Wo fange ich an?
Zur Zeit vollführt mein Leben ein Spagat der weiter nicht sein könnte.
Es ist der erste wirklich schöne Tag in Luxemburg. Die Sonne scheint. Ich schlendere durch die City lasse es mir gut gehen. Ich begegne vielen Bekannten und Freunden. Es ist einer dieser Nachmittage an denen ich einfach nur glücklich bin. Ich sitze in einem meiner neuen Lieblingscafés. Das Café ‘ Beim Renert’ hat eine tolle Terrasse zum sehen und gesehen werden. Das macht es natürlich sehr spannend. Ich weiß nicht warum, aber der Apérol Spritz ist dieses Jahr irgendwie das Getränk das mir am besten schmeckt. Ich begegne Freunden. Es entstehen interessante Gespräche. Einer meiner Lieblingsregisseure schaut vorbei… Etwas später schlendere ich weiter in die Brasserie Schuman. Ich grüße hier und da und sehe Bekannte wieder die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Ein wunderschöner Nachmittag und Abend.
Und dann gibt es die andere Seite.
Ich setzte mich ins Auto und fahre in den Norden von Luxemburg in ein Pflegeheim das hoch oben auf einem Hügel liegt. Früher war es mal ein Sanatorium. Die Tane liegt im Bett. Ihr geht es nicht gut seit der Bronchitis, die anschließend in eine Lungenembolie umschlug. Sie liegt im Bett und schaut durch mich hindurch. Es dauert ein Weile bis sich mich erkennt. Und dann bin ich mir noch nicht so sicher ob sie es wirklich tut. Sie leidet schon seit Jahren an Alzheimer. Ihr Arzt sagte mir ich sollte mich auf das Schlimmste gefasst machen. Sie ist die Letzte nahe Verwandte die ich habe. Wenn sie stirbt ist keiner mehr da. Ich hatte Zeit genug um mich an den Gedanken zu gewöhnen, doch ist es heftiger als ich dachte. Sie hat heute Geburtstag. Sie wird 79. Als ich dort ankomme schläft sie. Heute morgen sei sie etwas lebhafter gewesen, sagt die Krankenschwester, und sie hätte sich gefreut als sie ihr gesagt hätte, dass ich komme. Die Tante schlägt ein wenig die Augen auf und schaut wieder durch mich hindurch. Sie spricht kaum noch. Sie reagiert nicht weiter als ich zum Geburtstag wünsche. Ich hatte ihr beim letzten Mal eine große Portion Eis versprochen. Es ist so ziemlich das Einzige was noch isst. Doch da sie so schlaftrunken ist werde ich ihr das Eis nicht geben können. Sie sieht abgemagert aus. Es sind nun über 2 Wochen dass sie nicht mehr richtig isst. Ich bleibe noch ein wenig, halte ihre Hand und gehe wieder.
Ich glaube nicht dass sie mitbekommen hat dass ich da war.