Fressen, Kunst und Puderquaste

Ein Virus

Wie ich  bei BloGeescht kommentierte, der übrigens auch gewillt ist mit Bloggen aufzuhören, bin ich überzeugt, dass ich da ein Aufhör Virus losgetreten habe und das grassiert nun fröhlich durch die luxemburgische Bloggosphäre.

Deshalb hier mal eine Erklärung:

Ich habe das Augenblicke Blog aus dem Grund geschlossen, da es, zumindest für mich, eine Art Projekt war. Der Grund damit anzufangen war ein öffentliches Tagebuch zu führen. “Ein gläsernes Leben zu führen, dessen Durchsichtigkeit man selbst bestimmt.” Der Gedanke hatte was reizvolles. Es  war auch ein Schreibübung, denn damals trug ich mich noch mit dem Gedanken irgendwann ein Roman, ein Krimi, ein Theaterstück zu schreiben und es zu veröffentlichen. Schreiben ist für mich, heute wie damals, ein Muskel der regelmäßig trainiert werden muss, sonst geht er ein.  Damals vor über fünf Jahren,war das Wort Blog für mich noch ein Fremdwort. Und was ich noch weniger haben wollte waren Kommentare. Es genügte mir dass ich Persönliches über mich schrieb und versuchte die Grenzen auszuloten was ich schreiben kann und was nicht. Da dies so schon eine delikate Gratwanderung war, wollte sie nicht auch noch kommentiert wissen. Dann kam die große zweimonatige Pause, wegen einem Film. Und plötzlich bekam ich Mails von mir völlig unbekannten Leuten, die mein Blog regelmäßig verfolgten und mich baten doch bitte weiter zu machen. Das war so überraschend und schmeichelte mir, dass ich ab da erst recht motiviert war weiterzumachen.  Die Grenzen zwischen Öffentlichem und Privatem waren mit der Zeit klar abgesteckt und es machte richtig Spaß. Irgendwann öffnete ich die Kommentarfunktion. Das war mich ein wichtiger Schritt, denn ab da ließ ich von jedem einsehbare Kritik oder Lob zu. Ein anderer großer Schritt zur Verbesserung des Blogsystems war, dass ich zu WordPress wechselte.

Doch mit den Jahren kamen die Zweifel. Eine Eigenart von mir ist es ein Projekt irgendwann auf ein Ende zu bringen. Ich schlug mich öfters mit dem Gedanken herum, vor allem da sich Dinge wiederholten und es mir so vorkam, als hätte ich schon alles einmal geschrieben. Doch das Leben IST Wiederholung, wenn auch mit kleinen Abweichungen. Als mir das bewusst war, fing ich an anderen Themen den Vorrang zu geben, und die privaten Beiträge weniger werden zu lassen. Das widerrum warf die Frage auf, ob es dann noch ein Tagebuch im Sinne eines klassischen Tagebuchs war.

Für mich ist “Augenblicke” die Bestandsaufnahme einer Evolution, meiner Evolution und der fünfte Geburtstag des Blogs war der ideale Abschluss dafür. Dass es anschließend weitergehen würde war mir da schon klar, doch ob es weiterhin ein Blog sein sollte oder etwas anderes, war es Wert darüber nachzudenken und eine “künstlerische Pause” einzulegen.  Dabei habe ich festgestellt, dass künstlerische Pausen nicht mein Ding sind, dass mir das Schreiben fehlte, dass mir vor allem das Schreiben und sofort publizieren (denn das ist der Kick beim Bloggen) fehlte. Dabei kommt mir folgender Songtext in den Sinn:

Ich bin wieder hier
in meinem Revier
war nie wirklich weg
hab mich nur versteckt.
Maruis Müller Westernhagen

1 Kommentar

  1. Georges

    Danke für die zusätzlichen Erklärungen. Ich hoffe ja mal, dass die anderen Blogger schnell Antikörper gegen diesen Virus entwickeln, denn auch wenn ich aufgehört habe zu bloggen, so lese ich doch weiterhin gerne die von mir besuchten Stammblogs. Und das sind halt nun mal in der Mehrzahl luxemburgische Blogs, auch wenn seit meiner letztjährigen Blogpause dank Twitter einige deutschsprachigen Blogs hinzugekommen sind.

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