Proben, proben, proben.
So ist das nun mal.
Und dann täglich ein Blogosting zu schreiben ist leider nicht machbar.
Eine kleine Begebenheit von Donnerstag kann ich erzählen.
Es war die traditionelle Weihnachtsfeier im Mudam. Die D. war eingeladen und hatte mich als Gast mitgenommen. Wir stellten fest, als wir hin gingen, dass wir letztes Jahr genau um die gleiche Zeit auch dort waren und es uns nicht sonderlich gefallen hat. Der Crémant schmeckte gräulich und für den Rest war es eher eine ‘gesehen und geshen werden’ Angelegenheit. Es war weniger eine Weihnachtsfeier als dass es Networking war.
Dieses Jahr hatte man sich ein bisschen mehr Deko einfallen lassen.
Wir nippten an unseren Gläsern mit dem Crémant der genauso scheußlich schmeckte wir das Jahr davor. Jemand vom Personal bestätigte mir auch dass es der gleiche sei. Nun ja…
Anstatt noch länger dumm herumzustehen gingen wir bereits nach knapp 20 Minuten und versuchten uns Glück im Tempo ob vielleicht doch noch einen Tisch frei wäre, so wie letztes Jahr. Wir hatten kein Glück.
Ich rief im Grünewald an. Ausgebucht.
Es scheint dieser Tage die Menschen dann doch sehr in die Restaurants zu ziehen. Mir viel ein altes Lokal ein das ich schon lange nicht besucht hatte, das Annexe. Das hatte wohl noch Tische frei, doch da ich das Auto mitgenommen hatte, weil ich es auftanken musste musste ich notgedrungen hinfahren.
Es war vom Kirchberg aus kurz vor 20:00 Uhr kein durchkommen in die Innenstadt. Auf dem Boulevard Royal den ich sonst fast immer meide ging es gar nicht voran und wir brauchten über eine halbe Stunde um nur mal in die Nähe des Boulevard Roosevelt zu kommen in den ich hätte fahren müssen. Es gibt dazu leider keine Alternative. Also schmissen wir die Pläne um und gingen ins Hotel Parc Belair, das zehn Gehminuten von meiner entfernt Wohnung liegt.
Wir bekamen sofort einen Tisch unangemeldet. Sehr gut. Ich hatte nach langen fleischlosen Tagen große Lust auf Entecôte mit Béarnaise. Es war genau das richtige.
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Die Probe am Freitag lief sehr gut dass alle sehr zufrieden waren. Sogar der gewaltige Patzer der in Sachen Requisite passierte und von den Hauptdarstellern so elegant gelöst wurde dass es dem Testpublikum nicht auffiel, wurde nicht weiter zur Sprache gebracht. Das passiert einmal und nie nie wieder.
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Am Samstagmorgen Wochenmarkt, obwohl ich nichts mehr brauche. Doch ein kleines Stück Winzernuss musste sein.
Ein kurzes Treffen mit der D. im Renert.
Für einen kurzen Augenblick schien die Sonne und ich zückte das Handy:
Der C. der mir gegenüber saß, musste mit aufs Bild.
Und dann sah ich einen Namen auf dem Display vom Telefon, der mich aufschrecken ließ. Ich atmete tief durch und hob ab. Und in der Tat hatte ich richtig vermutet. Der Cousin N. meiner Mutter, der ebenfalls Taufpate meines Bruders war, verstarb letzte Nacht.
Doch zum Innehalten blieb keine Zeit,ich musste los. Am frühen Nachmittag musste ich im Theater für die Premiere sein.
Ich ging nach hause, zog mich um für die Arbeit und nahm das Auto mit, weil schon ein Teil des Materials das ich nicht brauchte, wieder zurück transportiert werden musste.
Und dann blieb die Welt für ein Moment stehen.
Der N. den ich seit meiner Geburt kannte, spuckte mir im Kopf herum. Ich erinnerte mich an Familienfeste bei denen er anwesend war. Er war eigentlich ein Zwilling gewesen, doch sein Bruder verstarb als kleiner Junge bei einem Unfall. Er übernahm den Familienbetrieb, ein Umzugsunternehmen…
Die Premiere lief wie am Schnürchen. Es ging nichts schief. Doch zwischen der Aufregung, Spannung und Freude einer ersten Vorstellung und meiner innerlich tiefen Trauer um den letzten Menschen auf der Welt der mich von Kindesbeinen an kannte, wurde mir ein weiteres Mal bewusst, was der Spruch “The Show Must Go On” bedeutet. Ich versuchte mich wirklich mit aller Kraft auf die Arbeit zu konzentrieren, doch irgendwann stand ich im Aufzug und heulte.
Es ist nicht zum erstem Mal dass Freud und Leid mich zur gleichen Zeit derart überfahren und dass die ganze Welt sich irreal anfühlt.
Ich war froh als alles vorbei war inklusive der Premierenfeier, denn ich wollte nur noch ins Bett.
Mein Beileid
Ach, ach, das tut mir sehr leid.
Mein Beileid!
Bis vor einigen Jahren habe ich die noch verbliebenen Verwandten meiner verstorbenen Mutter am Tag ihres Geburtstages zu mir eingeladen, was immer sehr schön war. Inzwischen ist von diesen keiner mehr da. Ich glaube, ich verstehe Ihre Gefühle gut.