Vor 8 Jahren ließ ich mich auf meine erste Musicalproduktion ein, die extra für das Wilzer Festival kreiert wurde: Leonard Bernsteins West Side Story. Ich ließ mich auf ein Abenteuer ein, das emotionaler nicht hätte sein können. Ich glaube es gab danach keine Produktion mehr bei der ich einen ganzen Tag lang geheult habe als sie vorbei war. Es ist die Produktion in Wiltz die sämtliche Zuschauerrekorde brach und bis heute noch hält. Es war eine komplette Neuinszenierung; Bühnenbauten, Kostüme und Maske waren in einer nicht definierbaren Zeit angelegt. Damals hatte ich mir den Film der West Side Story nach der Produktion angesehen, doch schien er mir fade und blass gegenüber der Bühnenfassung.

Vor ein paar Tagen schickte Amazon mir ein Gutschein einzulösen bei eventim.de, weil die sich beim Abbuchen von der Kreditkarte heftigst verrechnet hatten. Und wenn man mal was geschenkt bekommt, sollte man es doch nutzen, oder? Als ich die Seiten aller Veranstaltungen überflog, sprang mir das Musical regelrecht ins Auge. West Side Story in der englischen Originalfassung, in Düsseldorf! Das einzige Datum das sich anbot war heute und ich bekam einen sensationellen Platz im Parkett 7. Reihe in der Mitte.
Und heute war der Tag. Was ich nicht wusste, war, dass es die allerletzte Vorstellung in Düsseldorf war.
Für mich war es ein Wiedersehen mit all den damals erlebten Emotionen, und der kongenialen Musik von Bernstein die dich nicht mehr loslässt. Der Klassiker so wie ihn damals Steven Sondheim 1957 inszenierte, funktioniert heute noch und hat nichts an Ausdruckskraft verloren, im Gegensatz zur Verfilmung. Die Kostüme sind an die 50er Jahre angelehnt aber keine 1:1 Kopie. Auch ist die Bühne andres als damals. Doch Choreographie der Tänze ist die gleich geblieben. Das sieht man deutlich, denn so wird heute nicht mehr in Musicals getanzt.
Und dennoch, soviel Power habe ich schon lange nicht mehr auf einer Bühne gesehen.
Auf dem Weg ins Hotel wo ich jetzt sitze und noch immer nicht schlafen kann, versuchte ich meiner Sinne wieder Herr zu werden, denn das Stück läßt einen nicht kalt…

Wer diese Produktion noch erleben will, kann sie ab dem 22 Juli in London sehen. Ehrlich gesagt, ich hätte Lust sie mir noch einmal anzusehen. Fährt jemand mit?