich. Mitte vierzig. Sie hatte ihre Tochter sehr früh bekommen mit einem Mann der damals bei der Bahn gearbeitet hat. Sie hat mir nie davon erzählt ob diese ganze gewollt war oder das Kind ein Unfall war und sie ihn deshalb heiraten musste.
Er wurde Alkoholiker und sie ließ sich von ihm scheiden als die Tochter großjährig war und das Gericht nicht mehr für sie mit entscheiden musste. (So glaube ich war es…sicher bin ich mir nicht)
Plötzlich hatte sie eine Freiheit die sie vorher nie gekannt hatte, und legte los. Sie war viel auf Achse und jedes Wochenende weg.
Später dann fand sie Gefallen an dem Leben was sie sich zurecht gezimmert hatte und lernte auch durch mich viele neue Leute kennen. Unter anderem auch einen anderen Luxemburger der, im Gegensatz zu mir, wesentlich mehr Geld hatte als ich. Irgendwie war er dann plötzlich viel interessanter.
Das hört sich jetzt vielleicht an Eifersucht an, war es aber nicht. Ich war nur enttäuscht, dass man eine Freundschaft, (war es eine?) wegen den Kröten so sausen lassen kann.
Irgendwann habe ich die Verbindung dann abgebrochen.
Erst sehr viel später habe ich von dem anderen Luxemburger erfahren dass sie vor 4-5 Jahren an einer Gehrin- oder Lungenblutung gestorben ist.
Er hatte es ihr in der Zwischenzeit ermöglicht ein Kneipe zu öffnen die, wie es scheint, recht erfolgreich war. Eines Morgens dann fand er sie in der Treppe liegen….
Ich glaube sogar dass ich ihr einmal begegnet bin, kurz bevor es passierte. Ich krachte mit ihr an einer Straßenecke zusammen. Ich bin mir ziemlich sicher dass sie es war obwohl es in Bruchteilen von Sekunden passierte und sie sich sehr verändert hatte.
Wenn ich heute zurück überlege, tut es mir irgendwie leid dass ich den Kontakt nicht aufrechterhalten habe.
Ich hab irgendwo noch ein Foto von ihr. Werd ich bei Gelegenheit mal einscannen und hier dazu setzten.
So als kleine Gedenkstätte für einen Menschen an den sich heute wohl kaum jemand erinnert.