Fressen, Kunst und Puderquaste

Bin ich E Book?

Ich versuche mich zu erinnern seit wann ich gebetsmühlenartig immer wieder die Ankunft des E Books vorgesungen bekomme. Ich glaube es ist mindestens so lange wie ich ein Internetanschluss habe, also gute 12 Jahre. Nun hat Sony, ein Weltmarktführer, sich dem Sorgenkind E Book angenommen und präsentiert seit gestern den Sony Reader PRS-505. (Von Amazon gibt es das EBook Kindle ja schon etwas länger, aber die sind ja zu doof sind das Ding in Europa auf den Markt zu bringen….selber Schuld)

Preislich ist der Reader mit satten 330 Euro ganz schön gepfeffert. Dafür bekäme ich, wenn ich durchschnittlich 10 euro für ein Taschenbuch bezahle, 33 Bücher. Ganz schön viel Lesestoff.

Ich halte mich für einen, für mein Alter, fortschrittlichen Menschen und bin gegenüber Neuerungen immer sehr aufgeschlossen. Aus diesem Blickwinkel betrachte ich auch die endlos geführten Pro/Contra Diskussionen über das E Book. Deshalb lasse ich das immer wieder, von Puristen aufgeführte Argument, dass ich Papier riechen und fühlen muss, um ein Buch zu lesen, nicht gelten. Aber mal abgesehen von der Handlichkeit und neuerdings dem Leseconfort durch die neuartigen Displays, gibt es für mich nur einen einzigen Grund mir ein E Book anzuschaffen. Das ist, wenn ich in Urlaub fahre und keine 10 Bücher mitschleppen will.  Und wie oft fahre ich in Urlaub im Jahr?  Wenn meine Auftragslage es zulässt, ein bis zwei mal. Ansonsten kann ich getrost ein Buch mitnehmen, wenn ich denn unbedingt irgendwo etwas lesen will, und ob EIN Buch oder EIN E Book mitschleppe macht für mich keinen Unterschied.

Weitere Contras zu Ebook habe ich gestern im Radio von einer Verlagssprechin gehört.  Wie es scheint wollen die deutschen Verlage sich in einem grossen Downloadportal zusammenschliessen und gegen die illegalen Dowonloads von Buchdateien vorzugehen. Das mag für diesen Umstand eine gute Idee sein. Weniger gut finde ich, dass sie vorhaben den Buchpreis auf gleicher Höhe zu halten wie der Preis vom Printformat. Ferner haben sie vor ein Verfallsdatum für die Downloads einzuführen um gegen einen illegalen Tausch vorzugehen.

Wie bitte? Ein Verfallsdatum? Für etwas was so teuer ist wie ein normales Buch? Hallo? Wieso gehen die nicht gleich gegen alle Bibliotheken vor machen denen wegen illegalem Verleihen die Hölle heiß?  Oder warum treten sie nicht gleich in jedem Antiquariat oder Bücherflohmarkt, mit einer geballten Ladung Anwälten auf und versuchen dort so etwas wie Tantiemen einzukassieren?

Nee nee nee. Bei all dem Machtgerangel (denn Sony und Amazon versuchen inzwischen exclusiv Verträge mit einzelnen Verlagen abzuschliessen) kommt mir ein E Book, nur weil es schick aussieht, nicht ins Haus. Und ehe sich da für alle Parteien, sprich Ebook Hersteller, Verlage, Autoren UND Leser, eine angemessene Lösung findet, können Jahre vergehen.

5 Kommentare

  1. Thierry

    Ich habe mir in den letzten Wochen oft gewünscht, ich hätte e-Books. Denn es nervt doch schon sehr, wenn ich mir alles mit Post-Its zukleben muss, weil ich sonst nichts mehr wiederfinden würde.

    Das ist aber auch der einzige Vorteil, den ich darin sehe. Das Argument, dass man im Urlaub seine ganze Bibliothek dabei hat, kapiere ich ehrlich gesagt nicht. Ich reise doch nicht hunderte oder tausende Kilometer, um mich irgendwo an den Strand zu lesen und zu lesen. Lesen kann ich auch zuhause. Ich habe zwar immer ein Buch dabei, aber da reicht mir ein einziges. Ich hatte letzten Sommer beispielsweise ein 600-Seiten Buch mit nach Dresden und Prag. Ich habe Abends vor dem Schlafengehen ein paar Seiten gelesen, und kam eine ganze Woche mit dem Buch.

    Ich liebe Bücher. Ich liebe es, Bücher im Regal stehen zu haben, die so einen zerknitterten Buchrücken haben, dass man sofort sieht, dass sie (mehrmals) gelesen wurden. Ein e-Book ist mir zu steril. Ich mag das Gefühl von Papier, und den Duft (speziell von alten Büchern). Ich mag das Umblättern.

    Ich glaube nicht daran, dass das e-Book kommt. Es wird, wie du sagst, seit Jahren prophezeit. Und doch, wenn ich den Zug nehme (sehr, sehr oft), oder um Flugzeug sitze (alle paar Wochen), sehe ich nur Menschen die ein Buch in der Hand haben. Niemand liest e-Books.

    Vor Jahrzehnten wurde das Ende von Schallplatten prophezeit. Und jedes Musikgeschäft, das etwas auf sich gibt, hat zumindest ein paar Regale mit Schallplatten. Ich kenne mehr Menschen, die Vinyl besitzen, also solche die iTunes nutzen.

    So wird es auch dem e-Book ergehen. Viele werden sich wahrscheinlich irgendwann Bücher runterladen. Aber das Buch wird nicht sterben.

  2. Joël (deen aaneren)

    Ich sehe es es teilweise so wie Thierry. Papierbücher werden ähnlich wie Schallplatten jetzt als Sammlerstücke bzw. Premiumausgaben bleiben. Ich denke da vor allem an hochwertige Stücke auf gutem Papier, das eine besondere Haptik hat. (Wer wissen will, wie genial ein Buch dem Inhalt dienen kann, der schaue sich nach einer Ausgabe von “Firmin – Ein Rattenleben” um!) Ich kann mir aber vorstellen dass das Taschenbuchsegment langsam verschwinden wird und digitale Kopien dort Standart werden. Und ebenso kann ich mir vorstellen dass man zum Buch eine digitale Kopie dazubekommt, um, wie Thierry es gesagt hat, Notizen, Zitate, usw. einfacherer durchführen zu kommen.

    Schade, dass die Industrie und die Verlage die gleichen Fehler begeht wie bei der Musik. Wobei ich einen viel größeren Markt für elektronisches Papier an ganz anderer Stelle sehe: Am Frühstückstisch. Hach, träume ich nicht schon seit Jahren davon, beim Frühstück Zeitung, Feeds, Blogs und Mails lesen zu können? Und wäre es nicht klasse, dass auf einer Art digitalem Papier machen zu können?

  3. Joël

    @ Joël
    Dass es die Taschenbücher ersetzen könnte finde ich eine gute Idee. Ich bin ja auch grundsätzlich nicht gegen das E Book. Aber solange da jeder auf seinem Standpunkt beharrt und jeder versucht das größte Stück vom Kuchen zu bekommen, wird es ein heilloses Durcheinander werden.

  4. Thierry

    Eine andere Idee die mir gerade kam…

    Für Autoren wird sich der Bücherverkauf nie rentieren, denn die Autoren sind die, die am wenigsten Geld bekommen. 10%. Das heißt, selbst wenn man ein teures Hardcover für 20€ kauft, bekommt der Autor selbst davon nur 2€.

    Vielleicht wird sich die Industrie dank e-Book so verändern wie die Musikindustrie, sprich Autoren werden ihre Geschichten einfach unters Volk bringen können, und dabei selbst den Gewinn einstreichen.

  5. Joël

    Ich sollte vielleicht mit meinem Buch “Augenblicke” noch warten. 😉

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