Ich werde jetzt alle enttäuschen. Denn ich war am Vorabend nicht unterwegs. Wenn ihr etwas über die Aktivitäten die während der ganzen Nacht stattfanden, wissen wollt, schaut bei hiesigen Medien vorbei.
Ich hatte am Vortag arbeitstechnisch in Saarbrücken zu tun. Und wenn es in Luxemburg den ganzen nicht regnete (irgendwie zogen alle Gewitterfronten an uns vorbei) so war das in Saarbrücken nicht der Fall. Als ich am Mittag losfuhr, war eitel Sonnenschein, doch je näher ich an Saarbrücken kam, umso düsterer wurde es. Auf den letzten Metern der Stadtautobahn geriet ich einen Regen- und Hagelsturm, dass mir Angst und Bange wurde.
Es erinnerte mich schlagartig an den Anfang der 90er. Ich war ebenfalls auf den Autobahn ‘gefangen’ und es fielen Hagel so groß wie Taubeneier. Ich fuhr Gott sei Dank hinter einem großen Laster der durch seine große Plane die Hagelbrocken abbremste bevor sie mir aufs Auto krachten. Aber ganz ohne Dellen im Lack, kam ich nicht davon. Zumindest war meine Frontscheibe nicht zerdeppert wie ich es bei vielen anderen Autos gesehen hatte.
Als ich endlich von Autobahn runter konnte, fuhr ich sofort in die Tiefgarage neben der Staatsoper und wartete bis das Schlimmste vorbei war.
Ich besuchte die B. , die beste Maskenbildnerfreundin der Welt. Wir kennen uns seit dem Film “Kreuzzug in Jeans” den wir streckenweise gemeinsam bestritten. Sie wohnte damals noch in Leipzig. Kurze Zeit später übernahm sie den Posten der Chefmaskenbildnerin in Saarbrücken.
Wir hatten eigentlich anvisiert ein wenig durch Saarbrücken zu laufen. Stattdessen setzen wir uns auf eine überdachte Terrasse und schauten bei Eistee dem Regen zu.
Ich wollte mir noch ein paar neue Sandalen besorgen, da die Alten vom letzten Sommer zwar bequem sind, sich aber seltsamerweise nicht so gut dafür eignen, einen ganzen Tag darin herumzulaufen. Fündig wurde nicht. Ich fand aber eine neue kurze Jeans.
Auf dem Heimweg versuchte ich Temperaturanzeige im Wagen abzulichten.
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Am Feiertag selbst, wachte ich dann doch recht früh auf. Es hatte gründlich abgekühlt. Satte 10 Grad weniger und ich öffnete das Fenster zu beiden Seiten groß um die Hitze aus der Wohnung zu bekommen.
Da Feiertage bei mir wie Wochentage sind, hatte ich einen Termin mit der Kostümbildnerin für das nächste große Freiluftstück, das Ende Juli stattfindet.
Die große Militärparade erschwert mir an dem Tag immer das Rein- und Rausfahren aus der Parkgarage. Doch ich hatte am Vortag den Parkwächter gefragt ob es ein Problem sei und dieser meinte dass es kein Problem sei um rauszukommen. Ich merkte mir wie die einzelnen Straßen abgesperrt waren, und somit war es zum wieder reinfahren auch kein Problem.
Die Place de Paris ist wie jedes Jahr an dem Tag mit einer kleinen Kirmes belegt. Ich setzte mich ins Bistro de Paris und genoss ein Aperol Spritz.
Und als ich mich umsah und den Gedanken ein wenig freien Lauf ließ, wurde mir bewusst dass es die letzten Tage sind, die ich in diesem Viertel, dem Bahnhofsviertel verbringe. Die Menschen sind hier noch etwas bodenständiger und ethnisch bunter gemischt, als in dem Viertel in das ich bald ziehen werde. Man sieht Nutten, Landstreicher, Bettler, Neureiche die ihren Wohlstand nach außen hin sehr zum Ausdruck bringen, Touristen aller Couleur, 100 verschiedene Sprachen, und irgendwo dazwischen ein wenig luxemburgisch. Und es ist wunderbar!!!
Und obwohl es nur vier Straßen weiter ist, (zu Fuß knappe 15 Minuten) sind beide Viertel durch das Pertustal getrennt und das macht einen Riesenunterschied. Ich werde es irgendwie doch vermissen, das weiss ich jetzt schon. Es waren fast fünf aufregende Jahre die ich hier verbracht habe.