Es ist mir egal ob ihr mich jetzt für kitschig haltet, veraltet, seicht, im besten Fall romantisch und sicherlich melancholisch, aber das ABBA Comeback ließ mich nicht los. Ich versuchte mich zurückzuerinnern wann ich die Band kennenlernte. Er war 1974 als sie den ESC für Schweden gewannen.

Die nächste Erinnerung die ich an sie habe ist das Lied Honey Honey. Das war auf einer Schallplatte mit dabei die sich Hit-Explosion nannte. Meine Mutter hatte sie mir aus einem Plattenständer im Supermarkt herausgesucht. Es war ein Riesenbeschiss, denn auf der Platte befanden sich 20 Titel, alle abgekürzt und nicht von den Originalstars gesungen. Ich war stinksauer. Ich hatte mein Taschengeld und die ‚Sternchen‘ wegen guter Noten in der Schule eisern zusammengespart um mir eine Musikschallplatte zu leisten und dann das!

Irgendwo sehe ich mich noch eine Cassette einlegen, ebenfalls eine Hitparaden Compilation mit dem Song S.O.S., aber das war später.

Die Band war zu der Zeit ein Verkaufsargument in allen Hinsichten, das mich IMMER fing. Ich kann mich an ein Neujahrsabend erinnern, bei dem RTL (das Original Luxemburger wohlgemerkt) angekündiget hatte, dass die jede Menge Stars live im Studio wären. Unter anderem ABBA! Ich war total von den Socken und schaute mir die Sendung bis zum bitteren Ende nach Mitternacht nur damit sie ein VIDEOCLIP zeigen von Happy New Year.

Der deutsche Radiosender RTL jedoch schickte einmal Anke Engelke nach Stockholm für ein Interview. Die Sendung kam am Sonntagmorgen und ich hatte sie komplett aufgenommen.

Richtig kennengelernt habe die Gruppe erst mit zwölf, dreizehn Jahren.
Es war mein erstes Jahr im Lycée Technique. Ich hatte aus den oberen Klassen ein Mädchen kennengelernt, das ein absoluter ABBA Fan war und ich hatte sie dazu gebracht, mir alle ihre Alben zu leihen damit ich sie auf Cassette aufnehmen konnte. Und ab da lernte ich die Band richtig kennen. Es war zu der Zeit als die Walkmanns von Sony rauskamen und ich meiner Mutter gefühlte 24/24 Stunden in den Ohren lag um einen zu haben. Ich hatte einen netterweise von einem Internatsfreund fürs Wochenende ausgeliehen bekommen um meinen Eltern zu zeigen, die schwer davon beeindruckt waren, weil die kleinen Kopfhörer halt eine wahnsinnige gute Qualität hatten für die Zeit. Ich bekam dann einen zu Weihnachen und hörte all die Kassetten von ABBA rauf und runter.

Später kaufte ich mir die Schallplatten nach.

Ich hörte ABBA überall und zu jeder Gelegenheit. Auch die Texte erzählten immer ein Art Geschichte. Als ich dann endlich Englisch konnte, verstand ich auch ganz besonders ein Lied das anders war als die anderen Hits. Eagle spiegelte zur der Zeit genau das Gefühl wieder was ich hatte. Ich wollte nicht mehr eingesperrt sein, sondern abheben, …and to go anywhere that I please.

Nachdem sie sich aufgelöst hatten gab es eine Zeit in der ABBA als seichte Schnulzensänger angesehen wurden und niemand wollte sie mehr hören. Doch dann kam der australische Kultfilm Muriels Wedding in dem die Songs rauf und runter gespielt wurden und plötzlich waren sie wieder hoch im Kurs.

Und dann ist da noch ein Umstand der mir einen Stich ins Herz versetzte. Als ABBA groß waren und auch als sie sich auflösten, war meine Familie noch intakt. Heute ist niemand mehr da.

Zurück zur Gegenwart.
Ich hörte mir das neue Lied von ihnen mehrfach an. Don‘t shut me down gliedert sich schon fast beängstigend nahtlos in ihre Songs von früher ein, so als ob sie nie weg gewesen wären. Auch der Text ist ‘schlau’ angelegt.
I′m not the one you knew
I’m now and then combined
And I′m asking you to have an open mind

Es ist schon ein bisschen so, als ob sie darum bitten nachsichtig zu sein.

Ich werde warten bis das neue Album Anfang November raus ist und dann entscheiden ob ich mir die Avatar Show in London im Frühjahr nächstes Jahr ansehe.

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Es fing damit an dass ich, entgegen meiner Gewohnheit erst um halb zehn erwachte. Ich hatte nicht unbedingt vorgehabt zum Markt zu gehen, da ich nächste Woche eh wieder in den Flieger steige und ich bis dahin mehr draußen bin als drinnen. Also zog ich erst sehr viel später los.

Im Renert las ein Stück weiter im Alan Bennett Buch Schweinkram.

Ich versuchte eine alte neue Bar, die der F. mal eine Weile geleitet hatte, die Side Bar.

Der Service war so so, der Wein nicht besonders und auch zu teuer.

Ich entschied mich das kleine spanische Tapasrestaurant aufzusuchen, doch das hatte wegen Jahresurlaub geschlossen. Ich überlegte noch ein wenig hin und her und ob ich überhaupt im Zentrum der Stadt bleiben soll, denn es proppenvoll mit Touristen und Menschen. Ich ging dann zurück durch die Grand Rue ins heimische Viertel .

Da ich ja nichts weiter eingekauft hatte entschied ich mich für ein Restaurant das im September letzten Jahres wieder eröffnet hat. Die Rotisserie Ardennaise ist nur einen Katzensprung von meiner Haustür entfernt. Ich wollte schon länger hin, doch es hat sich irgendwie nie ergeben. Die Menükarte ist übersichtlich, was ich immer sehr begrüße. Doch man muss wissen dass es eine Rotisserie ist, also eine Bräterei und Vegetarier kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wenn ich mich richtig erinnere haben sie ein einziges Veggiegericht.
Ich hatte ein klassisches Gericht. Rinderfilet mit Béarnaise, Pommes rissolés und Ofengemüse. Sehr gut. Auch die Fleischqualität war hervorragend. Der Nachtisch war ein frischgebackener Cookie in einer feuerfesten Form mit Praliné und einer Kugel Vanilleeis. Ein seltenes Vergnügen eines heiß/kalten Desserts, die man nicht oft findet.

Verhältnismäßig früh ins Bett.