Damals 2

Meine Eltern hatten von einer Freundin meiner Großmutter, die in Nizza wohnte, einen Schrank geschenkt bekommen. Sie müssten ihn nur abholen. Da mein Großonkel ein Schreiner a.D war wurde dieser angeheuert um mit nach Nizza zu fahren und den Schrank abzubauen und nach Luxemburg zu karren. Der Schrank ist eine Mischung zwischen Vitrine und Schrank, und ein unglaubliches Monstrum. Er ist so massiv und schwer, dass er nach dem Umzug Anfang der siebziger Jahre nur ein- vielleicht zweimal gerückt wurde.
Darin befinden sich in dem Mittelteil die Karaffen Kollektion meiner Mutter und in beiden Seitenteilen eine Unmenge an Bildbänden und Lexika aller Art, Bücher über den ersten und zweiten Weltkrieg, je alles mögliche was meinen Vater interessierte.
Jahre später bastelte er ein weiteres Bücherregal, das er aus einer Anleitung der Zeitschrift Système D (gibt es die eigentlich noch?) hatte. Es befand sich im Flur gleich neben meinem Schlafzimmer, war äußerst schmal und reichte bis unter die Decke. Dort wurden alle möglichen Taschenbücher und aufhebenswerte Zeitschriften verstaut. Als kleiner vorwitziger Steppke hatte ich die unteren Regale davon durchforstet und ziemlich schnell den Dreh raus wie man daran hochklettert um an die oberen Regale zu gelangen. Dort stand eine Hochglanzzeitschrift Serie namens „Photo“. Die stellte jeden Monat neue Modelle von Photoapparaten vor und brachte auch Fotoserien von bekannten Fotografen aus aller Welt. Da wir uns damals in den Siebzigern befanden und die sexuelle Revolution auf ihrem Höhepunkt war, waren die Fotos darin zum größten Teil nicht ganz jugendfrei. Die menschliche Anatomie hatte somit bereits in frühen Jahren keine großen Geheimnisse mehr. An ein Foto kann ich mich noch erinnern, auf der die Rolling Stones nackt zu sehen waren. Es ist seltsam dass grade dieses Foto mir im Gedächtnis blieb, denn ich war nie ein Fan der rollenden Steine.
Ich kann mich ebenfalls an eine Taschenbuchserie erinnern von Agatha Christie. Meine Mutter hat glaube ich alles gelesen was die Dame je geschrieben hat.
Beides, Photographie und Krimi hat mich nachhaltig geprägt. Krimis sind heute noch meine große Leidenschaft und was das Photographieren angeht…siehe mein Fotoblog.

(…Fortsetzung folgt…)

Das Kiefertal

Der Zahn ist weg. Der Zahnarzt konnte ihn nicht mehr retten. Da er nie durchleuchtet wurde, fiel mir (und meinem Ex-Zahnarzt!!!) nie auf, dass er innerlich vor sich hin faulte. In nachhinein betrachtet finde ich, dass der Ex überhaupt sehr schlechte Vorsorge geleistet hat. Jetzt habe ich unten rechts ein abgrundtiefes Tal im Kiefer…
Gesichtsmäßig bin ich immer noch leicht entstellt, da in der vorigen Nacht die ganze Chose massiv anschwoll und ich nur unter unmenschlichen Dosen an Panadol mich selbst davon abhielt, den Kopf solange gegen die Mauer zu schlagen bis daran kleben bleibt.

In den beiden Nächten davor hatte ich in kurzen Schlafzeiten so wilde und verrückte Träume wie sie nur unter Medikamenteneinfluss und Fieber entstehen. In der ersten Nacht träumte ich wie man definitiv das USA-Problem löst. Ich sah Hillery Clinton und noch etliche andere wie sie Reden schmissen . Es schien alles so einfach und sonnenklar, wenn auch leicht korrupt. Schade dass ich mich nicht mehr an die Reden selbst erinnere.
In der letzten Nacht kam ich hinter das Geheimnis wie man herausfindet, was andere tatsächlich von mir halten und über mich denken. Das Ganze funktionierte mit Tüchern und Flecken die wild in der Luft rum flogen auf denen man anschließend das Resultat ablesen konnte.
Kann man solche Träume auch haben (denn ich fand sie höchst interessant) ohne dass man im Anschluss einen Zahn verliert?