Ich habe ein Problem, das heißt,…nein, ich habe KEIN Problem. Ich weigere mich eins zu haben. Es sind die anderen. Aber das ist mal wieder typisch für mich das Problem bei mir zu suchen, anstatt bei den anderen. Nur komme ich mir dann immer ein wenig spießig vor, wenn ich das mache. Schließlich sollte man weltoffen sein und jeden so sein lassen wir er es möchte. Aber alles hat seine Grenzen und das hier geht definitiv zu weit.
“Komm rein”, sagt er.
“Schön dass du gekommen bist. Ich bin H.”
Ich betrete einen Flur, der alles andere als einladend ist. Er ist hell gestrichen, aber irgendwie sieht er schimmelig aus. Als ich den ersten vollen Atemzug durch die Nase nehme richt es nach nassem Hund. Den Geruch kenne ich noch von meiner Kindheit her. Er stört mich eigentlich nicht weiter. Ein Hund richt nach Hund. Und kaum das ich den Geruch wahrgenommen habe kommt ein kleines zartes Etwas und die Ecke getänzelt. Ein Mischling aus unzähligen verschiedenen Rassen noch ziemlich jung und tollpatschig.
Der Hund kanns nicht sein oder gibt es Welpen de schon so stark riechen, denke ich noch einen Moment lang. H. tritt näher an mich heran und gibt mir die Hand. Der Geruch wird stärker und steigert sich zum Gestank.
“Himmel, dachte ich, H. ist es der so riecht.” Unweigerlich weiche ich leicht zurück.
“Komm in die Küche, dort steht der Ofen, da ist es wärmer als hier im Flur”, sagt H. und lotst mich durch zur Küchentür.
Die Tür geht auf und der Gestank verzehnfacht sich. Am Küchentisch sitzt jemand der sich als J. vorstellt. Die Küche und das angrenzende Wohnzimmer sind spärlich eingerichtet, doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass monatelang nicht saubergemacht wurde.
J. kommt näher. Sein Gestank nimmt mir den Atem. Es ist eine Mischung aus Käse und nassem Hund mit einer Note von sauer gewordener Rinderbrühe.
Es sind die Klamotten die er anhat, denke ich. Alles wochenlang nicht gewaschen.
“Setz dich”, sagt H.
“Möchtest du einen Kaffee?”
“Gerne,” sage ich vollautomatisch, das mir aber nachdem ich es ausgesprochen habe, schon leid tut.
Als ich mich setze springt der Mischling an mir hoch. Ich kraule ihn das weiche Fell. Wie selbstverständlich führe ich die Hand, die den Hund eben kraulte an der meiner Nase vorbei.
“Der Hund riecht überhaupt nicht”, stelle ich fest, es sind H. und J.!!!”
Man stellt mir eine Tasse, die ich sofort mit den Augen, wie ein Nacktscanner, nach Flecken durchleuchte. Doch sie scheint sauber zu sein.
Nach einer, von mir gewollt, recht belanglosen Unterhaltung, kommt eine SMS, die ich als Vorwand nehme, den Rückzug anzutreten. Im Geiste danke ich der SMS Schreiberin, der ich in nächster Zeit einmal einen duftenden Strauß Blumen schenken werde.
“Oh! Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Sorry, aber ich muss los. Das kann ich nicht aufschieben.”
Zum Abschied nehmen mich H. sowohl als J. in den Arm. Ich konnte es nicht vermeiden. Ich versuche durch den Mund zu atmen. Der Gestank ist zum Steinerweichen.
Als ich vor die Tür komme, atme ich tief die eiskalte Luft ein. Im Wagen auf dem Rückweg jedoch rieche ich es immer noch. Es ist als ob der Gestank an mir festkleben würde.
Kaum dass ich zuhause die Tür aufgeschlossen habe, reiße ich mir sämtliche Kleider vom Leib,stopfe sie in die Waschmaschine, gehe unter die Dusche und bringe gleich anschließend den Mantel zur Reinigung.
Ich möchte und will weder kleinlich noch pingelig sein. Ich bin Körpergerüche, schon von Berufswegen her, gewohnt. Aber die beiden…
Nein, ich habe kein Problem.
Ist das eklig. 😕 Warum wäscht man seine Kleider und sich nicht?! Ich hab ja auch so Tage wo ich im Jogginganzug auf dem Sofa vor dem Fernseher lungere und schlicht zu faul bin zu duschen – aber dann bin ich alleine und das ist dann auch nur ein Tag. Länger würde ich das auch gar nicht aushalten nicht zu duschen.
Bäh.
Wie schön dass du mich in der Annahme bestärkst kein Problem zu haben. 🙂