Ich kannte diese Art von Poesie bis jetzt nicht. Haiku – das ist die kürzeste aller lyrischen Formen, dreizeilige Gedichte, im 16. und 17. Jahrhundert in Japan ausgebildet und nur dort bis heute überliefert in lebendiger Tradition.

»Mittagsstille –
das Schrillen der Zikaden dringt
ein in die Felsen.«

– so lautet ein klassisches Haiku des berühmtesten Haiku-Dichters Bashô.Ich kannte diese Art von Poesie bis jetzt nicht. Heute nun hat mich Sybille Berg darauf aufmekrsam gemacht. Sybille schickt ab und zu in unreglemäßigen Abständen Mails raus wenn man sich bei ihr in die Newsletter einträgt. Dabei hat sie ein paar so wunderbare Sätze gesagt, daß ich sie nicht vorenthalten möchte.
Hier ausschnittweise :

…Wie kann man weiterleben, mit dem verstehen,der Endlichkeit? Wie kann man erwachen am morgen, und Bankgeschäfte machen, ein Buch schreiben, oder Kinder erziehen, mit dem wissen, das unsere Zeit hier ein trauriger Witz ist? Muss man nicht unentwegt weinen, an einem Herbsttag, es riecht golden und das Licht ist verschwommen und ein See liegt da, und wissen–ich werde das nie mehr sehen, bald, wenn ich tot bin. Ich werde keine Spuren hinterlassen, die Welt wird kein besserer Ort geworden sein, durch mich, und ich werde nicht einen Menschen dazu gebracht haben, ein sinnvolles Leben zu führen, weil ich selber nicht weiß, was der Sinn eines Lebens sein kann…

…Das Begreifen, das nichts egal ist und zugleich alles. Das man sich nicht zu wichtig nehmen muss, und weinen kann, weil man unwichtig ist, glücklich sein wegen Sonnenflecken auf Moosboden, und den Winter fürchten. Alles geht nebeneinander, und vielleicht ist der einzige Sinn, sich aufzulösen, in Bambuswäldern und Holzhäusern…

…Und doch hatte ich eine neue Idee bekommen, und immer noch ist mein Verstand zu klein, sie festzuhalten. Aber vielleicht geht es nur darum. Ideen zu bekommen, einen Schritt neben sich zu treten. Vielleicht ändert ein Haiku nichts, vielleicht ändert Kunst nichts. Aber für einen Moment zu glauben,man könne sich gegen eine Idee auszutauschen, die größer ist , als man selber,nimmt die Traurigkeit und macht einen lächeln, um die lieben kleinen Bemühungen, sein Leben zu etwas Freundlichem zu machen…