Fressen, Kunst und Puderquaste

Mein Blog wird großjährig

Heute wird mein Blog 18 Jahre alt!

Diesen Text habe ich bereits Mitte Dezember letzten Jahres angefangen, weil ich es irgendwann davor überprüft hatte und den eigentlichen Tag meistens vergesse, (wie so viele andere Geburtstage) und dazwischen immer wieder ein wenig daran geschrieben.

18 Jahre schreiben über das was mich bewegt. Ich hätte nie gedacht dass ich das so lange durchhalten würde. Es gab aber auch eine Pause von einem knappen Jahr, in der ich gar nicht inspiriert war.

Angefangen hat es also im Jahr 2004 am 29. Januar. Ich sehe mich mich noch vor meinem geistigen Auge am Schreibtisch im inzwischen abgerissenen Haus der Großmutter im ersten Stock sitzen. Ich war aufgeregt und freudig, weil ich das Gefühl hatte, dass ich endlich etwas entdeckt hatte was mir lange Spaß machen würde.


Heute ist also der erste Tag meine Weblogs.

Für mich soll das eine Übung sein die mir das Schreiben zu einer regelmäßigen Angewohnheit angedeihen lässt. Mit der Zeit, sagt man, wird es zur Notwendigkeit. Ich hoffe dass es so ist.

joel.lu

Der erste Eintrag, der heute ein paar Erklärungen braucht.
Die Idee zum Weblog hatte ich Monate davor gehabt als ich Else Buschheuer in einer Talksendung als Gast sah. Else war auf Visite in Deutschland, lebte in New York und schrieb ein online Tagebuch. Ja, genau das wollte ich auch! Ein Tagebuch schreiben und das sofort in die Welt hinaus senden. Little did I know, was das alles bedeutet, welche Folgen und Auswüchse das haben würde.
Was damals noch sehr von Belang war, war dass man sich all die Dinge die hinter einer Homepage steckten, selbst aneignen musste. Learning by doing. Ich hatte von meinem Provider ein paar wenige MB als Homepage zur Verfügung auf denen ich rumbastelte und halt das machte, was jeder so damit anstellte. Aber für ein Blog reichte simples HTML nicht aus.
Dann fand ich Blogger, das zu der Zeit noch nicht Google gehörte und legte los. Mit den Jahren wechselte ich mehrfach den Provider und dann zu WordPress über. Ich kann mich noch erinnern dass zwischendurch einmal sehr in Bedrängnis kam, weil der amerikanische Provider in Konkurs ging und ich nur sehr wenig Zeit hatte, die Homepage anderweitig unterzubringen. Ich fand dann einen Provider hier in Luxemburg. Die Namen des Blogs kamen und gingen und kamen auch wieder. Zuerst hieß es Augenblicke, dann hieß es Wortgefecht, dann wieder Augenblicke zwischendurch gab es auch ein ”Alte Heimat’ Fotoblog, dass aber nach ein paar wenigen Jahren wieder verschwand. Dass ich meine Vornamen als Domain noch bekam, war Zufall und Glück zugleich. Später erzählte mir mal mein Namensvetter Joël A. ein anderer Blogger aus Luxemburg (der heute Journalist ist und dessen Blog zwei Jahre älter ist als meins) dass er auch darüber nachgedacht hatte sich den Vornamen als Domain zu nehmen, es dann aber bleiben ließ, was mir letztendlich zu gute kam.

So sah das Blog zu Anfang aus. Das Design aus den allerersten Monaten habe ich leider nicht gefunden weil, archive.org das nicht abspeichert hat.
Auch die Jahre dazwischen in denen das Blog ‘Wortgefecht’ hieß, gibt es leider keinen gescheiten Screenshot. Das hatte damit zu tun dass das Blog innerhalb von Joel.lu immer wieder umzog und Unterkategorien und ich mit automatischem Redirecting arbeitete.

2004
2013

Mit der Zeit wurde langsam klar, dass das alles nicht so einfach werden wird. Ich weiß noch dass ich bei Else irgendwann ein kurze Abhandlung darüber las, wie gläsern man sich im Internet machen will oder nicht. Es gab noch kein Facebook das sich die Daten zu Nutze machte und damit Millionen scheffelte. Urheberrechte fingen erst an ein großes Thema zu werden. Es war eine Zeit des Ausprobierens und des Herumtobens.

Ziel war es immer (das hatte ich mir auch bei Else abgeschaut) die wichtigsten Bolgpostes einmal als Buch herauszubringen. Doch mit den Jahren wurde es so viel und so viel das nicht mehr überschaubar war, dass ich es belieben ließ. Ich weiß noch dass ich mehrfach angefangen hatte, alle Posts auf Belang und Fehler durchzusehen und ich gab jedes mal nach ein paar Stunden entnervt auf. Ich fand vor kurzem einen Ordner wieder mit all den Postings die ich während eines Filmdrehs geschrieben hatte, dessen Drehorte sich quer durch ganz Europa zogen, von Amsterdam über Luxemburg, nach Deutschland und Frankreich, bis nach Kroatien. Ich denke heute noch gerne an die Zeit zurück die verrückt, irre anstrengend und lang, aber auch sehr bereichernd war.

Ich kann mit den ersten Jahren des Blogs kaum noch etwas anfangen, weil ich zu der Zeit so gar nicht der war, der ich heute bin. Es ist beinah so, als ob das ein Fremder das geschrieben hätte. Ich hatte Ansichten die radikaler waren, weniger differenziert als heute. Ich hörte und las Dinge die ich heute mehr als doof empfinde, doch gehörten sie einfach mit dazu. Mir war aber auch klar, dass es gewisse Dinge gab die ich so nicht zu Blog bringen kann, obwohl sie mich sehr beschäftigten. Ich verklausulierte sie dann so, dass es nur für mich klar war, was da eigentlich stand. Heute, 10-15 Jahre später, weiß ich es auch nicht mehr.

Zum richtigen Tagebuchblog wurde es erst viel später. Erst mit Abständen dann immer konkreter. Meine Reisen habe ich immer ausführlich beschrieben, dazwischen wurde es dann wieder ruhiger.
Inspiriert durch andere Tagebuchblogger, die es wirklich sehr konsequent durchziehen, wurde es mit der Zeit auch bei mir zu täglichen Gewohnheit.

Ich muss dazu aber auch sagen dass es einfacher geworden mit den Jahren, zu bloggen und zu veröffentlichen. Seit ungefähr drei Jahren brauche ich quasi kein PC oder Laptop dafür, das Smartphone reicht völlig aus. Wenn ich an die ersten Jahre denke als man noch alles einzeln hochladen musste und zwischendurch immer wieder alle Plugins überprüfen ob sie noch aktuell sind und dann manuell per ftp auf den neusten Stand bringen. Mir war das damals schon alles zu viel. Ich wollte Content schreiben und mich nicht beständig um den ganzen restlichen “Hausrat” kümmern. Und doch bin froh für die Zeit, weil es mich vieles gelehrt hat, was mir bis heute manchmal noch nützlich ist.

Inzwischen schreibe ich hauptsächlich für mich. Dass es online ist und jeder es lesen und reagieren kann, ist zwar nicht nebensächlich geworden, aber es spielt nicht mehr die Hauptrolle wie in den allerersten Jahren. Sehr von Nutzen ist das Blog wenn ich bestimmte Ereignisse und Fotos suche und sie überall und jederzeit wiederfinde. Vielleicht hätte ich auch von Anfang an mit Tags arbeiten sollen, denn manches ist so sehr in den Tiefen der letzten 18 Jahre vergraben, dass ich auch mit Stichwörtern oft nicht wiederfinde.

Einer der positivsten Effekte ist aber dass man andere Blogger kennenlernt. Daraus entstand auch die re:publica, die ich aber erst sehr viel später zum ersten mal besuchte als sie schon riesengroß war und in der Berlin Station stattfand. Ich lernte Blogger aus allen Ecken der Welt kennen und mit ein paar verbindet mich bis heute ein sehr innige Freundschaft. Die Kaltmamsell zu Beispiel und Herr Kaltmamsell sind inzwischen sehr liebe Freunde geworden. Auch die liebe Caro gehört zu den Menschen die ich nicht mehr in meinem Leben missen möchte.

Ein weiterer positiver Effekt ist, dass ich mich tagtäglich mit Schreiben befasse und das ist ja genau das, was ich von Anfang an wollte. Schreiben damit der “Schreibmuskel” in Form bleibt, sonst geht er ein.

Na denn, lasst die Champagnerkorken knallen! Und auf dass ich es nochmal 18 Jahre lang schaffe. Dann bin ich 73!

12 Kommentare

  1. Ulrike

    Prost! Ich freue mich auf die nächsten 18 Jahre. Dann bin ich 88.

  2. Nicole

    Herzliche Glückwünsche zum Bloggeburtstag! 🥂 Auf die nächsten 18 Jahre, die ich genauso gerne lesen werde. (In 18 Jahren bin ich 69.)

  3. Regina

    Santé 🥂
    Auf die nächsten 18 Jahre und noch viele mehr

  4. Trulla

    Auch von mir herzlichste Glückwunsche! Das ist schon eine Leistung.

    Vielleicht halten Sie noch weitere 18 Jahre durch, parallel zur Familie Kaltmamsell, ich will es Ihnen beiden wünschen!
    Sehr unwahrscheinlich ist, dass ich es noch so lange verfolgen kann…

  5. Barbara

    Ich gratuliere auch ganz herzlich 🥂 ! Und freue mich auf die nächsten mindestens 18 Jahre !

  6. Claudine Muller

    Alles Gute zum “Erwachsensein”

  7. Herr Rau

    Alles Gute zur Großjährigkeit! Bei mir sind es drei oder vier Monate weniger. Das Gefühl, so gar nicht mehr der zu sein, der damals geschrieben hat, kenne ich. (Bei Frau Rau ist es noch viel mehr so.) In meinem Fall ist das vielleicht ein weniger Fremder als bei dir, aber ich habe auch noch nicht bewusst in alte Sachen hineingeschaut, stolpere nur gelegentlich darüber.

    Es war wohl ein kleines Zeitfenster, das mit dem Bloggen, und viele haben aufgehört und oft etwas anderes gemacht. Aber es ist schön, dass es noch ein paar alte Blogs gibt.

  8. kaltmamsell

    Herzlichen Glückwunsch! Ich bin sehr froh über den Zufall, der dich und mich und zahlreiche weitere Menschen, die ich nicht missen möchte, zur ungefähr gleichen Zeit in diesem seltsamen Internet bloggen hat lassen. Heute wissen wir, dass das eine einzigartige Zeit war.

  9. Hans-Georg

    Herzlichen Glückwunsch zum 18-jährigen.
    Mein Blog begann am 31. Januar 2002, also morgen vor 20 Jahren. Wenn ich noch 20 Jahre durchhalte, bin ich 92.

    • Joël

      Hey
      Das solltest du feiern.

      • Hans-Georg

        Wenn ich durch deinen Betrag nicht daran erinnert worden wäre, hätte ich den Geburtstag meines Blogs vergessen.

  10. Crocodylus

    Gratuliere zur Volljährigkeit!
    18 Jahre, was für eine lange Zeit,
    Und wir haben all die Jahre an Deinem Leben teilgenommen, mal mehr, mal weniger. Danke sehr für‘s Teilhaben lassen.
    Ob heute nochmals so etwas möglich wäre?

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