Da es in unabsehbarer Zeit keine Arbeit für mich geben wird, habe ich mir eine andere Beschäftigung gesucht, die ich aber hier noch nicht ausführlich erörtern will, weil es einfach noch zu früh dafür ist. Ich muss auch erstmal ausloten, ob ich das längere Zeit machen kann, bzw. durchhalte, denn es ist eine Beschäftigung zu 100% am Rechner. Und ich kann nicht Stunde um Stunde den ganzen Tag in einen Bürosessel furzen…
Wir werden sehen.
Für diese Beschäftigung saß ich also gestern den ganzen Morgen in besagtem Bürosessel. Der Vorteil, es völlig egal wie ich dabei aussehe, ob splitternackt oder im Festtagsgewandt, es spielt keine Rolle. Bei mir war es mein heißgeliebtes Muji Kimono.
Gegen Mittag machte ich Schluss und wechselte das Kimono gegen Straßenkleidung.
Zwischenfrage:
Wie geht es euch eigentlich damit? Ich meine, diejenigen die keine systemrelevanten Jobs haben und entweder ihre Arbeit von zu hause aus erledigen können oder, wie ich, gar nichts tun können. Hat bei euch da ein Wandel in der Kleidung stattgefunden?
Ich bin sehr… basic geworden. Mein liebstes Kleidungsstücke sind zur Zeit Hoodies, die ich sonst partout nicht mochte. Es waren hauptsächlich Hemden, selten Polo Shirts und fast nie T-Shirt. Auch mein Schuhwerk, auf das ich sonst großen Wert legte, hat sich auf drei Paar reduziert. Der Grund dafür ist einfach: Es gibt keine Gelegenheit mehr für mich all das repräsentative Zeug anzuziehen. Zudem war ich über zwei Monate vor den Einschränkungen unterwegs, auf der anderen Seite der Welt, und wenn man aus dem Koffer lebt, kommt man mit noch viel weniger Zeug klar.
Und wenn wir schon bei Kleidung sind:
Ich holte die Jeans hervor, die ich auch schon gestern zum Wochenmarkt angezogen hatte, um zu sehen dass…
Huch!
Ich bin doch nicht etwa gestern so zum…? Nein! Das hätte ich doch merken müssen! Dieses riesige Belüftungsloch hintenrum, das hätte ich spüren müssen! Ich will es letztendlich gar nicht wissen, ob oder ob nicht.
Am Nachmittag stattete ich dem MUDAM einem Besuch ab. Da die Museen und Galerien wieder geöffnet haben, wollte ich mir unbedingt noch die Retrospektive von Jean-Marie Biwer ansehen, einem luxemburgischen Maler. Und es war eine gute Idee, denn außer mir war nur noch eine andere Dame da. Es war also mehr Personal dort als Besucher.
Eine Ausstellung die mich weitaus weniger begeisterte war die von Robert Morris. Es waren vor allem Arbeiten aus den 60er und 70er zu sehen, die wahrscheinlich für die damalige Zeit modern und befremdlich waren weil sie den Minimalismus einläuteten, heute hauen sie niemanden mehr vom Hocker. Interessant war lediglich sein Werkstoff Filz mit dem er ein paar interessante Plastiken schuf, wovon die unten mir ganz gut gefiel.
Sehr viel spannender fand ich die neue Akquisition zur Mudam Sammlung von Thomas Hirschhorn, die noch weit bis ins nächste Jahr zu sehen sein wird. Sein Werk World Airport 1 ist gerade jetzt sehr befremdlich, weil wir ja nicht fliegen dürfen. Ein vollgestopfter Raum in dem man sich stundenlang aufhalten kann um all die Zeitungsausschnitte zu lesen die über unzählige Wände verstreut sind. Doch letztendlich hält man es nicht zu lange dort aus weil man das permante Geräusch von Fliegern hört, die landen und starten.
***
Am Abend ein langes anregendes Telefongespräch mit dem S. von dem ich schon lange nichts mehr gehört hatte. Ich erfuhr ein paar interessante Dinge die sich während meiner Reise zugetragen haben, von denen ich noch nichts wusste.
Interessante Plastik, eine Maske aus Filz.
Was Deine Kleiderfrage angeht: ich bin da leider nicht repräsentativ, weil ich ja Uniform trage. Als ich aus der Reha kam, passte ich nicht mehr rein, vermute aber, sie passt jetzt ein kleines bisschen besser. Daheim habe ich immer die schönen Stücke getragen – derzeit komme ich kaum noch aus den Leggins raus.
Viel Spaß und Erfolg bei der neuen Tätigkeit.
Danke 🙂
Es tut so gut wieder Kunst “in echt” betrachten zu können.
Und grosse Theatersehnsucht hat mich ergriffen.
Kleidungstechnisch lebe ich auch erstaunlich reduziert.
Dazu habe ich schon seit Wochen überhaupt keine Lust,
Schmuck zu tragen. Nur auf Lippenstift verzichte ich nicht-
trotz Maske.
Liebe Grüße
Wunderschöne Bilder von Jean-Marie Biwer! Die Natur als Farbenrausch. Bis heute war mir der Künstler leider nicht bekannt, aber was für eine Freude, ihn hier zu entdecken.
Um auf Ihre Frage zu antworten:
H.s geht es gut. Frau H. ist absolute Risikoperson, H. in der Risikogruppe. Frau H. geht nicht außer Haus, H. macht die Außenerledigungen unter großen Sicherheitsvorkehrungen. Unter dem Lockdown leiden sie nicht, da sie in einer privilegierten Nachbarschaft wohnen und kaum reisen, seit 20 Jahren nur ein- bis zweimal pro Jahr in Venedig eine Woche verbrachten. In der Wohnung von Freundin C.
Ihnen viel Spaß und Erfolg mit der neuen Tätigkeit.
Jetzt wendet sich die Politik ja allmählich Kunst und Kultur zu. Es wird werden!