Vor ungefähr zwei Monaten fragte der P. mich ob ich ihm nicht einen Text für die neu gestaltete Homepage des Inoui schreiben könnte.
Zuerst war ich von der Idee begeistert. Aber als ich mich dann hinsetzte und anfing, war es schwieriger als ich dachte. Ich arbeite jetzt seit fast 6 Jahren dort. Jedes Jahr werde angeheuert für die hauseigene Theaterproduktion. Ich gehöre quasi zum Inventar des Hauses. Das macht es mir nicht leicht, denn um einen solchen Text zu schreiben, müsste ich eine Distanz dazu haben und es eher aus der Sicht eines Besuchers sehen.
Nach langem hin und her schrieb ich eine Art redaktionellen Text der mir überhaupt nicht gefiel. Er erinnerte mich an eine Zeit in der ich in der Reaktion für ein Werbeblatt gearbeitet habe, in der ich nur Lobeshymnen auf Firmen die Anzeigen schalteten, schreiben musste. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens.
Da ich aber gerne meinen Verpflichtungen nachkomme, versprach ich Paul einen Text für mein Blog zu schreiben, den er dann für seine Zwecke verwenden und umgestalten könne.

Wie erklärt man jemandem das Inoui der noch nie dort gewesen ist? Das Inoui liegt in Redange-sur-Attert, einer kleinen verschlafenen Stadt in der man ein Jazz-Theater-Café-Restaurant nicht suchen würde. Das Wort Inoui kommt aus dem französischen abgeleitet von l’oui (das Gehör) Inoui heißt also demnach ungehört oder unerhört. ( das zweite ‘i’ sollte übrigens zwei Pünktchen haben; ich hab die aber grad nicht auf meiner deutsch-deutschen Tastatur)
Die Gattin von Paul heißt Shlomit und ist eine meiner besten Freundinnen aus der luxemburgischen Theaterszene. Paul und Shlomit habe ich kennengelernt als ich noch fast ausschließlich für das Kasemattentheater arbeitete. Damals kauften sie eine laufende Produktion vom Theater ein für ein Gastspiel. Das Stück hieß ‘Ländliche Werbung’ und lief damals in den Kasematten als Sommerstück mit recht großem Erfolg. Ein Jahr später wurde ich von der Regisseurin Christine Reinhold, die ein Stück im Inoui inszenierte eingestellt. ‘ All Daag esou géint fënnef vir zwielef’ (Jeden Tag so gegen fünf vor zwölf), war eines der ersten Theaterstücke von Serge Tonnar. Seitdem arbeite ich jedes Jahr dort. (So schlecht kann ich also nicht sein 🙂 )
Das Inoui ist aber nicht nur Theater. Die Grundidee des Hauses lehnt an, an die Tradition der alten amerikanischen Jazzclubs, in denen man Getränke und Speisen zu sich nehmen konnte, und dazu eine Musikband spielte. Und doch unterscheidet sich das Inoui in weiten Teilen von dieser Tradition, indem es sie weiter ausgebaut und verfeinert hat.
So zum Beispiel die Speisekarte. Sie beinhaltet eine Reihe von österreichischen und orientalischen Speisen die man sonst in Luxemburg nirgendwo findet. Das hat mit der Herkunft von Shlomit zu tun. Geboren wurde sie in Israel und aufgewachsen ist sie in Wien. Walter der Koch ist ebenfalls ein waschechter Österreicher. Sein größte Spezialität sind Nachtische, bei denen ich immer wieder schwach werde. “Joël, ich habe grad ganz frischen Apfelstrudel frisch aus dem Ofen. Willst du ein Stück?” Mal ehrlich, es wäre doch ein Verbrechen nein zu sagen. Für die Sommermonate gibt es seit kurzem eine zusätzliche Karte mit Salatkreationen, durch die ich mich seit einer Woche durchprobiere…

Ich verzettele mich… Ich wollte etwas über die Konzerte schreiben. In den sieben Jahren in denen das Inoui besteht sind eine Menge großartiger Musiker dort aufgetreten. Paul hat mir extra eine Liste mit allen Namen geschickt. Die letzte, auch in Deutschland bekannte Sängerin, die ich dort gesehen habe war Bonita. (..die bei Stefan Raab im Eurovision Song Contest im Vorentscheid war..) Werner Lämmerhirt (ja den gibt es noch) war auch schon mal da. Philip Catherine, Tuck & Patti, Maria Bill, die Rounder Girls, sind nur einige die immer wieder ins Inoui kommen. Shlomit selbst, gelernte Sängerin und Schauspielerin ist, tritt auch ab und an auf. Ihr letztes Solo-Album In the Mood for Love wurde dort aufgenommen und ist eine meiner Lieblings Jazz CD’s.
Das Inoui hat seit kurzem ein nagelneues richtig fettes Tonstudio eingerichtet das es erlaubt die Konzerte in absoluter Profiqualität aufzuzeichnen. Die neuste CD die seit kurzem auf dem Markt ist, ist von Zap Zoo
Ich müsste jetzt noch eine Menge anderer Musiker und Schauspieler aufzählen, die alle große Erfolge gefeiert haben. Vor allem eine Reihe von guten Freunden, aber die Liste würde arg lang werden. Sorry, Claude, Sascha, Serge, Mady…und und und.

Das eigentlich tolle am Inoui ist aber das Inoui selbst. Es ist die Mischung aus Musik, Theater, Essen und Trinken in einem unvergleichlichen Ambiente das man sonst nirgendwo findet. Als Besucher erlebst du dort einen Abend wie du ihn anderswo nicht findest und behältst ihn noch lange in guter Erinnerung.