Fressen, Kunst und Puderquaste

Blue und die Tram

Früh aufgestanden weil ich kein Wort fürs Blog vorgeschrieben hatte. Ein wenig gelesen was bei anderen so los war. Anke Gröner schreibt über ihren Papa der immer stiller wird und immer weniger den Vater den sie einmal kannte.

Und mit einem Schlag waren die ganzen Jahre von Tante Gritty wieder so präsent wie selten zuvor. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich sie unter falschen Voraussetzungen von der Klinik aus gleich ins Pflegeheim fuhr, ohne einen Umweg über ihre Wohnung zu machen. Die Sozialhelferin hatte mir geraten sie nicht mehr zur Wohnung zu fahren weil sie dann wahrscheinlich nicht mehr weg wolle. Ich kam mir dabei wie ein Verräter vor. Ich hatte ihr bei all meinen Besuchen immer wieder erklärt dass sie Alzheimer hätte, aber sie verstand es nicht mehr. Die Anfangszeit war somit auch nicht einfach, weder für sie noch für mich, oder für das das Pflegepersonal das eine unglaubliche Geduld mit ihr aufbringen musste…

***

Im Theater Perrückenanprobe. Wenn ich etwas inzwischen gut kann, dann ist es ein Auge für Farben und Kopfgrößen haben. Es passte alles was ich ausgewählt hatte. Die A. war auch zugegen und hatte Blue im Schlepptau, die sich heute sehr unmöglich benahm. Ich bot der A. an sie mitzunehmen auf den Wochenmarkt, damit sie zwei Stunden in Ruhe arbeiten konnte.

Blue geht wahnsinnig gerne in die Stadt. Inzwischen weiß sie dass wenn wir bei den Füssergängerstreifen stehen bleiben auch warten muss und nicht wie wild an der Leine ziehen muss. Wir trafen die D. auf der Place Guillaume und es gab einen Kaffee im Stehen und für mich noch ein Croissant. Ja, ok, Blue hat auch ein kleines Stück Croissant bekommen. (Sie hypnotisierte das Croissant so lange, bis sich ein Stück von selbst davon löste und in ihr Maul flog.)

Ich beschloss mit ihr und den ganzen Einkäufen vom Markt die Tram zu nehmen. Als die Tür aufging wollte sie zuerst nicht so richtig einsteigen und ich musste ein wenig nachhelfen. Doch dann legte sie sich hin und schaute zur gläsernen Tür hinaus.

Wir fuhren zurück ins Theater. Die A. war just fertig geworden und ich übergab Blue wieder in ihre Obhut.

Wieder daheim verstaute ich alles im Kühlschrank und machte Büroarbeit.

Am Abend kochte ich mir das hier:

Gebratener Reis nach der Grundanleitung die ich vor ein paar Tagen hier beschrieb, mit ein wenig Putengeschnetzeltes. Es schmeckte sehr gut.
Aber wisst auf was ich essenstechnisch so richtig, aber so richtig richtig richtig Lust hätte?
IM RESTAURANT SPEISEN!

1 Kommentar

  1. Trulla

    Ich lese auch sehr gern bei Anke Gröner. Spannend und bewundernswert die Geschichte ihrer Dissertation.
    Auch wenn die Ursachen der alters- und krankheitsbedingten Veränderungen unserer Angehörigen unterschiedlich sind, die Auswirkungen, mit denen wir als davon Betroffene zu tun haben, sind ähnlich. Als Tochter einer an Alzheimer erkrankten, längst verstorbenen Mutter bin ich immer wieder tief berührt von den Berichten anderer.
    Es geht mir wie Ihnen, wenn Sie erinnert werden.
    So wie Sie Tante Grittys Einzug ins letzte Zuhause meistern mussten, ging es mir, als ich meine Mutter nicht mehr bei mir behalten konnte, auch nicht mehr wollte. Es war wirklich für alle das Beste und trotzdem begleitet von schlechtem Gewissen.
    Zwar bin ich schon ziemlich über das Alter hinaus, in dem die Krankheit meiner Mutter evident wurde, doch seitdem begleitet mich eine latente Angst.

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