Fressen, Kunst und Puderquaste

Weihnachten. Ein Rückblick

Als ich letzte Woche mich dann doch dazu aufraffen konnte ein paar Geschenke für die Verwandtschaft zu kaufen, machte ich dieses Foto.

Ich ging die Kapuzinergasse hinunter, durch die ich Sommer wie Winter gehe, die nicht weit von meinem Lieblingscafé entfernt ist. Ich schaute auf die Plakate des Stückes das Anfang nächsten Jahres im Kapuzinertheater Premiere haben wird.

Ich dachte an das erste große Stück was ich im Kapuziner gemacht hatte. Es war meine Bewährungsprobe. Ich dachte an den alten Intendanten, der das Theater 25 Jahre lang geleitet hatte. Ich dachte an die Crew, die es nach dem Wechsel der Intendanz  in Stücke riss und viele davon das Theater verließen…

Ich ging am Weihnachtsmarkt vorbei, der so voll war, dass ich drum herum gehen musste. Ich schaute mir ein paar Stände an  und dass manche davon weitaus weniger Auslage hatten als zu Anfang. An einem Stand waren nur noch ganze drei ferngesteuerte Helikopter zur Hälfte vom Anfangspreis zu haben. Weihnachtmakrtschlussverkauf.

Aus den Lautsprechern sang Fausti die luxemburgische Version von “White Christmas”. Etwas weiter unten an einem Käsestand strahlte der Verkäufer die Passanten an und ich fragte mich wie lange man Weihnachtsmusik am Stück aushält. Die Verkäufer müssen ja vier Wochen ohne Unterbrechung dadurch. Hören die das Gedudel überhaupt noch?

Ich ging weiter bis zur Post und schaute an einer bestimmten Stelle zum ersten Stock hinauf, dort wo ich meine Lehre als Friseur in meinem früheren Leben gemachte hatte. Ich dachte an die Zeit zurück und dass der Weihnachtsmarkt damals viel kleiner gewesen ist. Ich dachte an die Parfümerie Opera und den Bäckerei Schons, die schon seit ewigen Zeiten dort nicht mehr ansässig sind. Ich dachte an die länglichen Spinatbrötchen, die ich später in keiner anderen Bäckerei mehr bekam…

Als ich Heilig Abend zu Freunden fuhr bei denen ich zum Abendessen eingeladen war, hörte ich Radio Christiane Kremer von RTL zu, einer meiner Lieblingsmoderatorinnen und inzwischen auch gute Freundin. Die Musik war besinnlich jedoch nicht unbedingt Weihnachtsmusik, was mir sehr gefiel. Sie stellte die Frage was Weihnachten für den einzelnen bedeuten und hatte dazu eine Bürgersteig Umfrage gemacht. (Micro Trottoir: Nennt man das so in Deutsch?) Es kamen die antworten die man sich dazu erwartet. Weihnachten ist das Fest der Familie, es sollte kein Konsumrausch sein, usw….

Für mich ist Weihnachten Erinnerung. Die Erinnerung an alles was einmal war, an die Idealvorstellung eines Weihnachten. Es sind Geräusche, Geschmäcker, Blider und Stimmungen zusammengewürfelt aus der Vergangenheit. Das Geräusch der Nadel die auf den Plattenteller aufsetzt um die Weihnachts LP abzuspielen. Der Geschmack der hausgemachten Schokoladentrüffel die meine Mutter jedes Jahr machte. Der Platz im Sessel gleich neben dem Weihnachtsbaum und der Blick auf eine rote Weihnachtskugel, in der sich das eigene verzerrte Mondgesicht widerspiegelte. Einen vollbesetzten Wohnzimmertisch mit längst verstorbenen Verwandten, die alle fröhlich durcheinander redeten und sich über die Geschenke freuten…

Weihnachten ist Erinnerung.

1 Kommentar

  1. Georges

    Ja, an Weihnachten kommen Erinnerungen hoch. Man erinnert sich allerdings auch bei anderen immer wieder kehrenden Anlässen. Weihnachten hingegen hat für mich die besondere Stellung eingenommen, dass meine Erinnerungen an diesem Fest bis in die Kindheit zurückreichen, etwas das mir leider bei anderen Anlässen immer mehr abhanden gekommen ist. Liegt wohl daran, dass ich diese Jahreszeit als Kind sehr genießen konnte und auch genossen habe. Dagegen habe ich als Erwachsener zwar auch schöne Weihnachtsfeste erlebt, allerdings bin ich in den letzten Jahren empfindlicher geworden gegenüber dem damit verbundenen Stress.

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