Heute:
Else Buschheuer

Es gibt eine Rubrik in der Sendung “Zimmer frei” die ultimative Lobhuddelei heißt. Heute möchte ich mal einer Person danken die ich persönlich nicht kenne. Else Buschheuer. Und ob dies eine Lobhuddelei wird ist auch nicht so ganz klar.

Else ist eigentlich dafür verantwortlich dass ich ein Internettagebuch führe. Als ich damit anfing, war das Wort Blog noch gar nicht so geläufig und ich wehrte mich auch lange Zeit dagegen es als ein Blog anzusehen. Wer die Anfänge dieses “Blogs” überfliegt, wird merken dass es dort keine Kommentare gibt und die auch lange Zeit ausgeschaltet waren. Ein Tagebuch, so meine damalige Meinung, muss nicht kommentiert werden. Heute seh das andres, aber zu kommen wir noch.

Ganz bewusst aufmerksam auf Else wurde ich als sie in einer Talkshow war, zur der Zeit als sie bereits in New York lebte. Ich glaube es war in der NDR Talkshow, die damals noch Hermann und Tidje (oder umgekehrt) hieß. Sie sprach über ihr Tagebuch, über den 11 September 2001 und ich war fasziniert davon. Da Schreiben seit jeher etwas ist was mich begeistert und ich aber nicht so richtig wusste wie damit anfangen soll, dachte ich mir dass ein öffentliches Tagebuch vielleicht genau das richtige für mich wäre. Ein gläsernes Leben führen bei dem man die Durchsichtigkeit selbst bestimmt. (Ein Satz der lange in der Q&A meines Blogs stand. Ob er von mir stammt, oder ob ich ihn von Else oder jemand anders abgekupfert habe, weiß ich nicht mehr) Blogger.com war damals neu und einfach zu handhaben und genau das was ich suchte. Daneben wurde ich ein regelmäßiger Leser von Elses Tagebuchs. Ich kann mich noch erinnern, dass sie damals in der Sendung sagte, man könne ihr ruhig ein Mail schreiben, sie würde auch antworten. Das tat ich damals und sie antwortete auch. Wow, dachte ich, sie schreibt dir tatsächlich. So hochherrschaftlich und Promi belastet ist sie gar nicht. Sie wohnte damals in einem buddhistischen Tempel in New York. Sie war auf einer Selbstfindungssuche, die ich für mich nicht so richtig nachempfinden konnte, aber das was sie schrieb klang immer interessant, frisch und oft sehr lustig. Dann fing sie an umzuziehen, ich weiß nicht wie oft. An zwei Aufenthalte kann ich noch erinnern. Der eine war in eine Kunstgalerie wo sie in einem Verschlag wohnte, wie sie es nannte, und bald darauf sich mit ein paar lärmenden Mexikanern plagen musste. Sie schloss sogar “Freundschaft” mit einer Ratte…obwohl, ich glaube so begeistert war sie nicht von dem Haustier. Dann wohnte sie mal kurze Zeit in einer Wohnung in der ein Hund den ganzen Tag lang in einer Kiste eingesperrt war, und die Vermieterin selbst ein ziemlicher Besen war. Ich erinnere mich auch eine seltsame Freundschaft mit einer, ich glaube es war eine Chinesin, die einen Second Laden hatte, und an einen Spiegel der so beschaffen war dass man sich darin nicht spiegelverkehrt sah, sondern richtig rum so wie die anderen einen auch sehen…

Zu der Zeit war Else für mich immer wieder eine Inspiration, wenn ich in meinem Tagebuch nicht weiter wusste. Ich griff häufig Gedanken und Themen von ihr auf und entwickelte sie selbst weiter. Damals dachte ich, irgendwann musst du sie mal kennen lernen. Irgendwann ergibt sich einmal eine Gelegenheit…

Dann kam meine “Berliner Zeit” an die ich heute noch gerne zurück denke. Es war das Jahr in dem ich den ganzen Dezember dort war. Es ergab sich dass Else über die Feiertage auch in Berlin war. Ich schrieb ihr, dass wenn sie denn Zeit hätte, ich sie gerne einmal persönlich kennen lernen würde und mich bei ihr bedanken möchte für ihr tolles Tagebuch und all die Inspiration. Ich weiß nicht was ich mir damals dabei dachte, und ich war mir ziemlich sicher ein Absage zu bekommen, doch sie antwortete gar nicht. Ich war enttäuscht von ihr. Ein simples “Nein Danke, kein Interesse, oder keine Zeit” hätte mir genügt. Nichts dergleichen kam.
Einige Zeit später kam schrieb sie dann mal einem Tagebucheintrag der sich gewaschen hatte, dass sie absolut kein Interesse daran habe irgendjemand über ihr Tagebuch persönlich zu treffen und wir doch alle bescheuert seien, was uns überhaupt einfallen würde. Das traf mich sehr. Ich verbannte sie aus meiner Linkliste im Blog und meinen Bookmarks und schrieb einen ziemlich garstigen Eintrag über sie.
Heute verstehe warum sie damals so reagierte. Ich bin einer von Hunderten der ihr damals schrieb und wahrscheinlich einer von Hunderten der sie persönlich treffen wollte. Und wenn ich das mir für mich vorstelle, brrr, ich würde das auch nicht wollen.
Doch meine Vorstellung von ihr war gestört, zumal sie damals auch durch eine Schreibphase ging auf der ich so gar nicht verstand was sie denn suchte oder sich vom Leben erhoffte. Ich schreib nichts mehr über sie im Blog, doch schaute ich immer wieder in ihrem Tagebuch vorbei. Ganz lassen konnte ich es nicht.

Irgendwann erbat Else einmal die Hilfe ihrer Stammleser, weil sie sich aus einer Laune heraus die blondgebleichten Haare hatte dunkel färben lassen und diesen Schritt dann aber sehr bereute. Ich glaube sie war in Indien oder Thailand zu der Zeit. Ich schrieb ihr dann aus meiner Erfahrung aus “meinem früheren Leben als Friseur” heraus was sie tun könnte…

Dann kam Else nach Deutschland zurück. Es ergab sich dann kurze Zeit später mal eine Gelegenheit in der ich ihr über den Weg hätte laufen können. Ich habe damals an dem riesen Film Kreuzzug in Jeans
gearbeitet und wir drehten auch in Deutschland, in Dessau, Dresden und Königstein. Damals lernte ich eine Maskenbildnerin aus Leipzig kennen die ab und an für den MDR arbeitete und sich dort um die Kostüme für die Riverboat Sendung kümmerte, in der Else damals mitarbeitete. Ich besuchte die Maskenbildnerin späterhin einmal, doch hakte ich nicht weiter nach.

Inzwischen schaue ich in Elses Tagebuch nur noch sporadisch rein. Ihre Rubrik ” Die Gladiatorin des des Alltags” auf MDR Figaro höre ich jedoch regelmäßig, da ich das Podcast davon abonniert habe. Ab und an schreibe ich ihr sogar, wenn mir was geistreiches zu ihren Beiträgen einfällt, oder wenn sie grade Musik hört die ich auch mag.
Ich lasse inzwischen Kommentare im Blog zu, und es tut mir nicht leid darum. Es hat sich eine neue Dynamik damit entwickelt im Blog, die mir sehr gefällt.
Else schreibt unverändert weiter Tagebuch ohne Feeds und ähnlichem, was es schwer macht einen Beitrag von ihr zu verlinken. Zudem mag sie nicht wenn man sie Bloggerin nennt, sie ist eine Tagebuchschreiberin. Punkt.

Wenn ich jetzt so über das grad Geschriebene schaue, ist es keine richtige Lobhuddelei geworden. Ich glaube es wäre ihr auch nicht recht.
Trotzdem, danke Else für all die Jahre Inspiration und gegenseitiger Befruchtung, wie du es immer nennst.