Fressen, Kunst und Puderquaste

Mach doch mal was mit… Beziehung

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In der lockeren Reihe “Mach doch mal was…” heute mal ein ganz anderes Thema. Beziehung.

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich überhaupt etwas dazu schreiben soll, und wenn ja,was? Nun ist das so ein Thema, das leicht in mein sehr privates Privatleben ausufern kann, und gehört demnach nicht ins Blog. Ich lege zwar hier sehr oft meine seelischen Zustände dar, und so lange es nur mich betrifft, ist das okay. Doch wenn andere darin involviert sind, wird es komplizierter. Das Wort Beziehungen sagt es schon von sich aus; man nimmt Bezug auf eine weitere Person.

Hier wird es allerdings etwas anders sein. Ich werde ein bisschen herum philosophieren und ein wenig aus meinem eigenen Lebenserfahrungen berichten ohne dass es direkt Dritte miteinbezieht.

Ich bin nun seit zwei vollen Jahren solo. Nach dem Aus der letzten Beziehung hat es ein gutes Jahr gebraucht, bis die Wunden einigermaßen verheilt waren. Es war um so schlimmer, weil ich zum ersten Mal seit langem wieder dachte, dass ich wirklich jemand gefunden hätte, mit dem ich mit vorstellen konnte, alt zu werden. Aber nein, es sollte nicht sein.

Ich habe im Nachhinein versucht zu ergründen, an was es gelegen haben könnte. ICH bekam ja den Korb. Jetzt, mit der zweijährigen Distanz, habe ich meine eigene Theorie an was es scheiterte, und an was mein zukünftigen Beziehungen scheitern werden, wenn ich nicht darauf achte.

Es ist mein Job.

Ich lebe, atme und bin meine Arbeit. Sie füllt mich fast zur Gänze aus, macht mich glücklich und ich könnte mir nicht vorstellen etwas anderes zu tun. (Was so gesehen auch nicht mehr so ganz stimmt, doch solange ich keine andere lukrative Alternative dafür gefunden  habe, werde ich weitermachen) Als freischaffender Maskenbildner braucht es, wie in jedem freischaffenden Job, eine lange Anlaufzeit bis man endlich etabliert ist und die Aufträge einigermaßen regelmäßig kommen. Doch selbst dann, ist kein Auftrag eine Selbstverständlichkeit und die Zukunft ist immer ungewiss. Ich mache mir z.B. jetzt schon leichte Sorgen für das nächste Jahr und die nächste Spielzeit, da ich noch nicht genug konkrete Zusagen habe.

Ich lebe seit 18 Jahren mit diesem Damoklesschwert über meinen Kopf und man gewöhnt sich daran, doch es ist immer präsent. Wenn man erfolgreich sein will muss man das, und man sagt selten Nein zu einem Auftrag, immer aus Angst es könnte keiner weiterer folgen. Im Umkehrschluss hat mich das aber zu einem der meistbeschäftigten Maskenbildner des Landes gemacht, und es gibt Zeiten ich denen ich unter Last der Aufträge stöhne. (Es fällt mir schwer das zuzugeben, aus Angst es könnte einmal nicht mehr so sein)

Wenn ich den Job so ausführlich darlege, dann wegen dem was jetzt folgt.

Ich lebe/lebte immer nach dem Credo was da hieß, “Don’t fuck around in your job” und das im sprichwörtlichen Sinn. Doch muss ich inzwischen feststellen, dass es dann sehr schwer wird, jemanden zu finden, der die Freiheit aber auch die Last eines Freischaffenden versteht.

Alle meine Beziehungen waren, bis auf eine Ausnahme, Angestellte und waren nicht im Entferntesten im künstlerischen Milieu tätig. Vor allem bei der letzten, war es mir sehr wichtig, dass er meinen Job versteht, und warum es zeitweise sehr stressig ist, und zeitweise gar nicht. Ich bezog ihn soweit es möglich war in meinen Job ein. Er konnte die ganze Atmosphäre und den Ablauf hinter der Bühne mitverfolgen.  Er lernte viele meiner Arbeitskollegen und Freunde kennen. Doch er verstand es nicht. Lange Trennungen, weil ich in Aufträgen feststeckte, verkraftete er nicht. Es schien immer so, als ob ich den Job meiner Beziehung vorzog…

Das war, neben der geographischen Entfernung, der Grund warum es in Brüche ging.

Fazit: Freischaffende und Angestellte, in einem regulären ‘9 to 5’ Job, passen nicht zusammen. Ich habe lange nicht verstanden warum z.B. Filmschaffende weitgehend nur Beziehungen mit Partnern aus der gleichen Branche eingehen. Ganz einfach: weil es die einzigen sind, die den Job kennen und verstehen was es heißt,  über längere Zeit getrennt zu sein.

Nun sind dies meine ganz persönlichen Erfahrungen und es gibt ganz sicher 1000 Ausnahmen zur Regel. Und wenn dem so ist, können wir das gerne in Kommentaren ausdiskutieren.

PS: Diesen Post habe ich vorgeschrieben und er wird erscheinen, wenn ich auf dem Weg nach Rumänien zu einem Theaterfestival bin. Ob ich von dort aus blogge, hängt wie gewöhnlich vom WLAN ab. Wenn nicht, folgt ein großer Bericht am Montag

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2 Kommentare

  1. caterina

    Da kann ich nur bedingt zustimmen. Ich war angestellt (bin jetzt in Pension) und zwar in der Medienbranche. Das heißt genauso unregelmäßige Dienstzeiten, Sonntags-, Feiertags- und Nachtdienste, unvorhergesehene Überstunden (wenn gerade wieder irgendwo eine Krise ausgebrochen ist). Einzig das Damoklesschwert der fehlenden Einkünfte gab’s nicht, da stimme ich zu. Und mein Partner hat verstanden und akzeptiert, dass ich ein “leidenschaftliches Dienstverhältnis” hatte, der Beruf also an erster Stelle stand und dass ich keinen nine-to-five-Job hatte. Er hatte einen drögen Job, aber auch unregelmäßige Dienstzeiten. Und er hat dafür seine Wünsche in seiner Freizeit ausgelebt. Es geht also mit Angestellten, aber halt nicht mit Angestellten mit Beamten-Mentalität (die es für die Arbeitswelt genauso braucht wie die Stress-Junkies). Daher: Bitte gib die Hoffnung nicht auf. Es ist möglich!!!
    caterina
    (Und viel Erfolg beim Theaterfestival in Rumänien!)

    • Joël

      Der wichtigste Faktor ist wahrscheinlich der künstlerische. Es gibt noch immer sehr viel die nicht verstehen, dass man von Kunst und Kultur leben kann, und das nicht mal schlecht. Ich denke, je weiter die Berufe beider Partner voneinander entfernt sind, umso schwieriger ist es.

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