Ein Bild das ich in einer Galerie in der Bleibtreustraße sah, kurz nachdem ich neue Erkenntnisse hatte.

Gute wie schlechte Nachrichten erreichten mich heute aus der Heimat. Die schlechte Nachricht ist ganz besonders lästig, aber Gott sei Dank bin ich nicht alleine damit und muss sie auch nicht lösen, aber lästig ist sie schon.  Die gute Nachricht erreichte mich per Email in Form eines Menüs. Mir lief beim lesen das Wasser im Mund zusammen. Das Menü werde ich meinen Gästen servieren an meinem Geburtstag.

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Was die neuen Erkenntnisse angeht, bin ich mir noch nicht so sicher ob ich die überhaupt hier reinschreiben soll. Aber ich glaube dass sie wichtig sind und sie vielleicht jemand anderem auch helfen können.

Ich muss dazu ein wenig ausholen. Als ich da alte Design noch im Blog hatte, gab es eine zweite Spalte in der das Buch stand, das ich gerade lese und auf dem Nachttisch liegt. Mit dem neuen Design ist die Spalte jetzt weg.  Das letzte Buch war ein alter Roman von Hilde Spiel – Lisas Zimmer. Es war irgendwann im Frühling, als ich mich das Buch erinnerte und beschloss, es mir noch einmal zuzulegen, da ich es mal verliehen, aber nie wieder zurück bekommen hatte.  Ich erinnerte mich, dass mich das Buch damals sehr bewegt hatte und noch lange nachgewirkt hat. Irgendwann kurz bevor meine Tante starb, hatte ich auch angefangen darin zu lesen. Doch legte ich es weg, weil der Schmerz und die Trauer zu sehr an mir nagten. Ich hatte keine Geduld und keinen Nerv mich weiter mit dem Buch zu beschäftigen.

Als ich den Koffer für Berlin packte, nahm ich das Buch mit.

Heute auf der Terrasse des 12 Apostel Restaurant, hatte ich es ausgelesen und saß eine Weile wie versteinert da, weil mir plötzlich bewusst wurde warum mein Unterbewusstsein wollte, dass ich dieses Buch nochmal lese.
Und es sollte auch so sein, dass ich es jetzt erst zu Ende lesen sollte.

Es ist die Geschichte eines Dienstmädchens Ende des 40er, Anfang der 50er Jahre. Lele ist eine von vielen Emigranten aus Europa die nach dem zweiten Weltkrieg nach Amerika kommt. Sie ist knapp zwanzig Jahre alt als sie ankommt, hat ein Kleinkind, ist alleinerziehend, hat ihre ganze Familie im Krieg verloren, und ist heilfroh eine Stelle als Dienstmädchen anzutreten. Zuerst kommt sie zu einer älteren, auch emigrierten Psychoanalytikerin, die sich es sich zur Aufgabe gemacht hat, Lele durch und durch zu analysieren, indem sie sie immer wieder die Grausamkeiten der Konzentrationslager schildern lässt. Lele hält es nicht mehr aus, und sucht sich eine andere Stelle, bei einem jüngeren Ehepaar, Jeff und Lisa.  Und diese Lisa ist eine der schillerndsten Figuren die Lele je in ihrem Leben treffen wird….

Da die Geschichte in der Ich Form aus der Sicht von Lele geschrieben ist, wirkt sie um so eindringlicher. Vor allen der Schluss den ich heute im Restaurant las, erinnerte mich sehr an das was ich die letzten Wochen erlebt habe.

Lele beschreibt wie sie alle Geister der alten Welt los wird. Wie sie alles hinter sich lässt, was sie noch an das alte graue Europa erinnert, und mit Lisas Tod wird auch das letzte Band gekappt was sie damit verbindet…

So ähnlich geht es mir zur Zeit.
Ich kann mich nur zu genau an den Moment erinnern an dem ich die Tante zum letzten Mal aufgebahrt sah, und mich anschließend  ins Auto setzte, und von dem hohen Berg wieder hinunter nach Vianden fuhr. Ich verspürte eine unglaubliche Erleichterung und mir wurde sehr leicht ums Herz. Das letzte Band wurde gekappt. Es ist niemand mehr da.

Und ich stelle mir jetzt die Frage was ich nun mit meinem Leben anfange. Ich habe keinen Partner und bin an nichts gebunden. Mir stehen alle Türen offen…

Versteht mich nicht falsch. Ich bin nicht auf der Suche nach mir selbst. Das sollte ich mit knapp 50 Jahren hinter mir haben. Aber mir bietet sich eine Chance noch einmal alles in Frage zu stellen und, wenn ich denn will, noch einmal neu anzufangen.
Noch einmal die Tür zum Abenteuerland aufstoßen…
Eine verlockende Vorstellung, wenn ich denn ein Ziel vor Augen hätte…

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