Fressen, Kunst und Puderquaste

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Der Jetlag hält sich wacker. Ich war aber erst um 4:00 Uhr wach nicht schon 3:30 Uhr. Da heute ein Arbeitstag war und sonst nichts Blogwürdiges passierte, mache ich etwas anderes.

Was packt man in den Koffer wenn man zwei Monate oder länger unterwegs ist? Ich habe die Erfahrung mehrfach gemacht und muss sagen, dass es da ein paar Grundregeln gibt.

Ich sah in Australien ein älteres Ehepaar am Flughafen mit zwei gewaltigen Koffern, zwei kleinen Koffern plus zwei größeren Taschen. Da ich hinter ihnen in der Schlange zum einchecken stand und die beiden sich angeregt mit einem Paar vor ihnen unterhielten, wusste ich dass sie für zwei Wochen in Urlaub fahren zur Schwester der Frau. Ich fragte mich ehrlich, ohne jetzt alle Umstände zu kennen, was alles im den Koffern drin ist, wenn sie nur für zwei Wochen verreisen und dann auch noch privat untergebracht sind. Ich stand dahinter im meinem kleineren Koffer samt einem kleinen Rucksack und das reichte voll und ganz für zwei Monate! (Und jetzt da ich wieder hier bin, bin ich der Meinung dass ich noch zu viel mithatte.)

In dem Zusammenhang kam mir eine Diskussion in den Sinn, die ich mal mit der A. hatte was Kofferpacken angeht. Sie meinte nämlich, dass Frauen es in der Hinsicht schwerer haben als Männer, weil sie mehr einpacken müssen. Ich halte das schlichtweg für falsch.

Ich denke man muss sich grundsätzlich von der Idee verabschieden jeden Morgen, wie daheim vor dem Kleiderschrank, eine Auswahl je nach Gemütslage zu haben. Wenn man den Koffer mit der Grundüberzeugung packt, endet es in einem Desaster.

Ich packe den Koffer für maximal zehn Tage. Das bedeutet dass ich mich zehn Tage lang anziehen kann ohne zwischendurch waschen zu müssen. Im meinem Fall ist das Unterwäsche und kurze Socken für zehn Tage. Aber auch hier empfiehlt es sich genau hinzuschauen. Wenn Boxershorts, dann sehr dünne, am besten sind kurze knappe Slips, Tangas, oder wer mag, Jockstraps. Je weniger Stoff umso besser. Das hat nichts mit sexy zu tun sondern mit Platzsparen und Gewichtsreduzierung. Bei Socken ist es das gleiche, dünne leichte Sommersöckchen.

Schuhe. Ein leidliches Thema. Aber auch hier reichen drei Paar, also eines an den Füßen und zwei im Koffer. Ich hatte sogar diesmal nur zwei Paar, also nur ein Paar im Koffer. Das waren Flip Flops. Das andere Paar war ein paar hybride Turnschuhe die aber auch für etwas sportlichere Straßenschuhe durchgehen konnten.

Kleidung. Jetzt wird es spannend. Zehn Oberteile, zwei Shorts, zwei lange Hosen. Da machte ich diesmal den Fehler und nahm zu viel an Hosen mit. Ich hatte drei Shorts und drei lange Hosen ohne die, die ich anhatte. Das waren zwei wenn nicht drei Teile zu viel. Der Trick ist, dass farblich alles kombinierbar sein muss. Also alles eher neutral halten, nichts sollte zu fancy sein. Die Oberteile waren T-Shirts, Polohemden und drei klassisch kurzärmelige Hemden mit Knopfleiste. Auch hier empfiehlt es sich genau hinzuschauen, was die Stoffe angeht. Nichts das extrem knittert oder zu dick im Stoff ist. Für schlechte oder kältere Wetterverhältnisse hatte ich den regenfesten K-Way mit, eine Fleece Jacke und eine dünne Cashmere Jacke. Die Fleece Jacke hatte ich immer bei Flügen an weil sie über mehrere Taschen verfügte und ich alles wie Pass, Handy und Boarding Pass darin griffbereit hatte. Dann noch eine Badehose und ein Kimono Schlafanzug.

Kulturbeutel hatte ich zwei, wobei einer die Reiseapotheke war. Auch hier wieder Reduktion auf ein Minimum. Barttrimmer, Gesichtscreme, Sonnenschutzcreme und zwei Seifenstücke für Haut und Haar. Zwei Stück weil ich mit einem Stück ungefähr einen Monat auskomme. Wer unempfindlich ist kann auch auf die Seife ganz verzichten und auf die Seife im Hotel zurückgreifen die im Zimmer liegt. Ich tat das auch je nach Hotel und was sie zur Verfügung stellten. Ein kleines Taschenmesser mit Schere, Nagelfeile, Pinzette Zahnstocher und ein Nagelclipper. Zahnbürste und Zahncreme Konzenztrat, weil die Tube kleiner ist und ich eh sehr sparsam damit umgehe. Eine Mini Haarbürste, Haarwax und/oder Haarpumpspray. Und dann darf ein Duftwasser bei mir nicht fehlen. Reisefön braucht man eigentlich keinen, denn in Hotels ab drei Sternen müssen sie einen zu Verfügung stellen, sonst hat es keine drei Sterne.

In der Reiseapotheke waren Ibu, Paracetamol, etwas gegen Durchfall und Verstopfung., Augentropfen für trockene und leicht entzündete Augen (Klimaanlage) ein paar Pflaster, Desinfektionsspray und ein paar Blasenpflaster. Rei in der Tube zum Waschen. Und weil das halt immer noch akut war, ein Schnelltest Set.

Ich hatte noch mit ein dünnes Strandtuch eine Strandtasche, die zwischendurch als Dreckwäschebeutel diente und einen Minirucksack, wenn ich auf Erkundungstour war.

Der Koffer auf der Waage hatte dann um 17-18 Kilo.

Im Rucksack waren sämtliche Papiere, Pass, Geldbeutel, Laptop, Ladegeräte, Powerbank, Kabel, Handy, was zum lesen und für den Notfall, wenn der Koffer mit den vielen Flügen irgendwo hängenbleibt, ein T-Shirt, eine Unterhose und eine Zahnbürste.

Ich fühlte mich mit alledem gut versorgt. Ich war nie over- oder underdressed, auch nicht für die besseren Gelegenheiten in edleren Restaurants oder in meinem Fall, als ich die Oper in Sydney besuchte.

An jedem neuen Ort, war die erste Aktion die Wäsche der letzten Tage entweder selbst zu waschen oder abzugeben. Da ja alles frei kombinierbar war, hatte ich nie das Gefühl nicht ordentlich angezogen zu sein, selbst dann wenn über die Hälfte der Klamotten gewaschen wurden oder in der Strandtasche waren und nicht zur Verfügung standen. Und wer mich kennt, weiß dass ich darauf großen Wert lege.

Wenn man unterwegs etwas schönes findet, ein Hemd zum Beispiel, MUSS ein anderes Teil den Koffer verlassen. Bei mir war das dreimal der Fall, wobei ich einmal schummelte. Zudem soll und muss man jeden Kauf hinterfragen, ob es das wirklich Wert ist, denn man ist am Ende nur der Gelackmeierte, weil man bis zum Ende der Reise das Zeug selbst schleppen muss. Immer bedenken, jedes Gramm zählt. Für die Lieben daheim kaufte ich kleine Dinge die kaum etwas auf die Waage brachten und sehr wenig Platz wegnahmen. Nun ist es aber auch nicht so, dass man sich nicht ausschließlich damit beschäftigen soll. Dann macht es keinen Spaß mehr. Ich hatte mir ja auch den großen Porzellanschädel gleich zu Anfang gegönnt und war mir bewusst dass ich den lange schleppen müsste. Aber dann zieht man es auch konsequent durch.

Ich hoffe dass ich nichts vergessen habe. Ich habe versucht es so allgemein wie möglich zu halten. Natürlich hat auch jeder seine ganz individuellen Bedürfnisse an Dingen, auf die er nicht verzichten mag oder kann. Und bitte fragt mich nicht nach Tipps wie man den Koffer für einen Ski- oder Winterurlaub packt. Ich war in meinem Leben noch nie in so einem Urlaub.

Für Fragen und Anregungen sind die Kommentare da.

5 Kommentare

  1. Trulla

    Ihre Art des sinnvollen Kofferpackens kenne ich von meinem Mann, mir will es leider nicht gelingen. Ich nehme immer viel zu viel mit und oft auch noch das Falsche. Und dann habe ich auch noch Spaß daran, an Ort und Stelle etwas zu kaufen, weil es mich daheim dann freut, an eine schöne Zeit erinnert zu werden. Mein Koffer ist daher immer proppenvoll und gewichtig, mein Handgepäck dagegen, gefüllt mit dem Notwendigsten, federleicht. Ich vermeide somit auch die umständlichen oberen Gepäckfächer im Flieger.

    Zu dem geschilderten älteren Paar mit viel Gepäck auf Familienbesuch fällt mir eine Freundin ein, deren Schwester mit Familie in Melbourne lebt, und die sie wenigstens jedes zweite Jahr besucht: der große Koffer ist allein gefüllt mit Bestellungen von dieser für sich und die Kinder sowie Geschenken der Familie. Nur das Handgepäck enthält ihre eigenen Sachen.
    Eine mögliche Erklärung!

    Eine tolle Reise haben Sie übrigens gemacht, und wieder zeigte sich, was für wunderbare und verlässliche Freundschaften Sie haben.

  2. Hans-Georg

    Als ich noch mit einer Frau verheiratet war und wir auf Reisen gehen wollten, hatte sie so viel im Koffer, dass der kaum noch zu schliessen war. Ich sagte: Zeig mal her. Und dann fing ich an, auszusortieren. Das brauchst du nicht, das nicht und das auch nicht, usw. Am Ende der Reise meinte sie, ich hätte recht gehabt und sie hätte immer noch zuviel mitgenommen. Ist wohl so ein Frauending.

    • Joël

      Ich gebe Dir recht, aber ein Frauending ist es nicht. Es ist schon allgemeingültiger als man denken mag. Man muss sich im Urlaub von der Idee verabschieden so aufzutreten wie daheim. Man ist unter Fremden und und die sehen dich anders, mitunter zum ersten mal, als die Menschen daheim.
      Als ich diesen Beitrag übrigens fertiggeschrieben hatte, überlegte ich ob es möglich ist 14 Tage in St. Jean zu sein und mit einem kleinen Handgepäck Koffer über die Runden zu kommen. Das würde nämlich meine Shopping Gelüste sehr ausbremsen, was nicht verkehrt wäre.

  3. kaltmamsell

    Zumindest auf Geschäftsreisen habe ich es immer wieder andersrum erlebt: Die Kollegen mussten Anzüge dabei haben und die so packen, dass sie nicht zerknüllt eintrafen. Die dazu erwarteten Schuhe nahmen ebenfalls Platz weg. Wir Kolleginnen waren vor allem in wärmerer Jahreszeit mit leichten Kleidern und Pumps bereits seriös angezogen.

    Werde nie die Szene vergessen, als ich mich für einen Workshop in London Heathrow zur Weiterreise mit Kollegen traf: Drei Männer mit jeweils Familienkoffer, ich mit Handgepäck-tauglichem Köfferchen. (Bei jedem Frühstück wurde ich inspiziert: “Jetzt hat sie schon wieder was Anderes an! Die hat doch Gepäck vorgeschickt.” Allerdings gebe ich zu: Wer schon in jungen Jahren auf Chor-Tourneen gegangen ist, hat Packen gelernt.)

  4. FrauC

    Gepäck für Skiurlaub ist einfach: In einem Skiort kann man den ganzen Tag in Skikleidung herumlaufen. Weitere Jacke nicht nötig, eine Hose für Abendessen in der Öffentlichkeit, eine Jogginghose für andere Fälle. Abends nach dem Duschen zur Jogginghose den Skipullover für den nächsten Tag anziehen, dann reicht ein “ordentliches” Oberteil für die Öffentlichkeit. Plus halt Handschuhe, Schal, Mütze…. das braucht auch Platz.

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