Fressen, Kunst und Puderquaste

Public Enemies

Der Film Public Enemies ließ ein leichten bitteren Nachgeschmack zurück als ich aus dem Kino kam.  Und ich frage mich warum. Denn erzählerisch ist daran nichts auszusetzen. John Dillinger (Johnny Depp) erreichte den Höhepunkt seiner Karriere, wenn man es denn so nennen mag, während der großen Depression. Im Gegensatz zu vielen anderen Gangsterfilmen wird die Hauptfigur hier nicht als Held gefeiert, wie eine Art Robin Hood, der das Geld anschließend an die Armen verteilt, obwohl es teilweise der Fall war. Er schildert auch die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Epoche. Vor allem aber ist es die Machtlosigkeit der Polizei gegen über den Ganoven die ihnen immer einen Schritt voraus sind. Es ist auch die Geschichte der Polizei die sich von den Wildwestmethoden der Sheriffs verabschiedet und erste Schritte in die wissenschaftliche Richtung unternimmt um Verbrechen aufzuklären. (Im Prinzip das, was heute die CSI Serien so erfolgreich macht)

Der Film strahlt eine Eisesskälte aus, die ungewohnt ist, doch der Realität wahrscheinlich näher kommt. Schlüsselszene des Films ist, als Dillinger, unerwartet und seelenruhig durch die Büroräume der Polizeistelle marschiert, sich selbst in der Abteilung die ihn ergreifen soll, auf Fotos an den Wänden sieht und on the Top ein paar Männer, die alle wie gebannt um das Radio sitzen und nach dem Spielstand eines Baseballspiels fragt. Niemand erkennt ihn.

Genial ist neben Johnny Depp aber auch Christian Bale als Melvin Purvis, Leiter der Abteilung um Dillinger zu schnappen. Er erinnerte mich ein wenig an Robert Stack, der Elliot Ness in der 1959-63 Serie The Untouchables spielte. Lichtblick in der ganzen Kälte ist Marion Cotillard, die neben diesen schauspielerischen Urgewalten Depp und Bale nicht untergeht, sondern sich in der Rolle von Billie Frechette, der Freundin von Dillinger, absolut zu behaupten weiß. Eine schöne Nachfolgerolle für eine nicht amerikanische Oscarpreisträgerin, die sich hoffentlich nicht durch den Hollywoodfleischwolf drehen lässt.

Um auf den bitteren Nachgeschmack zurückzukommen; der Film ist mit seinen 140 Minuten etwas zu lang. Zudem störte mich die fast beständige Wackelbild der “Camera à l’épaule” (wie nennt man das nochmal in deutsch?) und die schon penetranten Großaufnahmen der Hauptprotagonisten. Zudem sind die Actionszenen im Rythmus viel zu schnell geschnitten wie ein billiger MTV Videoclip; man sieht nur das Geballer der Maschinengewehre.

2 Kommentare

  1. Thierry

    Mich störte neben den Kameras (die sehr von der Handlung ablenkten und die doch beeindruckenden Kulissen als eben solche erkennbar machten, denn es fühlte sich einfach nicht mehr nach 1920ern/30ern an) vor allem die Oberflächligkeit der Charaktere. Bales Charakter ist sehr, sehr hohl. Mir war es die gesamten 140 Minuten vollkommen egal, ob er denn nun Dillinger schnappen würde oder nicht. Man kaufts ihm einfach nicht ab, dass er Dillinger wirklich fangen will. Dabei wird sein Charakter auf beeindruckende Weise eingeführt – indem er einen Gangster abknallt. Nur leider bleibt das auch das einzig beeindruckende an ihm.

    (Zu Depps Leistung sage ich lieber nichts. Von dem habe ich langsam die Schnauze voll. Man kann ja gar nicht mehr ins Kino gehen, ohne dass ein Film mit ihm läuft.)

  2. Chris

    “Public Enemies” ist Johnny Depps erster Film seit 2007, und auch sein einziger dieses Jahr, abgesehen von “The Imaginarium of Dr. Parnassus” in dem er für den verstorbenen Heath Ledger einspringt und für den er seine gesamte Gage in einen Fonds für Mathilda Ledger angelegt hat. Also red’ kein Stuss, Thierry.

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