Fressen, Kunst und Puderquaste

Hobart: Port Arthur

Pünktlich um 7:30 musste ich am Hafen sein. Dort wartete ein Bus der die ganze Gruppe zum Port Arthur fuhr.

Von Hobart aus nach Port Arthur sind es 90 km und wir brauchten etwas mehr als eine Stunde. Dann gab es erst mal Kaffee auf einem Zwischenstopp.

Danach wurde es spannend. Wir fuhren zu der anderen Seite des historischen Geländes, wo wir alle in ein Boot stiegen und knallrote Ponchos bekamen.

Es war eine Bootstour mit Speedbooten. Ich dachte mit Schrecken an die Speedboote in Queenstown und dass ich das nicht haben wollte. Doch mit allem was wir an Naturschönheiten zu sehen bekamen war ich froh dass wir Speedboote hatten. Wir sprangen über die Wellen die doch stellenweise hoch waren. Mit einem normalen Boot wäre das eine endlose Tuckerpartie geworden, denn die Bucht von Port Arthur ist gewaltig groß.

Ich werde das ganze heute nicht nur mit Fotos sondern auch mit Karten zeigen, denn das ist alles so abgelegen, dass ich manchmal das Gefühl ich müsste das tun, sonst versteht niemand dass ich tatsächlich am ‘Ende’ der Welt bin.

Von Port Arthur aus ging es dann bis ganz hinunter zum südlichsten Punkt Tasman Island, eine Insel die den Seerobben vorbehalten ist, aber dazu später mehr.

Kommen wir zu den Fotos:

Die roten Ponchos waren schon wichtig, weil das Meer auch wenn der Aussage des Kapitäns nach, sehr ruhig war, doch stellenweise sehr ungestüm war. Wenn wir mit 80km/h über die Wellen jagten, spritzte es doch bisweilen ganz schön und es wurde richtig kalt.

Hier sah man zu ersten mal wie weit wir rausfahren würden. Bis ganz hinten hin wo die zwei ‘kleine’ Hügel hochragten.

Wir fuhren in eine von zwei Höhlen, weil das heute machbar war. Es ist nur selten der Fall.

Was hier so rosa ausschaut ist eine chemische Reaktion der Algen mit dem Gestein. A propos Gestein; wir bekamen auch eine Lehrstunde in Sachen Geologie. Auf dem Foto unten schlägt jedem Geologen das Herz höher. Die untere Schicht ist aus der Jurrasic Zeit und liest sich für jeden Geologen wie ein Tagebuch der Zeit weil es so schön sauber abgetragen wurde und man wirklich jede einzelne Epoche der Ära erkunden kann.

Neben den beiden kleinen Felsen, die übrigens the two monkeys genannt werden, befindet sich links mit satten 360 Metern die höchste Klippe der südlichen Hemisphäre. Ich bekomme immer Gänsehaut wenn ich solche Dinge erfahre. Als wir dann kurze Zeit später näher dran waren, war sie nicht mehr zu sehen, weil eine Wolke sie umhüllte. Ich war froh dass ich zumindest einmal von weitem sah.

Und da war die Klippe weg:

Auf der Tasman Island dann gibt es einen inzwischen unbewohnten Leuchtturm und sehr viele Robben. Ich habe unzählige Fotos der Robben gemacht, aber die zwei sind die schönsten. Sie liegen rum als ob die Felsen ultrabequem wären. Manchmal hatte ich das Gefühl sie werfen sich extra in Pose nur fürs Foto.

***

Was danach folgte war das totale Kontrastprogramm. Port Arthur ist nicht zwingend für seine wilde Küste bekannt, die übrigens nur 2500 km von der Antarktika entfernt ist. Port Arthur ist ein großer Schandfleck in der australischen Geschichte.

Das ganze Areal ist sehr gepflegt und die alten Gemäuer werden sehr gut in Stand gehalten. Aber wenn man erst erfährt was das war, wird einem mulmig. Es war eine riesige Gefängnisanstalt, für Männer, Frauen, sogar Jugendliche und kleine Kinder waren dort.

In England hatte man beschlossen dass alle die Menschen die “unerwünscht” sind von der Insel verbannt werden sollten. Das konnten Bettler sein, Menschen die kein Zuhause mehr hatten oder solche die aus der Not heraus stahlen. Zu Anfang wurden sie nach Amerika verschifft, später nach Australien. Was sie jedoch dort erwartete war schlimmer als der Tod.

Ich wanderte eine Weil umher, doch wegen der inzwischen fast unerträglichen Hitze wollte ich nicht das komplette Gelände erkunden und kaufte mir das Buch:

Ich setzte mich an ein schattiges Plätzchen und fing an zu lesen. Nach der rauen, jedoch schönen Gewalt der Natur, schlug mir hier die raue Gewalt der Menschheit entgegen. Nach der Einleitung und der ersten Seiten musste ich aufhören. Es ging mir zu nahe.
Dass heute auf dem Gelände nur noch Ruinen stehen, hat mit den späteren Buschfeuern zu tun die sehr viel zerstört haben.

Gerne hätte ich noch die Isle of the Dead besichtigt, eine winzig kleine Insel die einen Katzensprung vom Gelände entfernt ist. Doch es war leider keine Zeit mehr dafür. Über 1700 Menschen sind dort begraben, der Großteil davon sind die Strafgefangenen, die ohne Grabstein, ohne Kreuz, ohne Markierung, namenlos in der Erde verschachert wurden.

Am Abend, als ich wieder in Hobart war, hatte ich dringende Bedürfnis zu schwimmen und schwamm ein paar Längen in Hotelpool. Später nahm ich einen kleinen Happen im Hotel Restaurant zu mir und verschwand früh im Zimmer.

2 Kommentare

  1. kaltmamsell

    Dankeschön: Jetzt habe ich auch ein paar Bilder zu Hannah Gadsbys Autobiografie “Ten Steps to Nanette”.

  2. Thierry

    Ich kannte die Geschichte vom Port Arthur bisher nicht. Was für ein schreckliches Kapitel in unserer Geschichte. 😔

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