Der Freitag brachte viel Emotionales über das ich nicht berichten kann. Darum eine Frage:

Erzähle uns von einer Zeit, in der du dich fehl am Platz gefühlt hast.

Das braucht vielleicht etwas länger. Holt euch schon mal eine Tasse Kaffee.

Tatsache ist, dass wenn man zu einer Minderheit gehört und das so ziemlich von Anfang weiß, ohne es wirklich ein Worte fassen zu können, kommt man sich irgendwie immer fehl am Platz vor. Ich wusste schon als ganz kleiner Junge dass ich schwul war.

Dieser Umstand hat im meinem gesamten Leben immer wieder dazu geführt dass ich mich fehl am Platz fühlte insbesondere auf Feten und in Diskotheken in den 80ern.
Ich habe immer für mein Leben gerne getanzt, je nach DJ und Disko oft über Stunden. Doch dann gab es auch immer wieder die Momente, (heute gibt es die auf Partys gar nicht mehr) an denen die langsamen Lieder gespielt wurden. Einer der dann immer neben der Piste stand war ich. Auch wenn sich zu später Stunde die Pärchen formten, war ich nie einer von denen der wild knutschend einer dunklen Ecke stand.

Ein anderer Umstand den ich auch sehr hasste, war die Sportstunde wenn es um Gruppensport ging, wie Fussball, Handball, Volleyball und ganz schlimm, Völkerball. Aber Turnen, Geräteturnen, Schwimmen und Leichtathletik mochte ich sehr. Durchschnittlich hatte ich immer gute Noten im Sport.

Interessanterweise fühlte ich mich aber nie fehl am Platz wenn ich eingeladen wurde, auf Abende mit mir völlig fremden Menschen. Irgendwie fand ich bis jetzt noch immer einen Weg mich anzupassen. Es gab nur einen einzigen Abend, an den ich mich lebhaft erinnere, der dir große Ausnahme war. Das war weil ich mich ein wenig verknallt hatte in einem Mann, bei dem ich null Chancen hatte, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Er hatte shahlblaue Augen und war einer meiner Kunden im Friseurladen in meinem früheren Leben. Irgendwann hatte er schon spitz gekriegt, dass ich ihn anhimmelte und nutzte das zu seinen Zwecken aus.
Dann kam ein Zeit an dem ich ihn lange nicht sah, weil ich den Salon gewechselt hatte. Als. Ich dann meinen eigenen Laden aufmachte, stand er plötzlich in der Tür. Ich hatte inzwischen wieder meine Distanz gewonnen und ich sah ihn nur noch als guten Bekannten.
Wir schrieben den 10. September 1996. Mein 30. Geburtstag. Meine Mutter war mit Großmutter, der Großtante und und ihrer besten Freundin in Urlaub gefahren. Auch Tante G. die damals noch verheiratet war, war nicht da. Sogar mein Bruder war weg.

Der (ich kann keinen Buchstaben schreiben weil ich seinen Namen nicht mehr weiß) hatte mich eingeladen zu sich nach hause zu seiner Freundin, die, wenn ich das noch richtig weiß, hochschwanger war. Es sollte ein kleines Abendessen werden mit Freunden und Bekannten vor allem von seiner Freundin, die ich davor nie kennengelernt hatte. Es war einer der Abende an dem ich mich so unwohl fühlte wie nie davor. Ich kam mir vor wie ein Fremdkörper, so als ob ich stören würde. Vor allen die Freunde der Freundin des Mannes würdigten mich kaum eines Blickes. Ich weiß nicht mal mehr was es zu essen gab. Am Ende des Essens wollte ich mich diskret verabschieden, was aber nicht ging, denn es gab Nachtisch. Die Lichter gingen aus und es wurde ein Kuchen herein gebracht mit Kerzen, ein Geburtstagskuchen, den die Freundin des ( kein Buchstabe) auch noch selbst gebacken und dekoriert hatte. Das machte die Chose nicht besser sondern nur noch schlimmer. Die, die mich keines Blickes gewürdigt hatten, mussten jetzt auch noch Happy Birthday singen. Es entstand eine selten peinliche Situation, weil niemand von denen gewusst hatte, dass mein Geburtstag war. Denn plötzlich war ich im Mittelpunkt und alle mussten sich mit mir beschäftigen, ich, der den ganzen Abend sehr still in seiner Ecke gesessen hatte. Es verlängerte den peinlichen Abend um eine Stunde, bevor ich endlich gehen konnte.

Nachtrag: Der Vorname fiel mir wieder ein. Es ist der oder war der B. Ich weiß nicht ob er noch lebt.

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Zu meiner großen Überraschung, las ich heute einen Bericht im LW, dass das Inouï nach über 13 Jahren wieder eröffnet werden soll. Noch überraschter war ich als ich den ersten Abschnitt des Artikels las:

Und wer den Abschnitt nicht lesen kann:

Der Blogger Joel (ohne Punkte auf dem e, auf die ich aber bestehe) schrieb den Satz tatsächlich so im Mai 2007. Leider gibt es den Artikel nur gegen Bares. Aber ich kann in Frieden sterben. Mein Blog wird von der größten Tageszeitung des Landes zitiert.

Ja, in Inouï Zeiten waren andere Zeiten. Ob man die noch einmal aufleben lassen kann, ist ein anderes Thema. Es wäre schon schön…