joel.lu

Fressen, Kunst und Puderquaste

Seite 212 von 379

Die Erinnerung bleibt

„… Er war nett und angenehm. Man merkte dass er den Umgang mit Leuten gewohnt ist. Der Umstand eines ersten Kennenlernens ist immer etwas seltsam, es entstehen kleine peinliche Momente des Schweigens in denen man krampfhaft überlegt was man sagen oder erzählen könnte. Er umschiffte sie alle mit Eleganz.
Er sagt von sich selbst er sei zur Zeit sehr labil. Er lebe in Scheidung und der Rosenkrieg hätte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Er erzählte mir von seinen Kindern, sein ganzer Stolz. Er sei auf der Suche nach neuen Bekanntschaften nach einem anderen neuen Leben.
Wir verbrachten den Tag miteinander, machten Barhopping.
Beim Abschied sagte er dass es ein schöner Tag gewesen sei und er möchte mich wiedersehen…

***

Als ich mich heute in das Chatsystem einloggte, merkte ich dass er sich aus meiner Freundesliste ausgewählt hat. Ich suchte nach ihm und fand ihn nicht mehr. Er hat sich ganz aus dem System abgemeldet. Ich durchsuchte die Chronik des Browsers um irgendwo noch etwas von ihm wiederzufinden. Doch alles was ich anklickte, verschwand wie von Geisterhand. Keine einzige Nachricht mehr von ihm. Alles weg, so als ob es ihn nie gegeben hätte.

Und so wie er aus Bits und Bytes zu einer Person aus Fleisch und Blut geworden war, so verschwand er wieder dorthin und löste sich ganz auf….“

Bernd Eichinger

Es dürfte wohl kaum jemandem entgangen sein dass Bernd Eichinger am Montag verstorben ist.

Ich habe mich mal mit seiner Filmographie beschäftigt und war dann doch sehr erstaunt wie viele seiner Filme mich doch geprägt haben. Zugegeben er hat auch so manchen Mist produziert, z.B. Der Schuh des Manitu , Manta Manta oder noch schlimmer Erkan & Stefan gegen die Mächte der Finsternis.
Ich behalte ihn lieber in Erinnerung für die Meisterwerke die er produziert hat.

1981 Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
1984 Die unendliche Geschichte
1986 The Name of the Rose
1989 Last Exit to Brooklyn
1993 The House of the Spirits
1993 The Cement Garden
2001 Nowhere in Africa
2006 Das Parfum

Manch einer mag sich jetzt wundern, dass z.B. Der Untergang in der Liste fehlt, oder Der Bader Meinhof Komplex.
Der Untergang war für mich ein sehr überflüssiger Film und ich verweise da immer auf das Interview mit Traudl Junge Im toten Winkel von André Heller der genau die gleiche Geschichte erzählt und das so viel eindringlicher, als die Verfilmung des Stoffes es je vermag.

Vorfreude

Kate Bush, die interessanteste und rätselhafteste Musikerin weit und breit, hat für dieses Jahr tatsächlich neue Musik angekündigt. Ihr „Sprecher“ bestätigte nun die Gerüchte, die seit einigen Tagen durch die Blogwelt rauschen. Hurra!

Via SpOn

Die Sängerin Kate Bush wird voraussichtlich noch in diesem Jahr neues Material veröffentlichen. Nachdem berichtet wurde, dass ein neuer Langspieler der britischen Songwriterin anstehe, fragte der NME genauer nach. Nun bestätigte ein Sprecher diese Meldung nur teilweise. Zwar sei tatsächlich die Veröffentlichung von neuem Material geplant, doch hieße das nicht, dass 2011 ein Nachfolge-Album zum 2006er Werk „Aerial“ erscheine….]

Via Motor.de

Surreal

Blue Steel

Das Foto ist nicht gestellt.
In einer dunklen Ecke der Hinterbühne des Theaters wartet eine Schreckschusspistole darauf dass sie zum Einsatz kommt. Dass sie im faden Lichtschein des blauen Scheinwerfers liegt war reiner Zufall.

Eine altes Hobby wiederentdeckt

Ich musste raus. Ich musste weg. Es war höchste Zeit.

So ließ ich mir am Samstag von einem langjährigen Freund ein Museum zeigen das mir bislang unbekannt war.
Das Hans Arp Museum im Bahnhof Rolandseck (Der Name des Ortes hört sich an wie der Name einer kleinen Kneipe gleich nebenan…) Ein Bahnhof der noch immer seine Funktion als Bahnhof der Deutschen Bahn erfüllt, wurde um- und ausgebaut zum einem Gebäudekomplex, der nicht nur ein Museum beherbergt sondern auch ein Restaurant.

Foto: Axel Hausberg

Das tolle daran ist, dass man von außen nicht sieht wie riesig das Museum eigentlich ist. Über dem Bahnhof, diskret in den Hügel eingebaut, befindet sich der Richard Meier Bau, der durch einen Tunnel direkt mit dem Bahnhof verbunden ist. Schon der Tunnel und der Aufzug sind ein Erlebnis für sich.

Foto: Horst Bernhard

Noch bis zum 27. Februar läuft dort die dritte und leider letzte Sonderausstellung mit Bildern aus der Sammlung Gustav Rau, die wahrscheinlich so nie wieder zu sehen sein wird. „Superfranzösisch“ heißt sie und zeigt Bilder von großen französischen Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts: von Boucher zu Fragonard, von Degas zu Monet und Cézanne.

Francois Boucher, Die Flötenlektion, 1751 © Sammlung Rau für UNICEF

Paul Cézanne, Das Meer bei Estaque, 1876 © Sammlung Rau für UNICEF

Ich hatte Blut geleckt und konnte es somit nicht bei einem Museum bleiben lassen. Am Sonntag fuhr ich dann nach Essen um mir das erweiterte Folkwang Museum anzusehen in dem ich vor etlichen Jahren die Sonderausstellung von Caspar David Friedrich gesehen hatte. Zum meinem Entsetzen hatte ich sich bereits eine elend lange Schlange gebildet als ich kurz vor elf Uhr dort ankam und ich befürchtete es würde mir das Gleiche bevorstehen würde wie letzten Sommer im Martin Gropius Bau in Berlin zur Frida Kahlo Ausstellung. „Da musst du jetzt durch“, dachte ich da ich sonst nichts geplant hatte.
Die Schlange bewegte sich jedoch schneller vorwärts als ich erwartet hatte und ich sollte es nicht bereuen.
Noch bis zum 30. Januar (darum der große Ansturm) zeigt das Museum Bilder einer Metropole – Die Impressionisten in Paris Zu meiner großen Freude waren ein paar großformatige Gustave Caillbotte Bilder darunter von dem ich seit Jahren ein eingerahmtes Poster besitze, aber noch nie Bilder in Echt gesehen hatte.

Ich war wie im Rausch…

Gustave Caillebotte, Rue de Paris, temps de pluie, 1877 © The Art Institute of Chicago

Edouard Manet, Le chemin de fer, 1873 © Courtesy of the Board of Trustees, National Gallery of Art, Washington

Pierre August Renoir, Bal du Moulin de la Galette, 1876 Musée d`Orsay, Paris, legs Gustave Caillebotte, 1894 © Foto: Musee d`Orsay

Wie Phönix aus der Asche

… na ja, nicht ganz. Der Phönix ist ja ein wunderschöner Vogel und der Vergleich mit mir wäre ein wenig vermessen.

Zudem ging die letzten Tage so vieles schief, dass ich nicht wo ich anfangen soll.

Aber ich bin zumindest gesundheitlich wieder einigermaßen hergestellt.

And Life goes on…

Im Sommer 2007 Schrieb ich folgenden Beitrag:

Lieber Patrick,

Ich bin mir ziemlich sicher dass du das hier nie lesen wirst.
Ich lernte dich kennen, als ich im 2. Schuljahr war. Du warst im ersten. Damals waren meistens noch 2 Jahrgänge in einer Klasse untergebracht. Deine Schwester, die ein Jahr älter ist als du, war auch in unserer Klasse.

Im Vergleich zu deiner Schwester, die ich als ziemlich brave Schülerin in Erinnerung habe, warst du ein regelmäßiger Kandidat für Strafarbeiten, in der Ecke stehen, Nachsitzen, bis hin zu Ohrfeigen und Prügel. (Heute sind sie nicht mehr denkbar, vor über dreißig Jahren waren es ’normale‘ Erziehungsmaßnahmen) Kein Streich und kein Unfug war dir zu derb oder zu billig, dass du ihn nicht ausgeführt hättest. Ich kann mich an die Geschichte der bepissten Wollmützen erinnern. Wir mussten alle immer unsere Jacken und Mützen draußen vor dem Klassenzimmer in die Hacken hängen. Es war im Winter. Jeden Tag wurden immer wieder Wollmützen vermisst und kurze Zeit später in den Pissoirs wiedergefunden. Es wurde fast eine Staatsaffäre daraus, weil der Missetäter lange Zeit nicht erwischt wurde. Mir fiel auf, dass du sehr oft selbst mit den Mützen ankamst und behauptest, du hättest sie gefunden. Bis dich eines Tages die Lehrerin erwischte… Was du als Strafe bekamst weiß ich nicht mehr, aber schmerzhaft muss sie wohl gewesen sein.

Nach der Primärschule habe ich dich für eine Weile aus den Augen verloren weil ich nach Luxemburg zur Schule ging. Als ich einige Jahre später zurück kam nach Echternach, warst du wieder da. Du warst sogar eine Weile in der Pantomime Truppe, und hast dich um die Beleuchtung gekümmert. Ich habe dich immer weitgehend gemieden, weil man sich mit dir nur Ärger einhandelte. Irgendwann setze der Leiter der Truppe dich vor Tür und jeder hat aufgeatmet.

Jahre später, wurdest du einer der besten Freunde meines verstorbenen Bruders. Ich habe nie verstanden warum das so war. Es gab eine Zeit, in der du die Wagen reihenweise zu Schrott gefahren hast, bis dass die Versicherung dich als Kunde rausschmiss.

Du hast dich immer am Rande der Legalität bewegt. Die Drogenszene war dir nicht fremd, dein Name der Polizei ein Begriff. Als mein Bruder dein bester Freund war hattest du eine feste Freundin. Ihr bekamt ein Kind. Es war ein Mädchen und mein Bruder war Taufpate. Ich weiß noch dass mein Bruder mächtig stolz war, dass du ihn gefragt hattest. Kurze Zeit später ging die Beziehung in die Brüche und die Feundin rutschte ab in die Drogenszene. Mein Bruder machte sich sich damals große Sorgen um sein Patenkind. Was aus ihr wurde weiß ich nicht…

Vor vier oder fünf Jahren begegneten wir uns kurz in Echternach. Mein Bruder war seit einigen Jahren tot. Es schien so als ob du dich gefangen hättest. Du warst ruhig und ausgeglichen. Du erzähltest mir von deinem Job als Hausmeister.

Gestern sah ich dich zum ersten mal wieder. Ich hatte einen Termin  im Bahnhofsviertel. Du hast neben zwei runtergekommen Typen gestanden und in einer Tüte gekramt. Du sahst alt aus, mit verkniffenem Mund und Tränensäcken unter den Augen. Ich will nicht wissen, was du in der Tüte gesucht hast. Du hast mich nicht bemerkt als ich vorbei ging. Ich habe dich nicht gegrüßt und versucht schnellstens an dir vorbeizukommen…

Als ich heute durch die Ausgabe vom Wort vom 30. Dezember blätterte fand ich seine Todesanzeige.

3D Film

Gestern las ich einen recht interessanten Beitrag über 3D Filme.

Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten 3D Film erinnern. Ich war glaube ich 12 oder 13 Jahre alt und auf dem dritten französischen Fernsehkanal, der damals noch FR3 hieß statt France3, kam einmal im Monat „La Dernière Séance“, eine Art Kinoclub Abend, der von Eddie Mitchell animiert wurde. Es waren alte amerikanische Klassiker zum Großteil aus den Fünfzigern die gezeigt wurden, meistens zwei, manchmal drei Stück an einem Abend. Und dann kam die Ankündigung, dass man einen 3D Film zeigen würde. Man sollte sich für ein paar Franc eine Brille hierfür beim Optiker besorgen. Alles rannte wie besemmelt in die Brillengeschäfte und fragte nach den rot/grünen 3D Papierbrillen. Der Film hieß Creature from the Black Lagoon ein Gruselschocker. Der 3D Effekt ließ zu wünschen übrig und nach einer halber Stunde hatte ich Kopfschmerzen. Aber man konnte sich den Film ohne Brille fast nicht anschauen, da das Bild so verschwommen war. Also behielt man tapfer sein Papierrad auf der Nase und guckte sich den Film an. Der Film war unglaublicher Schrott. Ich weiß noch dass vor allem mein Vater stinksauer war. Am nächsten Tag war dann auch in jeder französischen Zeitung zu lesen, dass hier ein großer Hype um ein B Movie veranstaltet  und einem das Geld aus der Tasche gezogen wurde, wegen dieser doofen Brille.

Die 3D Technik verschwand wider in der Mottenkiste und war höchstens noch auf Jahrmärkten anzutreffen, bis jetzt…

Den letzten 3D Film den ich mir angesehen habe war Avatar. Der Technikfortschritt hat mich mit dem Film weitgehend überzeugt. Und doch hatte ich nach dem Film die Nase sprichwörtlich voll davon. Ich musste unter der 3D Brille meine eigene Brille tragen. Doppelt bebrillt musste ich dann 3 Stunden durchhalten, so dass anschließend die Nasenflügel und die Ohren schmerzten.
Vorrangig ist und bleibt noch immer der Film selbst und sein Unterhaltungswert und nicht irgendwelcher technischer Schnick-Schnack.
3D ist und bleibt ein Spielerei und wird nachdem den aktuellen Hype auch wieder abebben. Richtiges 3D wird dann erst kommen wenn freischwebende farbige Hologramme in HD erfunden sind…

Und schon wieder einer futsch

Westropolis, muss ich jetzt grad lesen, zieht den Stecker. Das finde ich ja …ja wie find ich denn das? Gar nicht gut! Das war ein Kulurblog wie ein Kulturbolg sein sollte. Querbeet durch alle Sparten und man konnte immer neue Dinge entdecken, sei es Filme, Bücher, Ausstellungen, die nicht unbedingt in den großen Medien zu finden waren. Zudem schrieben eine Reihe recht bekannter Autoren für das Blog. Schade Schade Schade.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 joel.lu

Theme von Anders NorénHoch ↑