Langsam ließ Berni das Messer wieder sinken. Er stand vom Bett auf und zog sich an. Er konnte die Frau nicht umbringen. Was war nur mit ihm passiert? Er der glaubte sich selbst am allerbesten zu kennen, entdeckt ein völlig neue Seite an sich. Er verließ das Schlafzimmer und sah sich im Haus um. Es war nicht besonders modern eingerichtet. An den Wänden hingen alte Tapeten, von der Sorte wie man sie Anfang der achtziger Jahre fand mit einem etwas seltsamen Muster das ein wenig an Miró erinnerte, mit einem leichten Glanz der verriet, dass man die Tapete abwaschen konnte. Schade, dachte Berni, hier wäre es einfach gewesen. Tapeten die sich abwaschen ließen zwecks Spurenbeseitigung waren äußerst praktisch.
Ansonsten fand er nichts außergewöhnliches im Haus, im Gegenteil. Es alles peinlich aufgeräumt und sauber, irgendwie langweilig. Es passte nicht zu der Frau mit er eben den besten Sex seines Lebens gehabt hatte.

Er ging langsam die Treppe hinunter, setze sich auf den letzten Treppenabsatz und dachte nach. Er wunderte sich über sich selbst dass er zum ersten mal so nachdachte wie jetzt. Nachdenken, überlegen, sich selbst Fragen stellen waren ihm seit jeher ein Gräuel gewesen. Er wollte leben und nicht über alles stets nachdenken müssen. So war es immer gewesen….bis jetzt. Er blickte von seinen Knien an langsam hoch durch den kleinen Flur bis zur Decke. Sein Blick blieb kurz an ein paar kleinen Blutspritzern rechts an der Wand hängen. Wenn er jetzt wie früher gedacht hätte, wäre er sofort aufgestanden, hätte einen Lappen genommen und sie weggewischt. Doch er war so sehr damit beschäftigt drüber nachzugrübeln was passiert war, dass er es nicht tat.

Tief in seinen Gedanken versunken lief ihm plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken. Die Blutspritzer!!!
Wo kamen diese Blutspritzer her?
Es war schön mit dir, sagte die Frau hinter ihm, die leise die Treppe herunter gekommen ohne dass er sie gehört hatte. Dann spürte er wie sich etwas langes spitzes mit voller Wucht in seinen Rücken bohrte und vorn über warf. Sie hatte ihm ein langes Küchenmesser unterhalb des linken Schulterblattes bis vorne ins Herz gebohrt. Berni spürte einen tiefen Schmerz.

“Als du vorhin mit dem Messer zustechen wolltest hättest du es tun sollen”, sagte die Frau. “Es wäre für mich die langersehnte Erlösung gewesen. Aber du hast es nicht getan! Ich finde keinen Gefallen mehr daran die Männer nach dem Akt zu töten. Doch es ist nun mal meine Angewohnheit. Schade um dich, du warst der erste der sich mit mir hätte messen können.”
Und während Berni diese, letzten Worte hörte, schloß er die Augen. Er hatte verstanden.