Fressen, Kunst und Puderquaste

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Offensichtlicher Beschiss

Ich dachte über meine Alte Heimat nach. Und dabei kam mir ein Souvenir Laden in den Sinn, der seit jeher Hummel Figuren verkaufte. Die Dinger sind unsagbar kitschig, aber, und das ist das seltsame daran, ziemlich teuer. Ein Porzellanteil mit einer Szenerie kann schnell richtig ins Geld gehen. Wenn man sie genau betrachtet versteht man auch zum Teil warum; sie sind sehr aufwendig und detailverliebt angemalt und geformt.

Ich wusste dass „Hummel“ eine Nonne war aber mehr nicht. Sie machte auch, so las ich dann, keine Porzellanfiguren, sie malte Zeichnungen nach denen später die Figuren entstanden. Als ich nach einem Foto der Frau suchte fiel mir diese Seite auf, die ein Hummel Bild mit Spieluhr verkauft. Darauf zu lesen steht:

„Vintage Original 1936 M.I. Hummel Print Wood Music Trinket Box“

Nachdem ich die Wiki-Biographie Maria Innocentia Hummel gelesen hatte machte mich das Datum stutzig. 1936? Das wäre dann noch zu  Hummel’s Lebzeiten gewesen (sie starb 1946) Und das ganze auf einer Spieldose in Italien hergestellt. Sehr seltsam, denn die Nonne hatte nie etwas mit Italien am Hut. Das Bild könnte jedoch tatsächlich ein Original sein das später auf diese Dose geklebt wurde. Die Rückseite der Spieldose ist ebenfalls zu sehen und dort steht die Melodie „Raindrops Keep Falling On My Head“. Das Lied ist nun mit absoluter Sicherheit nicht von 1936 sondern von (zu lesen hier) 1969.
Etwas weiter unten in der Beschreibung steht:
Age: Probably at least 50-60 yrs. Old.
2015 minus mindestens 60 Jahre = 1955 !
Da war das Lied noch gar nicht geschrieben!

Beschiss zum Spottpreis von 40$!
Manchmal ist so einfach hinter die Dinge zu sehen und mir macht das einen Riesenspaß dahinter zu kommen.

Fiktive Briefe

Für gewöhnlich poste ich solche Dinge nicht, aber hier mache ich mal eine Ausnahme.

Über verschlungene Wege (per Blog und Twitter, sorry ich kann es nicht mehr nachvollziehen) fand ich dieses Posting. Der Text When I’m Gone ist etwas holperig geschrieben und auch von der Sprache her zu simpel.  Zudem ist es keine wahre Geschichte, denn es wäre des Guten zu viel. Aber die Idee dahinter finde ich sehr schön.

Ich frage mich wie es mir gegangen wäre, hätte mein Vater am Ende die Kraft gehabt dies zu tun und was wohl in seinen Briefen gestanden hätte?

Aber lest selbst:  When I’m Gone.

WMDEDGT August 2015

Wenn die Kaltmamsell mich nicht immer daran erinnern würde…  Der monatliche Aufruf „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ Im Prinzip war der 5. August dran den ich beschreiben sollte. Der ist im Vergleich zu gestern aber eher langweilig. Also beschreibe ich den 8.August.

Der letzte Tag in Esch-Sauer. Ich kann das Hotel de la Sûre nur wärmstes empfehlen. Es ist ein rundum Wohlfühlhotel. Und für das was man geboten bekommt ist es nicht mal teuer. Für 6 Nächte mit Frühstück 480€. Es geht auch billiger aber dann ist das Zimmer kleiner und es ist keine Dampfsauna und Whirlpool dabei. Zudem haben sie noch eine riesige traumhaft schöne Wellnesslandschaft mit allen möglichen Massagen und Beauty Anwendungen.

Ich erwachte gegen 7:00 und fühlte mich gerädert. ich hatte eine unruhige Nacht verbracht wegen der Gewitterstürme. Nachrichten, duschen, anziehen, Kofferpacken. Das alles im Schneckentempo, denn ich saß erst gegen 9:00 am Frühstückstisch. Die gedownloadete Zeitung auf dem iPad durchgesehen. (Das Hotel WLAN ist erstaunlich gut) Ich hatte am Abend zuvor bemerkt dass ich mein Smartphone in Insenborn im Kostüm- und Maskenraum hatte liegen lassen, war aber zu platt um mich noch einmal ins Auto zu setzen. Ich checkte aus, fuhr noch einmal nach Insenborn, holte das Smartphone und machte mich auf den Weg zurück nach Luxemburg. Die Fahrt dauerte etwas mehr als ein Stunde.

Zuhause angekommen, setzte ich mich gleich hin und bearbeitete noch ein paar geschäftliche Mails. Was weg ist, ist weg.

Um 14:00 Termin in der Abtei Neumünster, wegen einer tollen Sache bei der ich unbedingt mitmachen wollte. Es war ein Aufruf von alzheimer.lu. Jeder der mit Demenz zu tun hat, sei es, dass er selbst davon betroffen ist oder Verwandte hat die darunter leiden, oder sich einfach nur solidarisch beteiligen will. (Ich habe eine Tante die seit Jahren darunter leidet und unter meiner Vormundschaft steht) Im Auftrag vom Familienministerium hat Serge Tonnar ein Lied komponiert zum Thema Demenz. Für den Refrain wurde ein Chor gebraucht.  Es fanden sich an die 150 Personen ein die dabei sein wollten. Ein gewaltiger Chor also. Und alles klappte wie am Schnürchen. Wir sangen den Text dreistimmig ein und das quasi ohne davor zu proben. Serge Tonnar spielte uns das Demotape einmal ganz vor (ohne Chor, logisch) das mich und viele andere sehr bewegte. Er erklärte dann genau wo unser Einsatz wäre und los ging’s. Jede Text Zeile wurde einzeln viermal hintereinander aufgenommen in der gleichen Tonart und gingen zur nächsten Zeile u.s.w. Zwischendurch huschte ein Filmteam herum und machte Aufnahmen für das Video und das Making of der ganzen Produktion.
Das Lied heißt Bonjour & Awuer und kommt am 19.09 am Welt Alzheimer Tag heraus.

Bonjour an Awuer,
Ech muss mech vu mir trennen…

Wenn es soweit ist werde ich berichten.

Für die Aufnahme waren zwei Stunden vorgesehen, die wir aber nicht brauchten. Ich trank mit einer der Schauspielerinnen von Kveldulf die auch dabei war, etwas auf der Terrasse der Mini-Bäckerei im Grund, bevor ich mich wieder aufmachte in den Norden zur letzten Vorstellung der Rock Oper.

17:00 Ich war viel zu früh da.
Und so beschäftigte ich mich mit aus- und einräumen und säubern des Materials und überprüfen ob von allem noch genug habe.
Die letzte Vorstellung also. Vor der Premiere hatte ich ausgerechnet dass ich für die 10 Schauspieler ungefähr 1 Stunde und 15 Minuten brauche. Make-up technisch war es nicht weiter schwer. Es war vor allem „Dirtworks“ Spray in dunkelbraun und schwarz, schwarzer matter Lidschatten, dunkelbraune Fettschminke, Alkohol Farben für die Wunden und Tattoos und knallig rotes Rouge. Haare: Mattierende Paste und Dust Powder. Zudem noch ein Bockbart mit Crepwolle „aus der Hand“ geklebt. (wer den Bockbart sehen will guckt sich das Profilbild von Serge Tonnar auf Facebook an)
Die Vorstellung begann mit Verspätung, da eine Zufahrtsstraße kurzfristig gesperrt worden war.
Da das Stück nur eine Stunde dauert, und ich nur einen Umbau einer Tänzerin in ein Blutmonster hatte, ging die Zeit vorbei wie im Flug. Ein Riesenapplaus mit Zugaberufen folgte.
Bei letzten Vorstellungen sind die Darsteller am Ende alle in Feierlaune, außer ich. Am Ende kommt immer der Teil des Jobs den ich schon fast abgrundtief hasse. Einpacken und schleppen. So auch gestern. Klitschnass geschwitzt von der Schlepperei und der schwülen Hitze, schleifte ich mich noch einmal zurück zur Bühne bei der zwei Zelte standen, mit Getränken und Pasta. Ich trank ein Bier (sehr ungewöhnlich für mich da ich sonst Wein bevorzuge) und aß eine Portion Penne Arabiata. Es stand noch eine Feier an in einer Kneipe, die extra für uns eine freie Nacht geordert hatte. Doch ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr dazu aufraffen.

Kurz nach Mitternacht fuhr ich nach hause und war froh als eine Stunde später die Wohnungstür aufschloss.

 

Esch-Sauer (2)

Da ich ja versprochen hatte, ich würde hier noch ein bisschen was über Esch-Sauer posten (dort war gestrern der schon fast legendäre Nachtmarkt, aber ich war nicht mehr dort) tue ich das jetzt hier. Hier also noch ein paar Fotos:

Schmale Gassen, so dass nur ein Wagen durchpasst und immer begauf bergab.

Blick von der kleinen Terrasse zum Vordereingang  und dem Vorplatz des Hotels.

Kveldulf

Zugegeben, ich wusste auch eine ganze Weile nicht wer oder was Kveldulf ist. Da ich mich bis dato nie mit nordischen Sagen und Geschichten beschäftigt habe, war mir der Name völlig fremd. Es gab ihn wirklich, so lehrte mich der Autor des Stückes Jean Michel Treinen. Kveldulf Bjalfason bekannter unter dem Namen Kveldulf der Abendwolf. Ein Wikinger der zu einem Mythos avancierte.

Gestern hatte also die Rock Oper Premiere. Die Band die das Stück live begleitete war keine geringere als Mutiny On The Bounty. Und dann war da noch die Seebühne die das Ganze unvergleichlich machte.

Hier ein paar Fotos die ich und andere die letzten Tage gemacht haben:

https://joel.lu/wp-content/uploads/38303b75-1e79-42f5-8912-70c462d2ea86_zpsvudif2nl.jpg

Wer das Stück sehen will muss sich ranhalten. Heute ist ausverkauft; morgen und Samstag gibt es nicht mehr viele Plätze.

Esch-Sauer

Eine Woche im Norden Luxemburgs. Die Rock Oper Kveldulf brachte mich her. Allerdings nicht nach Esch-Sauer sondern ins benachbarte Insenborn.

Die Oper ist im Vergleich zur Frittparade etwas völlig anderes aber deswegen nicht minder verrückt. Aber dazu kommen ich später, wenn ich die Premiere hinter mir habe.

Ich wollte von Esch-Sauer berichten. Esch-Sauer und ich haben eine Geschichte die im Jahr 2000 begann. Ich wohnte bei der J, (ich berichtete bereits über sie und ihren Eselhof) die damals noch in Esch-Sauer wohnte und sich frisch von ihrem Mann getrennt hatte. Sie wohnte zusammen mit einer Freundin, die das gleiche Schicksal hatte, in einem ziemlich großen Haus. Ich hatte ein großes Projekt für das Wiltzer Festival und wollte nicht jeden Tag die lange Fahrt hin und her machen. Wenn ich mich recht entsinne, kannte ich das Malerische Dorf davor nicht. Ja malerisch mit großem M, denn so idyllisch wie dieses Dorf ist glaube ich keines in ganz Luxemburg. Das Dorf liegt auf einem Felsen, auf dessen Spitze die Burgruine steht. Mann könnte Märchengeschichten hier verfilmen , bei Schneewittchen angefanfgen und bei Zwerg Nase aufgehört, ohne große Umbauten zu machen.

Es gab damals noch fast alles was zu einem Dorf gehörte, Post, Sparkasse, Metzger, Kneipen, Restaurants und Hotels. Inzwischen ist das anders. Es fast nichts mehr da von alledem. Es gibt aber noch immer ein richtig tolles Hotel mitten im Dorf. Das Hotel de la Sûre. Dort habe ich mir für die nächsten Tage ein Zimmer genommen. Und das sieht so aus:

Mit Whirlpool im Zimmer, eingebauter Dampfsauna in der Dusche und einer kleinen Küchenzeile.  Da ich für die Oper zu Anfang nur in beratender Funktion eingestellt werden sollte, sich jedoch schnell heraustellte, dass ich die Maske komplett übernehemen muss, dachte ich mir dass, ich mir zeitgleich auch etwas Gutes tun könnte…

Esch-Sauer ist in den Sommermonaten eine kleine Oase der Ruhe abseits vom Lärm der Großstadt (was mir nachts beinahe suspekt vorkommt, da ich die Stille nicht mehr gewohnt bin)

Morgen berichte ich dann über die Oper, die heute Prmeiere hat.

2 Jahre schon

Gestern waren es offiziell 2 Jahre dass ich in Zentrum der Stadt wohne. Eigentlich ist es schon etwas länger. Doch es war am 1. August 2013 dass ich mich in der Stadt beim Bürgeramt angemeldet habe. Eine Entscheidung die keinen Augenblick bereue.
Zwei Jahre in denen ich wieder aufgeblüht bin, in denen ich viele neue Bekanntschaften gemacht habe, von denen manche gute Freunde geworden sind.
Zwei Jahre in denen ich seltsamerweise der Natur wieder näher kam als je in der alten Heimat. Die Grünanlagen, Parks und nah gelegenen Wälder sind zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden, vergleichbar mit einer Ladestation für’s Smartphone.
Zwei Jahre in denen ich eine innere Zerrissenheit ablegen konnte, in denen ich manchen Schlussstrich gezogen habe der längst fällig war.
Zwei Jahre in denen ich eine gewisse Anonymität fand die in der alten Heimat unmöglich war.

***

Gestern war auch die letzte Vorstellung der Frittparade 2000 und der letzte Tag der Friture Henriette on Tour. Meiner Meinung nach ein schönes Projekt für 20 Jahre Maskénada. Die Stimmung war etwas gedrückt gestern, weil wohl jeder traurig war, dass es vorbei ist, aber auch irgendwie froh dass wir es zu einem guten Abschluss gebracht haben.

 

Aber nach dem Projekt ist vor dem Projekt und keine Zeit für Wehmut.  Und so arbeite ich schon seit etwas mehr als einer Woche an der Metal-Rock Oper Kveldulf. Ich werde ab heute in Insenborn arbeiten, ein kleines Dorf am Stausee in Norden Luxemburgs. Da ich ich mir die langen Anfahrten ersparen möchte, habe ich mir ein Hotelzimmer genommen. Wenn das WLAN im Hotel hält was es verspricht wird bis Samstag aus dem Norden von Luxemburg berichtet.

 

Erklärungsversuche

Tage kommen und gehen. Angefüllt mit Arbeit. Angefüllt mit vielen Gedanken und Dingen die ja nicht vergessen darf (so wie jetzt gerade, dass ich ja nicht vergessen darf noch im Friseurbedarf eine spezial Farbe zu kaufen und das möglichst noch heute morgen) Es läuft beruflich richtig gut zur Zeit.

Doch im privaten Bereich sieht es weniger rosig aus. Heute morgen hatte die Melancholie mich fest im Griff und ich musste mich mit Gewalt aus dem Bett zerren. Es wird Zeit für eine Auszeit. Ich habe (aber das schon etwas länger) beschlossen, dass ich im August wieder Fasten werde. Die, die hier schon etwas länger mitlesen, werden wissen dass ich letztes Jahr eine dreiwöchige Fastenkur gemacht habe. Im Nachhinein haben diese drei Wochen mein Leben so nachhaltig verändert, wie selten etwas zuvor. Ich habe einige Kilos verloren, was nicht verkehrt war, denn ich deren zu viel, doch war es etwas anderes was mir viel wichtiger war. Ich konnte seit ungezählten Jahren wieder klar denken. Ich habe in diesen drei Wochen große Lebensentscheidungen getroffen an die ich bis jetzt gehalten habe…

Es werden aber nur zwei Wochen werden, wobei ich noch überlege ob ich nicht um eine Woche verlängern soll. Wir werden sehen…

 

What happened, Nina Simone?

Es ist einer der seltenen Dokufilme der mich sehr berührt hat. „What happened, Nina Simone?“, ist nicht nur der Titel des Films sondern auch der Titel eines berühmten Textes von Maya Angelou.

Die Dokumentation beginnt mit einem Auftritt von Nina. Sie betritt die Bühne, geht zum Klavier und ein tosender Applaus bricht los. Sie verbeugt sich lange, eine Spur zu lange, hebt den Kopf und schaut das Publikum wie ein verängstigtes Reh an. Da merkt man schon dass hier eine Geschichte beginnt, die eine Frau beschreiben wird deren Lebensgeschichte keine einfache war.

Es kommen Musiker, ihre Tochter sogar ihr Ex-Mann zu Wort. Nina Simone, die mit bürgerlichem Namen Eunice Waymon hieß, wird mit zahlreichen, zum Teil nie gezeigten Filmaufnahmen beschrieben.

Ich entdeckte eine Sängerin die mir bis dahin nur mit ihrem Welterfolg ‚My Baby Just Cares For Me“ bekannt war, der in den achtziger Jahren noch einmal neu aufgelegt wurde.

Absolut sehenswert.
Auf Netflix.

Viereinhalb Stunden

Gare de l’Est

Stillstand ist eine Lebensform. Aber nicht meine. Im Gegenteil. Gestern habe ich 700 km lesend im Zug verbracht. Luxemburg – Paris – Luxemburg. Aufenthalt in Paris: 4,5 Stunden. Ich shoppte mich durch die zwei Make-up Shops meines Vertrauens. Ein oder zwei mal im Jahr gehe ich selbst hin und lasse  mir die neuesten Produkte zeigen. Den Rest des Jahres bestelle ich per Internet. Das hat eine Freundin gestern Abend etwas stutzig gemacht. „Wie du fährst nach Paris für ein paar Stunden ? Warum bleibst du nicht ein paar Tage mehr?“  Tja, weil ich Paris nichts sooo sehr mag. Ich bin zu oft dort gewesen wegen der Arbeit wegen Weiterbildungskursen. Ich saß zu oft in Paris in schlechten Hotels und habe mich von Ur-Parisern anschnautzen lassen.

Vielleicht sollte ich mir mal Paris von Freunden zeigen lassen die dort wohnen und die Stadt wie ihre Westentasche kennen und lieben.

Parc Tony Neuman

Anfang der 80er Jahre als, ich im Don Bosco Internat untergebracht war, kann ich mich nicht erinnern dass dieser Park, der gegenüber liegt, schon öffentlich zugänglich war.

Der Name Parc Tony Neuman war mir bekannt, da es sich um eine Endstation einer Buslinie handelt. Als ich neulich die Fotos vom Don Bosco Gebäude machte, schaffte ich es endlich auch in den Park. Wenn man von der rue de la Faiencerie den Park betritt erwartet einen dieses Monstrum eines Nadelbaumes.

Als botanischeer Garten von Tony Neuman angelegt, findet man hier Bäume und Sträucher die es in keinem anderen Park der Stadt gibt. Es ist wunderschön, lauschig und schattig, was bei den Temperaturen von weit über 30 Grad ein Hochgenuss war. Besonders an dem kleinen Teich war es angenehm kühl. Ich habe den Park nicht ganz durchwandert. Der untere Teil wurde nach einer Idee  von Neuman der Natur überlassen und es wurde in Notfällen mit der Axt eingegriffen. Der Teil ist ungleich wilder und naturbelassener als der Rest.

An einer Stelle standen Bienenstöcke.

Das Foto hat mich einige Überwindung gekostet. Aber näher wollte ich ohne Schutz nicht heran.

 

 

Merken

Home Don Bosco

*Aus dem Video von Legotrip

Ich erfuhr aus den Nachrichten, dass das alte Gebäude Don Bosco abgerissen wird. Es war eines der ersten Flüchtlingshäuser in Luxemburg und war während der letzten 20 Jahre immer wieder in den Schlagzeilen, wegen der schrecklichen Umstände in denen dort die Leute untergebracht waren. Legotrip hatte mal ein Lied und ein Video das zum Großteil dort gedreht wurde. Da ich damals die Maske gemacht hatte, war es für mich ein sehr skurriles und befremdliches Wiedersehen.

*Aus dem Video von Legotrip

Was die wenigsten noch wissen ist der eigentliche Ursprung des Gebäudes. Es war ein Jungen Internat in dem ich auch drei Jahre lang Anfang der achtziger Jahre untergebracht war.

Pater Lehnen leitete damals das Internat mit einer Hausmutter, einer Köchin und zwei Bediensteten. Das Haus schien schon damals zu groß für die wenigen Jungen die untergebracht waren. Zur Schule gingen wir in die angrenzenden öffentlichen Schulen (Lycée Michel Luzius, Lycée Technique du Centre und die Handwerksschule), zum lernen, essen und schlafen gingen wir ins Don Bosco. Es hat vier Etagen, von denen drei Stück für die Schüler waren, die erste Etage wurde vom Pater bewohnt.

Ja, es waren Einzelzimmer und keine großen Schlafräume. Sonst hätte meine Mutter mich damals nicht dorthin gehen lassen. Mein Vater wollte unbedingt dass ich in ein Internat komme, weil er diese Erfahrung auch gemacht hatte und für ihn war es, hinsichtlich seiner eigenen Familienverhältnisse, die schönste Zeit seiner Jugend. Anfangs war auch von meinem Vater angedacht mich in das gleiche Internat in Frankreich zu verfrachten in dem er schon gewesen war. Doch ließ meine Mutter das nicht zu, als sie einmal mit mir dorthin fuhr und das Internat besichtigte. Sie wollte die „Dortoirs“, die Schlafräume sehen, was man ihr aber verwehrte. Das machte sie stutzig. Also wurde nach einer Lösung in Luxemburg gesucht. Home Don Bosco war die Antwort.

Die Zimmer waren klein. Es gab einen Schrank, ein Waschbecken, ein Bett, ein Bücherregal, ein Schreibtisch und ein Stuhl. Duschen und Toiletten waren auf dem Flur.

Pater René Lehnen war ausgesprochen freundlich zu meinen Eltern als ich dort eingeführt wurde, was sich aber änderte als ich mein erstes Schuljahr dort begann. Er war ein Mann der vom Leben weitgehend enttäuscht worden war. Sein Lebenstraum zerbröckelte. Das Internat war damals schon auf den absteigenden Ast.  Die Zimmer auf der dritten Etage waren nur zum Teil belegt, auf der vierten Etage wohnte niemand und die zweite der Stock, für die älteren Semester, waren auch nur wenige. Insgesamt waren wir etwa 20 Jungs, das Haus hätte etwa 100 aufnehmen können. Der Pater würde demnach nicht als Don Bosco Luxemburgs in die Geschichte eingehen. Im Nachhinein betrachtet war er nicht wirklich streng, nur genervt und fast beständig schlechter Laune. Wenn man ihn etwas fragte war, bekam man fast immer eine patzige Antwort. Die Hausmutter dagegen war recht nett und lustig. Mit den anderen Hausangestellten hatten wir so gut wie keinen Kontakt.

Morgens kurz vor 7 Uhr klingelte eine laute, durchdringende Glocke zum Wachwerden. Ich hasste sie. Ich stellte mir den Radiowecker, den man mir erlaubt hatte, eine halbe Stunde früher und machte mir mit Hilfe eines Tauchsieders eine ordentliche Tasse Kaffee. Der Kaffee am Frühstückstisch war untrinkbar. Anschließend ging es es zur Schule.

Das Essen im Internat war alles andere als lecker. Ich erschlich mir mit der Zeit aus dem sehr geregelten Tagesablauf kleine Extratouren. So ging ich regelmäßig, zu Anfang einmal dann zweimal die Woche zu meiner Patentante zum Mittagessen, die damals noch nicht verheiratet war. Sie wohnte in dem kleinen Studio in dem ich heute wohne.  Zu der Zeit gewöhnte ich mir auch an, kein Frühstück mehr zu mir zu nehmen.

Die drei Schuljahre waren nicht meine schönsten Jugendjahre. Hänseleien und Erfolgsdruck gab es damals auch schon. Zudem war der wahllos zusammengewürfelte Haufen von Jungs im Internat alles andere als homogen und es kam häufig zu Streitereien. Ich versuchte immer Abstand dazu zu haben, was mir aber automatisch die Position des Außenseiters verschaffte. Das machte es mir nicht leichter. Ich habe aber nie mit den Wölfen zusammen geheult.

Und doch erinnere ich mich gerne an die Zeit zurück, da ich hier zum ersten mal mit Theater in Kontakt kam und ich die ersten kleinen Freiheiten und Geheimnisse hatte, weitab von jeder elterlichen Überwachung.

Heute Nachmittag machte ich mich auf den Weg zum Gebäude,  Zehn Jahre später nachdem ich zum letzten Mal dort war wegen des Videos.

Es ist das Gebäude im Hintergrund, das mit den Jahren nur noch hässlicher geworden ist. Damals war es auch schon keine architektonische Meisterleitung. Das vordere schwarze Gebäude (übrigens auch hässlich wie die Nacht, aber halt neu) mit den unzähligen Kameras daran, das aussieht als ob es ein Hochsicherheitstrakt wäre, ist das neue Flüchtlingsgebäude. Nun ja… etwas einschüchternd. Es scheint noch immer bewohnt zu sein, denn ich sah Leute ein und aus gehen. Irgendwo sah ich auch ein Sicherheitsmann. Demnach nicht unbedingt einladend mal eben ein paar Fotos zu schießen. Ich schlenderte weiter.

Näher heran gehen wollte ich nicht. Es wohnen schließlich Menschen dort die auch ein recht auf ihre Privatsphäre haben. Das rot eingekreiste Fenster war von 1981 bis 1984 mein Zimmer.

Original Bettendorfer Tschechow Kirschen Teil 2

Dem totalen Kirschfieber verfallen, kam nach der Konfitüre noch ein Clafoutis mit Kirschen dran, nach diesem Rezept bei Marmiton.

Clafoutis grand-mère aux cerises

Ziemlich einfach zu erstellen. Im Rezept heißt es, man soll die Kirschkerne drin lassen. Ich persönlich mag das gar nicht, und es verhagelt verkirschkernt mir den Genuss. Zumal die Tschechow Kirschen ziemlich klein sind es wäre ein unendliches Gespucke, ähnlich einem grätigen Fisch. So sieht das aus bevor der sehr flüssige Teig darauf verteilt wird. Den Boden habe ich gebuttert und gezuckert. Die Blätter sind reine Deko fürs Foto und wurden nicht mitgebacken.

Ab in den Ofen.

Und so sieht er dann aus wenn er aus dem Ofen kommt, noch warm mit Puderzucker bestreut. Probiert habe ich ihn noch nicht, er kühlt noch ab.

Original Bettendorfer Tschechow Kirschen

Vor fünf Jahren habe ich zusammen mit den Regisseur Claude Mangen an dem Theaterstück Der Kirschgarten von Anton Tschechow gearbeitet. Er bekam damals zur Premiere ein kleines Kirschbäumchen geschenkt.

Fünf Jahre später sieht er so aus…

…und hing voll mit Kirschen. Wer mich kennt weiß, dass Kirschen mein absolutes Lieblingsobst ist. Also stand ich vor zwei Tagen auf der Leiter und pflückte Kirschen. Das kleine Bäumchen gab einen ganzen Eimer her, eine Kirsche schöner als die andere.

Von Geschmack her sind sie leicht säuerlich und eigentlich ideal zum Konfitüre kochen. Zum Glück habe ich ein Entkerner der die Kirschkerne relativ flott raus haut.

Dann ab damit in den Kochtopf.

Ich habe sie verfeinert mit einem streng geheimen Gewürz. (Nein, es ist kein Zimt!!!) Und hier steht sie: Die Konfitüre aus Original Bettendorfer Tschechow Kirschen.

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