Ich wusste es schon seit dem Wochenende. Die L., die Frau des Cousins meiner Mutter dem B. ist verstorben. Gestern war die Todesanzeige in der Zeitung. Das Begräbnis war heute.

Ich erwachte am Morgen mit dem flauen Gefühl im Magen dass ich gar nicht dahin will. Aber um der J., meine kleine Cousine , beizustehen und weil die Familie nun mal sehr klein ist und von meiner Seite aus keiner mehr da ist, empfand ich es als meine Pflicht hinzugehen.

Am Morgen einige wichtige Dinge am Rechner erledigt unter anderem eine offizielle wichtige Mail, die ich mehrfach überlesen und umschreiben musste und sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Wenn sie auf Deutsch gewesen wäre, hätte ich das binnen fünf Minuten vom Tisch gehabt.

Danach durchforstete ich den Kleiderschrank nach dunkler Kleidung für das Begräbnis. Ich wollte nicht unbedingt ganz in Schwarz gehen, was kein Problem wäre, denn ich muss viel schwarz aus Arbeitsgründen tragen, aber dunklere Farben sollten es dann schon sein.

Ich kannte die L. eigentlich kaum. Sie sprach nie viel. Das letzte mal dass sich sie sah, war auch dem Begräbnis der Großmutter. Derweil verstarben noch ein paar Angehörige, doch da war sie auf den Begräbnissen nicht mehr anwesend. Sie war immer dabei wenn Großmutter Thérèse zu großen Feierlichkeiten die Familie zusammen rief. Doch sie saß immer still dabei und sprach nie sehr viel.

Ich kam ein klein wenig Verspätung auf dem Friedhof an. Das war mir aber ganz lieb, so stand ich ein wenig abseits.

Die J. fragte mich später ob ich noch mit zur Messe komme und anschließend auf den Leichenschmaus. Das hatte ich so nicht geplant, doch ich sagte zu. Es ist die letzte Familie die ich noch habe und was hätte daheim getan außer Trübsal zu blasen?

Es war schön. Es fühlte sich vertraut aber auch sehr fremd an. Alles Menschen die im Familienverband so anders leben als ich. Ich kannte quasi niemand davon, weil davon auch keiner mehr mit mir im eigentlichen Sinne verwandt ist. Klar wurde ich mehrfach auf meine Fernsehtätigkeit angesprochen.

Als ich zurückfuhr war es schon dunkel. Das neue Lied von EBTG passte gut. Run a Red Light.

Ich las ein paar von den Kommentaren was ich sonst nur sehr selten tue:

Und plötzlich liefen die Tränen.