Ist es nicht seltsam wie einem das eigene Gehirn manchmal Streiche spielt? Ich wachte auf und im Dusel dachte ich, dass ich heute doch nichts weiter vorhabe. Ich könnte doch mal wieder ins Kino gehen, oder wie wäre es mit einer Schwimmrunde? Ha ha ha!

Ich watschelte verschlafen auf den Balkon und hörte die Stille. Die Stille die ich zwar immer am Sonntagmorgen höre, doch heute hörte sie sich noch stiller an als sonst. Sogar das dumpfe weit entfernte Brummen der Autobahn was noch leiser als sonst.

Kaffee. Den Blogeintrag vom Vortag fertig schreiben, ein wenig Internet lesen.
Ganz ehrlich, was tun in einer Situation, in der all diese restriktiven Maßnahmen, den Spielraum einengen? Gestern Abend las ich diesbezüglich ein Twitterpost, an dessen Wahrheitsgehalt ich ein zweifele:

Ich lass, dass die Zahl der Infizierten sprunghaft jetzt auf 59 geklettert ist. Aber eigentlich wollte ich das gar nicht wissen…

Ebenfalls mit großen Bedauern las ich auf FB dass das Lokal Bei de Bouwen am 28. März* nach fünf Jahren seine Tür endgültig schließt. Dass es so abrupt nach fünf Jahren kommt, lässt nur auf zwei Dinge hin schließen. Entweder es wurden den Bouwen zu viel, oder der Mietvertrag läuft aus und wird kräftig erhöht, dass es finanziell nicht mehr machbar ist.
* diese Entscheidung wurde ihnen abgenommen, aber dazu komm ich noch

Am Nachmittag hielt mich nichts mehr drinnen. Ich verabredete mich mit der D. und wir spazierten durch das Petrustal.

Es tat gut draußen zu sein. Es war leicht kühl doch in der Sonne, die immer wieder hervor kam, ließ es sich gut aushalten.
Eines der nächsten großen Projekte für die kommenden Jahre im Tal ist Renaturierung des Flusses bzw. Bächleins Petrus. Es wurde vor ewigen Zeiten in ein Betonbett gelegt und da soll es wieder raus kommen. Zu diesem Zweck wurde schon ganz schön gewütet und es verschwanden viele Hecken und Sträucher und ein paar Bäume, die aber alles wieder nach und nach gepflanzt werden.

Eine Trauerweide neben dem Minigolf mit erstem zarten Grün. Der Frühling kommt!

Wir kehrten in Oscar’s Bar ein und saßen dort auf der Terrasse in draußen in der Sonne. Später stieß noch die V. zu uns. Wir vermuteten dass es wahrscheinlich das letzte mal für eine Weile sei, dass wir in einem Lokal wären.
Für 17:00 Uhr war eine außerordentliche Pressekonferenz angekündigt vom Premierminister. Zwischenzeitlich schauten wir immer wieder auf unsere Smartphones. Die V. erzählte uns von ihren beiden Jungs die noch in Innsbruck sitzen und erst am Dienstag heimkommen sollten, da die Uni eh geschlossen ist.
Und dann erschien die Nachricht dass Deutschland die Grenzen dicht macht. Die V. rief sofort die beiden an und bewog sie SOFORT abzureisen und auf dem Schnellsten Weg zurück nach Luxemburg zu kommen, ansonsten würden sie in dort festsitzen.

Als das alles geregelt war, machten wir uns auf den jeder von uns wollte die Pressekonferenz sehen, die allerdings um eine Stunde verschoben wurde.

Luxemburg ist dicht und wir stehen kurz vor dem kompletten Lockdown. Wir werden alle dazu angehalten die Wege draußen so kurz wie möglich zu halten. Gaststätten jeglicher Art und sämtliche Geschäfte mit Ausnahme der Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Zeitungsgeschäfte, Drogerien und Apotheken bleiben bis auf weiteres geschlossen.

Es war nicht wirklich eine Überraschung und es war abzusehen dass so weit kommen würde. Doch wenn es dann Realität wird, erschreckt man innerlich doch.

Am Abend stieg die offizielle Zahl noch einmal an auf 77.