In dem nicht enden wollenden Tag von gestern hatte ich doch machen Moment an dem ich intuitiv mein “ich” pflegen konnte. (Eine etwas seltsame Formulierung) Im Land stand ein Artikel von Guy Rewenig, ein luxemburgischer Schriftsteller, mit dem Titel Pontifikalpornographie. Das “Land” ist eine Wochenzeitung die alles immer sehr kritisch unter die Lupe nimmt und sich nicht scheut als einzige Zeitung etwas in der Luft zu zerreissen wenn alle anderen Printmedien es hochloben. Weder liberal, noch konservativ, eventuell leicht (aber wirklich ganz leicht) grün angehaucht,was die politische Gesinnung betrifft, ist die Zeitung von der Aufmachung her eine der Schönsten die es in Luxemburg gibt. Der Artikel sagt im Grunde genau das was viel denken sich aber nicht trauen offen auszusprechen. Leider haben sie sich aber nicht getraut, den Artikel online zu publizieren. Er steht nicht mal in der Auflistung aller Artikel der aktuellen Ausgabe. Deshalb hier ein paar Auszüge daraus…

[…] Ein Papst stirbt, und weil der steinreiche Vatikan die logistischen Mittel hat, inszeniert er dieses Sterben wochenlang als öffentliche Show, die am Ende in einer Massenhysterie mündet. […] Bei nüchterner Betrachtung tut sich ein ganz anderer Hintergrund auf. Im Sterben war dieser Papast genau so stur und verstockt wie bei der Verkündigng seiner furchtbar rückwärts gewandten Glaubensverordungen. […] Was dieser Papst wirklich geleistet hat, wird ausgeblendet und überwuchert von rein sentimentalen Reaktionen. Sogar der Bundeskanzler, Schröder war sich nicht zu schade, diesem Papst per Fernsehen zu bescheinigen, er sei “ein Mann gewesen, der die Welt verändert hat”. Wobei man ihm zugute halten kann, dass er mit seinem Statement gar nicht so falsch liegt. Man kann die Welt nämlich auch zum Schlechten verändern.[…] Mit seiner blindwütigen Verdammung jeglicher Form von Kontrazeption hat er in den Aids-gebeutelten Regionen des Planeten buchstäblich eine Ideologie der Todes installiert. Nun stirbt dieser Papst effektvoll und medienwirksam in seinem römischen Palast, und der anonyme aidskranke Afrikaner darf zeitgleich in irgendeinem gottverlassenen Winkel krepieren. […]