Fressen, Kunst und Puderquaste

Beschreibung von einem Knacks & Museum

Ein Satz den die Kaltmamsell vor einigen Tagen schrieb:

… irgendwas in mir hat sich noch nicht von der existenziellen Erschütterung durch die Pandemie (ja, wir verdrängen das gesunderweise, aber es war wirklich, wirklich schlimm) erholt und lässt die Flügel hängen.

Da es für diesen Satz bei ihr ein paar interessante Kommentare gab, dachte ich, dass ich das mal in meinem Blog abhandeln sollte.

War die Pandemie eine existenzielle Erschütterung für mich? Oh ja! Beim ersten Lockdown stellte ich meine komplette Existenz infrage. Meine grundlegend positive und optimistische Einstellung zum Leben, hatte einen Knacks bekommen. Und dieser Knacks ist da und geht auch nicht mehr weg. Mir ist eine Art Leichtigkeit abhandengekommen, die ich sonst immer verspürte und die mich oft gerettet hat, weil sie mich schadlos Dinge (im Kopf wohlgemerkt) überstehen ließ. Diese Leichtigkeit bewirkte auch, dass nichts Schadhaftes an mir kleben blieb. Das alles ist nicht mehr da.

Versteht mich nicht falsch, mir geht es gut! Das tagtägliche Leben hält mich auf Trab und ich fühle mich auch sonst wohl. Aber dieser Knacks ist da.

***

Am Morgen andere Blogs gelesen und die Wohnung putzfertig aufgeräumt, denn am Nachmittag kam Meisterin Proper. Draußen herrlich schönes Wetter. Über die Mittagsstunde ein Kaffee im Renert, das brechend voll war. Er ergatterte so just einen Platz auf der Terrasse.

Ich holte aus der Umänderungsschneiderei die Hose ab, die ich vor etlichen Wochen schon in Freiburg gekauft hatte. Ich hatte sie weggelegt und nicht mehr daran gedacht. Aus den Augen, aus dem Sinn. Da es aber eine Sommerhose ist, kommt sie jetzt gerade wie gerufen.

Ich hatte selten eine Stoffhose, die so bequem und so perfekt sitzt wie diese, ich, der sonst ausschließlich Jeans trägt.

Am Nachmittag ging es ins City Museum. Die zwei temporalen Ausstellungen, waren aber, zumindest für mich, ein wenig enttäuschend. All you can eat heißt die eine Ausstellung, die noch bis zum 14. Juli laufen wird. Es geht ums Essen. Wo kommt es her, wie wird es hergestellt? Aus didaktischer Sicht ist sie für Kinder und Jugendliche sicherlich wertvoll. Ich jedoch lernte nichts Neues dabei. Es gab aber ein paar schöne, alte Broschüren, Fotos und Werbeplakate zu sehen, die eine gewisse Nostalgie hervorriefen.

Die Ausstellung über Europa pur werde ich mir vielleicht noch einmal genauer ansehen, denn ich ging nur einmal kurz hindurch. Dort gab es sehr viel zu lesen und ich hatte keinen Nerv dafür.

Am Abend ein Treffen mit den Bären. Zu Anfang dachte ich, dass wir nur sehr wenige wären, aber letztendlich waren wir fast zu 20. Es war ein lustiger Abend, und es dauerte länger als gedacht. Ich machte noch vor Mitternacht Schluss, denn am Sonntagmorgen sollte ich einen Termin haben.

6 Kommentare

  1. geschichtenundmeer

    Was ist anders an der Corona-Pandemie als an anderen Katastrophen, frage ich mich. Dass eine Katastrophe unsere Generation, im Westen Europas bisher überwiegend sehr gut lebend, diesmal ebenfalls direkt betroffen hat? Die Pest, die Spanische Grippe kennen wir üblicherweise nur aus Büchern. Ich denke noch darüber nach.

    • Joël

      Interessant, dass Sie die Spanische Grippe erwähnen. Ich habe oft während der Pandemie daran gedacht. Wie erging es den Menschen damals? Schade, dass zu dem Zeitpunkt niemand mehr aus meiner Familie lebte, der diese Pandemie mitgemacht hat. Ich hätte sie gerne danach gefragt.

    • die M.

      Hallo! Vielleicht ist es ja gerade so, dass sie gar nicht so viel anders ist/war und die Menschen damals genauso gelitten haben. Vielleicht sogar noch viel mehr, denke ich mir. Aber das macht es ja für derzeit Betroffene nicht einfacher.

      • Joël

        Nein. Es macht es sicherlich nicht einfacher für die, die es erwischt hat, damals wie heute. Wobei ich nicht weiß ob die spanische Grippe auch so viele Langzeitfolgen hatte wie Covid.

        • Die M.

          Die Antwort war eigentlich an geschichtenundmeer gerichtet, tut mir leid, verklickt…

  2. Sabine B.

    Danke für Ihre Sichtweise zu Corona, ich bin eine der Kommentatorinnen bei der Kaltmamsell. Bei mir gibt es auch den „Knacks“, wie Sie beschreiben, ich bin nicht mehr die, die ich einmal war. Vieles hängt auch davon ab, ob man geliebte Menschen verloren hat und wie in diesen Jahren (ja, leider), wie lange und hart der Lockdown war (in Toronto extrem) und was dann als Rattenschwanz in der Postpandemie kam und kommt. Ich erlebte auch SARS hier in Toronto, überhaupt kein Vergleich, aus vielen Gründen. Ich denke, das Internet/die sozialen Medien/die Vernetzung, Segen und Fluch zugleich, haben zu diesem Gefühlszustand, in dem ich mich befinde, beigetragen. Ganz genau: Die Leichtigkeit ist nicht mehr da, ich nenne es den Verlust der Unschuldigkeit, des Urvertrauens in die Welt, in das Gute der Menschen.
    Aber vielleicht hat es ja auch etwas Gutes. Wie Leonard Cohen sagte/sang: There is a crack in everything, that‘s how the light gets in.

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