Sonntags morgens um 11 in einer Lesung der Ruhrfestspiele.
Heute: Christiam Brückner liest aus dem Stundenbuch von Rielke.
Es ist nicht das erstemal dass ich in Recklinghausen bin. Und es ist auch nicht das erste mal dass ich dort an einer Lesung an einem Sonntagmorgen teilnehme. Aber Rielke am Sonntagmorgen?

Doch das war nicht der Auslöser, ich wollte Christian Brückner sehen und hören. Dieser Mann hat mir in meinem Leben schon soviel vorgelesen, dass ich ihn einmal live erleben wollte. In den letzten Jahren der langen Autofahrten, war es oft er der mir mitunter die schwierigsten Literarischen Texte vorlas und mir Zugang dazu verschaffte. Die Texte selbst zu lesen (mal davon abgesehen, dass mir dazu die Zeit fehlt) hätte ich wahrscheinlich nicht geschafft.

Die Lesung fand im grossen Saal statt, der sehr gut besucht war. Ich schlenderte auf dem Vorplatz durch die Leute und war nicht erstaunt, das ich mit 46 einer der jüngsten war. Das Durchschnittsalter lag um die 60. Jüngere als ich waren kaum vertreten. Was ich im nachhinein sehr schade fand.
Und so stand Herr Brückner anderhalb Stunden ohne Pause ohne sich einmal zu versprechen vor dem Mirkro und trug die Texte von Rielke mit viel Körpereinsatz vor. Ich erlebte einen Sprecher der die hohe Kunst des Vortragens mit absoluter Perfektion beherrscht. Wie nah oder weit er vom Mikro abrückte, wenn und wo er seine Stimme brechen ließ und beinahe flüsterte, die Tempowechsel ; ich verstand den tieferen Sinn der ohnehin schwierigen Texte und tauchte zum ersten Mal ab in die Welt von Rielke.
Danke Herr Brückner für diesen wunderbaren Augenblick.