Fressen, Kunst und Puderquaste

Kategorie: Joël (Seite 22 von 38)

Ein Samstagmorgen

Es ist Samstagmorgen. Gestern habe ich die letzte Vorstellung des “Italienischen Liederbuch” bewältigt. Das Wetter hat umgeschlagen. Der Himmel ist grau. Im Hintergrund läuft das Radio, “Can’t stop loving you” von Phil Collins. Werbung. “Wrapped up” von Olli Murs…. Das Lied nervt.
Ich sollte was tun…. Werde auf den Wochenmarkt gehen.

§

Vom Markt zurück.
Ich schlenderte umher habe aber nichts gekauft. Da ich ab morgen für eine Woche im wilden Norden Luxemburgs gastiere, macht es keinen Sinn Obst und Gemüse einzukaufen das mir dann verdirbt. Also auf ins Chocolate House, frühstücken. Die Kulisse vor dem Geschäft ist das großherzogliche Palais und eine Bühne für Touristen. Alle gefühlten zwei Minuten passiert eine Gruppe mit Führer. Asiaten photographieren alles was ihnen vor die Linse kommt, das ist nichts Neues. Sie lichten alles und jeden ab, auch mich der gerade herzhaft in eine Brioche beißt und sich dabei mit Schokoaufstrich bekleckert. Das Ganze mit einer dieser unsäglichen Sefie Stangen. Ich war kurz davor mit einer Scheibe Schinken nach ihnen zu werfen. Stattdessen zückte ich das Smartphone machte ein Foto von ihnen.

…und verewige sie in meinem Blog.

Liebe “Autobus de la ville de Luxembourg”

Ich werde das jetzt mal ganz krass formulieren:
WER VON EUCH DUMPFBACKEN HATTE DIE HIRNRISSIGE IDEE HUNDERTE VON VERSCHIEDENEN STIMMEN ZU NEHMEN UM DIE BUSHALTESTELLEN PER LAUTSPRECHER IM BUS ANZUSAGEN ???
Was habt ihr euch dabei gedacht??? Geht’s noch? Man versteht nicht mal die Hälfte von dem Gegrummel. Dieses Durcheinander von Stimmen von denen die wenigsten fürs Ansagen geeignet sind, das geht gar nicht! Wenn ich ein Tourist wäre, der Luxemburg nicht kennt und sich darauf verlassen muss, dass man ihm die Haltestellen klar und deutlich ansagt; ich würde voll auf dem Schlauch stehen.

Bei “Monterey”, einer der jetzt wichtigsten Stationen der Strecke, murmelt jemand irgendwas in seinen Bart. Ich habe die letzten Tage mehrfach hingehört und verstand immer nur “Motä”. Die Haltestelle “Martys” haucht eine weibliche Stimme mit derart viel Sexappeal, dass man glaubt, man wäre jetzt im Nuttenviertel. Und “Paris/Zita” hört sich an wie geko… sorry, erbrochen.

Allein schon vom menschlichen Gehör her, dass sich gar nicht so schnell auf so viele verschiedene Stimmen einstellen kann, ist das ganze ein Unding.

Wenn ihr die Stimme von Tom Leick nicht mehr haben wollt, der sie noch vor dem 1.Juni, perfekt mit seiner schönen sonoren Stimme ansagte, bitteschön, das ist eure Entscheidung. Aber die jetzige Kakophonie geht gar nicht! Bitte ändert das und lasst die ganzen Stationen nur von EINER Stimme sprechen.

Ups… 3 X NEIN

Das soll jetzt nicht hier in eine politische Diskussion über Parteien ausarten, ich stelle nur fest.

Ich war sehr überrascht dass das Referendum mit einer solchen Klarheit drei mal ein  NEIN hervorgebracht hat.  Vor allem bin ich sehr besorgt über das klare NEIN zum Ausländerwahlrecht. Es bringt uns zurück auf den Teppich der Realität. Und ich stelle dabei folgendes fest: Luxemburg hat es verpasst über Integration nachzudenken, und das nicht erst seit dieser Regierung. Dann wäre nämlich die unterschwellige Angst der Luxemburger ihre Identität zu verlieren schon viel früher zum Vorschein gekommen.
Jede Regierung trug das immer wie ein goldenes Kalb vor sich her, wie toll das hier mit dem multikulturellen Meltingpott doch klappt. Tja, nichts klappt. Mich macht das traurig und wütend zugleich…

 

WMDEDGT ?

Ein Aufruf von Frau Brüllen. “Was machst du eigentlich den ganzen Tag?” Nun, da Wochentage für mich wie Sonn- und Feiertage sind und nichts so ist wie bei anderen, werde ich das mal tun.

Ich stehe für gewöhnlich nicht mit Wecker auf. So auch heute nicht. Da ich aber gestern wegen der Hitze und dem nächtlichen Sturm ziemlich geschlaucht war und trotzdem nicht richtig schlafen konnte, wachte ich erst kurz vor 9:00 auf. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir einen recht düsteren Himmel. Die erste große Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten. Radio eingeschaltet, Nachrichten gehört. Heute zur Abwechslung mal SWR Info statt RTL oder 100,7. Zu meiner großen Freude das tolle Interview mit Harald Schmidt noch mal gehört das ich vor ein paar Tagen im Fernsehen sah.  Ich vermisse “Dirty Harry”.

Den Schreibtisch aufgeklappt, und den Rechner gestartet. Die Mails und die RSS von meinen Lieblingsbloggern gecheckt und dabei den WMDEDGT Aufruf hier gefunden. Mich spontan dazu entschieden da mitzumachen.

Zweite Tasse Kaffee, Dusche, Anziehen. Dann kurz nach 10:00 auf zum Wochenmarkt. Zwischenzeitlich traute die Sonne sich raus.  Bevor ich zur Tür rausging fiel mir ein, dass ich ja eigentlich auch all meine Schuhe die eine neue Sohle nötig haben zum Schuster bringen könnte. Also nochmal schnell noch eine größere Stofftasche mit drei paar Schuhen bepackt.  Der Schuster der rue Beaumont ist umgezogen in die nah gelegene Neuberg Passage. Ich gehe immer zu ihm. Er ist sehr teuer, aber wenn ich die Schuhe zurückbekomme sind sie so gut wie neu und ich kann sie nochmal ein ganzes Jahr anziehen.

Zu meiner Überraschung war heute Straßenverkauf in der Stadt, und die Straßen waren sehr voll. Doch ich hatte Glück. Beim Schuster kam ich sofort dran weil grad niemand im Laden war. Auf dem Markt haute mich jemand von den “Linken” an um mir ein Heftchen in die Hand zu drücken, warum und wo ich morgen beim Referendum  mein Kreuzchen machen soll, aber meine Entscheidung steht schon seit Tagen fest. Das Glück hielt beim Obst- und Gemüsehändler meines Vertrauens an bei dem ich auch sofort dran kam, genauso wie bei meinem französischen Käsehändler, meinem Eifeler Brotbäcker und meiner Marmeladenfrau.

Ich begegnete meiner Lieblingsregisseurin mit Gatten und einem neuen Zugang in der Familie, einem Hund. Bei dem Anblick schmolz mir das Herz und ich zog, wie schon so oft, wieder in Betracht ob ich mir nicht auch ein Hund anschaffen sollte… Doch die negativen Argumente überwiegen, leider…

Auf dem Rückweg, einem alten Bekannten begegnet den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte obwohl er nur drei Straßen von mir entfernt wohnt. Wir saßen zusammen auf der Terrasse der vorigen Bar meines Vertrauens und tranken Kaffee*. Wir kramten ein wenig in der “guten alten Zeit ” herum und riefen uns gegenseitig alte Bekannte ins Gedächtnis. Im Nachhinein betrachtet kam ich mir dabei vor wie Opa in Rente. (Weißt du noch, damals… ‘mit krächzender Stimme’ )

Wieder zu Hause war mein erster Gang in den Keller um den Ventilator hoch zu holen, denn die Wohnung hatte sich gestern bei den 30 Grad doch sehr aufgeheizt. Zu Mittag gab es ein paar weiße Pfirsiche und eine handvoll Kirschen, meinem absoluten Lieblingsobst.

Gegen 15:00 ging es dann wieder raus. Ich fuhr zum letzten Mal nach Differdange zum 1535° zur letzten Vorstellung der Frittparade 2000 im Rahmen der Friture Henriette on Tour. Da ich am Tag zuvor eine Hauptprobe im Kapuzinertheater hatte, musste ich ein Teil meines Materials mitnehmen und heute auch wieder zurück schleppen. Es ist der einzige Aspekt, den ich immer mehr an meinem Job hasse. Material schleppen.  Doch es hilft nichts, da muss ich jetzt durch.

Ich habe ich zehn Schauspieler von denen sechs Perücken oder Haarteile tragen.  Die müssen alle vor jeder Vorstellung wieder hergerichtet werden, mal mit mehr mal mit weniger Aufwand. Aus den Perücken werden die Reste des Klebers von Vortag der noch im Ansatztüll steckt mit einer Art Stupspinsel und Aceton heraus geklopft. Anschießend werde sie wieder auf einen Perückenkopf montiert und neu frisiert. Das Frisieren nimmt je nach Zustand manchmal mehr manchmal weniger Zeit in Anspruch. Es hängt davon ab in welchem zustand sie am Vorabend von der Vorstellung zurück kamen. Zwischenzeitlich werden sie auch mal ganz gewaschen und dann braucht es Stunden.

Da das Stück in den 80er Jahren angelegt ist, brauche ich für jeden Schauspieler im Durchschnitt 20 Minuten. Ihr könnt euch ja ausrechnen wie lange ich dann durchackern muss ohne einmal Luft zu holen. Das heißt ich arbeite voll auf Risiko, es darf nichts schief gehen und keiner darf zu spät kommen. Jeder Handgriff muss sitzen. Mir wäre es lieber ich hätte eine weitere Kraft dabei und ich muss mich nicht so hetzen, denn 20 Minuten pro Kopf ist sehr knapp berechnet. Da es sich hier um ein Stück handelt, das eine Art “schleichenden” Anfang hat, der mal länger mal kürzer ist, müssen alle viel eher bühnenfertig sein bevor es richtig los geht. Ich persönlich mag es nicht wenn Schauspieler schon Stunden vorher fertig sind und noch ewig warten müssen bis sie endlich ihren Auftritt haben. Das Make-up hält nun mal nicht ewig.

19:45. Der letzte Schauspieler. Bei ihm brauche ich nur 15 Minuten, da er nur ein Haarteil eingearbeitet bekommt. Der Schminktisch sieht aus wie ein Schlachtfeld.

20:00 Uff. Durch. Da es die letzte Vorstellung für Differdange ist (ab übernächster Woche gastieren wir für eine Woche in Wiltz) habe ich jetzt anderthalb Stunden Zeit alles einzupacken. Da der 1535° kein Maskenraum besitzt muss ich hier alles mitbringen inklusive den großen schweren Schminkspiegel. Pinsel reinigen, Airbrush reinigen und jede Farbpalette jedes Döschen kommt zurück an seinen Platz im Schminkkoffer.

Eine gute Stunde später bin ich fertig und ich kann anfangen die ersten Kisten und Trolley’s ins Auto zu tragen. Die Montierköpfe und die Abschminke bleiben noch, wenn das Stück aus ist. Jetzt habe ich zum ersten mal ein paar Minuten Zeit um mir in der Brasserie “Schreinerei” einen Drink zu holen. Da es heiß ist und ich noch eine Weile zu tun habe, gibt es Wasser.

21:30 Das Stück ist aus. Schlussapplaus. Sobald die Schauspieler abgegangen sind, muss ich noch schnell einige Requisiten aus dem Publikum “fischen”, damit keiner auf die Idee kommt sich ein Souvenir mitzunehmen. Zurück in den Schminkraum. Perücken und Haarteile abnehmen und montieren. Köpfe in die Kisten. Abschminke einpacken. Mithelfen diverse Requisiten wie Schmuck einzupacken. Alles bereit stellen für die Kostümbildnerin die die Kostüme erst später abholt. Die letzten Kisten zum Auto schleppen und verstauen. Noch ein wenig mithelfen die Bühnendeko abzubauen. Das ist zwar nicht mein Job, doch da Maskénada nicht noch mehr Personal einstellen kann, helfen alle mit, Darsteller, Regisseur und Administratorin inklusive.

Gegen 23:00 bin ich auf dem Rückweg und um 23:30 fahre ich in die Tiefgarage. Ich schlendere gemütlich nach Hause und überlege noch ob ich ein Absacker…nein doch nicht.

Zuhause schalte ich das Radio ein und checke die Mails. Ich bin müde und die Füße danken es mir als ich sie nackt auf die kühlen Steinfliesen setze. Noch ein wenig Radio hören und gegen 00:30 hat Morpheus mich abgeholt.

Ein neuer Plan

Die letzten vier Tage hatte ich noch nicht wirklich eine Gelegenheit mich mit den neuen Fahrzeiten und Routen der Busse zu beschäftigen. Ich arbeite zur Zeit im “wilden Süden” von Luxemburg und bin dementsprechend ziemlich beschäftigt.

Als ich aber einen ersten Blick auf den neuen Plan warf wurde mir schwindlig.

Auch der stark vergrößerte Faltplan, den ich vor ein paar Tagen auf der Staße in die Hand gedrückt bekam, brachte keine Ordnung in den Knoten.

Gestern fand ich nun per Facebook (ab und an kann diese Werbeplattform ja auch für etwas gut sein) ein Plan von Jug Cerovic, der sich amüsiert hat den Plan stark zu vereinfachen und bei dem man endlich klar sieht. Es ging schon so weit dass die Bürgermeisterin der Stadt sich eingeschaltet hat  und gerne mit ihm zusammen arbeiten möchte.

Na, geht doch!

In-Vitro-Fleisch

Ich sah vor ein paar Tagen (leider erinnere ich mich nicht mehr auf welchem Sender) ein kurze Reportage über Fleisch aus der Petrischale. Hier auf Zeit Online fand ich ebenfalls einen neueren kurzen Bericht darüber. Das Thema ist nicht neu und auf der Suche danach fand ich Berichte von 2013. Wie es scheint ist jetzt der erste synthetische Burger so gut wie produktionsreif. Zudem sei die künstliche Herstellung davon wesentlich effektiver als wenn man eine Kuh das Fleisch produzieren lässt, da weniger Rohstoffe dafür gebraucht werden.

Als ich diese Reportage sah, sträubte sich mein Körper mit jeder einzelnen Faser dagegen je so etwas zu essen. Dann werde ich eher freiwillig Vegetarier.

Das Problem ist doch nicht die Kuh und ihre schlechte Futterverwertung. Das Problem sind unsere Essgewohnheiten und vor allem der ungezügelte Wachstum der Menschheit.

Noch 10 Tage

So steht es auf den kleinen Tafeln geschrieben, die auf den meisten Bushaltestellen die Busse ankündigen. Auf der Place Hamilius (zu der jeder Luxemburger aber noch immer Aldringer sagt) hängt dieses riesengroße Plakat. Da der kleine Busbahnhof mitten im Zentrum abgerissen wird, werden alle Buslinien den neuen Gegebenheiten angepasst. Es liegen Bücher mit den neuen Fahrplänen aus. Eine neue Karte mit allen Buslinien werden verteilt. Man kann den Verantwortlich nicht vorwerfen sie hätten nicht informiert. Denn es wird in den ersten Tagen eine große Verwirrung stattfinden, das sage ich zumindest voraus.

Ich habe mich ein wenig mit dem neuen Fahrplan beschäftigt und weiß jetzt schon dass ich mich an eine Menge neue Nummern der Linien gewöhnen muss. So ist zum Beispiel eine Linie die regelmäßig nahm weg. Die Linie 7 ist komplett gestrichen.

Gestern Abend stand auf dem Aldringer um nach hause zu kommen und ich verspürte eine leichte Wehmut. Wie oft bin ich dort in all den Jahren in den Bus gestiegen? Es gab den Busbanhof bereits als ich meine Friseurlehre in den 80er machte. Der Friseursalon befand sich nicht weit davon entfernt. Ganz zu Anfang war ich oft in der Untergrund Passage auf eine Tasse Kaffee. Das Bistro hieß “Bus Stop”. Der Betreiber war ein älterer Herr italienischer oder portugiesischer Abstammung mit seiner französischen Gattin, nebst einer  Bedienung.  Später ging ich nicht mehr dorthin, sondern ins “New York”, dem ich demnächst ein eigenes Posting widmen werde.  Ich schweife ab…

Ich erinnerte mich an das letzte große Projekt das ich mit Maskénada in dem leer geräumten chinesischen Laden in der Passage gemacht habe. Ich erinnerte mich daran dass wir damit die ganzen Bettler empfindlich störten die dort nachts schliefen. Ich erinnerte wie ich dort in meiner Lehrzeit im Winter die Treppe hinunter viel und mir die Hose und den Mantel zerriss. Gebrochen hatte ich mir nichts doch blauen Flecken hielten lange an.

Es wird anders werden, und es wird die nächsten zwei bis drei Jahren der Umbauten eine Nervenzereißprobe werden, denn nebst dem Aldringer kommt der angrenzende Häuserkomplex auch weg.

Folgendes Foto habe ich letzten Sonntag gemacht:

Diese ganze Ecke verschwindet.

 

Goodbye Don

Ich habe heute die definitiv letzten 7 Folgen der 7ten Staffel Mad Men gesehen.  Die Serie, die für mich einer der intelligentesten und schönsten Serien ist, die das Fernsehen je hervorgebracht hat, ist zu Ende. Es mag kitschig klingen doch ich ich war am Ende der letzten Folge den Tränen sehr nahe. Die Geschichte von Don Draper, wurde  oft mit Odyseuss aus den griechischen Sagen verglichen. Immer auf der Suche nach etwas was er nie finden wird…

Ich möchte das Ende hier nicht preisgeben, das haben diverse Zeitungen, wie die Zeit und die Süddeutsche bereits ausführlich gestern getan. (Wobei die Zeit am Anfang dazu schreiben könnte dass sie einen ganzen Artikel lang nur so rumspoilert! Die Süddeutsche nimmt da etwas mehr Rücksicht.) Das Ende ist jedoch weitaus ruhiger und unspektakulärer als man vermuten könnte. Schon das Ende der 6ten Staffel, dass ich als nervenaufreibender empfand als alle davor, ließ darauf schießen dass es in der 7ten Staffel “so richtig zur Sache” geht. Weit gefehlt…

Schön an der letzten Staffel ist dass die Schreiber allen voran Matthew Weiner sich, wie schon davor, die Ruhe und Zeit genommen haben um die Serie zum einem, ihr gerechten Ende zu bringen. SPOn schrieb:

Mit “Mad Men” endet eine Ära, die zu Recht als “drittes goldenes Zeitalter des Fernsehens” bezeichnet worden ist.

Was mich mal wieder dazu verführt den immer geltenden Spruch von Orson Wells loszulassen. “Um einen guten Film zu machen braucht man: 1. Eine gute Story 2. Eine gute Story 3. Eine gute Story.”

Grace & Frankie

Die erste Staffel der Serie Grace and Frankie sah ich letztes Wochenende auf Netflix an einem Abend weg. What a Show! Zugegeben sie ist, und ich habe das schon mehrfach gelesen, ein wenig altbacken, obwohl sie sehr aktuelle Themen behandelt. Genial finde ich an Jane Fonda, dass sie ihr eigenes Image auf die Schippe nimmt. So ist sie zum Beispiel in der Serie auf der Packung eines Haarfärbemittels zu sehen. (L’Oreal lässt grüßen) Grandios ist auch, als sie nach dem fatalen Restaurantbesuch sich vor ihren Schminkspiegel setzt und das falsche Haarteil sowie die Gummibänder zur Gesichtsstraffung entfernt. Und Lily Tomlin ist sowieso immer gut.

Ich bin guter Hoffnung dass uns eine zweite Staffel ins Haus steht.

Eine neue Glaubensgemeinschaft in Luxemburg

Nun ja, so neu ist sie nicht. Die Gemeinschaft der Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters gibt es seit 2005 und wurde als Religionsparodie in den USA gegründet. Die Gemeinschaft  entstand als Art Gegenbewegung  zum Kreationismus, obwohl sie genau gleich argumentieren wie letztere. Mit dem kleinen Unterschied dass sie davon überzeugt sind dass die Welt vom besagten Spaghettimonster im besoffenen Zustand erschaffen wurde.

Jetzt gibt es sie also auch in Luxemburg und sie verlangen wie alle anderen Glaubensgemeinschaften ein finanzielle Unterstützung vom Staat. Diesbezüglich wurde ein offener Brief an den Premierminister geschrieben, den man unter fsm.lu einsehen kann.

Ich hatte heute eine Facebookeinladung zur wohlgemerkt geschlossenen Gruppe der Pastafari (so nennen sich die Anhänger)

Zugegeben ich mag Pasta, aber ob ich nun wirklich dort mitmache… Ich bleib vorerst mal in der Facebookgruppe und werde berichten.

Alexander Gerst auf der re:publica

In all den Jahren in denen ich jetzt blogge habe ich es nie geschafft im Mai zur re:publica nach Berlin zu fahren, weil sie immer zur einer Zeit stattfindet, in der ich auch wahnsinnig viel Arbeit habe.  Wie gut, dass es da einige Blogger und Bloggerinnen gibt die das regelmäßig tun und bei denen ich dann nachlesen kann was ich alles verpasst habe.

So wie zum Beispiel Alexander Gerst auch @astro_alex genannt der von der Weltraumstation regelmäßig twitterte. Hier berichtete er über seine sechs Monate im All auf der Blue Dot Mission. Der Mann hat ein unglaubliches Charisma dem man sich nicht entziehen kann. Kein Wunder dass der ganze Saal in ihn verliebt war. Ich saß jetzt wie gebannt eine volle Stunde vor dem Bildschirm.

 

Ein Einkauf am Sonntagmorgen am Bahnhof

Mein Viertel hat den großen Vorteil dass ein Reihe von Geschäften am Sonntag morgen geöffnet sind. Es gibt drei Supermärkte die bis zur Mittagszeit geöffnet haben. In anderen Vierteln der Stadt ist dem nicht so. Wenn es mich packt und möchte für’s Frühstück wirklich etwas “Besseres” haben, gibt es im Bahnhof einen Laden des Bäckers der in Luxemburg den Ruf hat der Beste zu sein.
Dort begebe ich mich jetzt hin und ihr dürft mit dabei sein. 🙂

Es ist ein regnerischer Sonntag und die Straßen sind leer.
Seit einer gefühlten halben Ewigkeit ist meine Straße eine Baustelle. Das Haus das hier das renoviert wird ist eines von vier.

Doch heute am Sonntag herrscht Ruhe, was ich sehr zu schätzen weiß. An Wochentagen geht der Presslufthammer bisweilen schon um 7 Uhr morgens los. Die Baustellen haben den großen Nachteil dass die begehrenswerten Parkplätze fast zur Hälfte reduziert sind. So wie hier wo ein Bagger gleich zwei Plätze weg knabbert.

Wenn ich die Seitenstraße weiter in Richtung Bahnhof gehe, komme ich an vielen alten schönen Familienhäusern vorbei die alles einen winzig kleinen Vorgarten haben. Wenn ich dann zum Ende hin in die rue d’Anvers einbiege schlägt die Stimmung und das Gefühl urplötzlich um. Jetzt merkt man, und ich weiß in den fast zwei Jahren in denen ich jetzt hier bin, noch immer nicht an was es liegt, dass man im Bahnhofsviertel ist.

Die rue Adolphe Fischer, die einer der längsten Straßen im Viertel ist, ist im oberen Teil recht chic und wohnlich und im unteren Teil stehen Abends die Damen der Horizontale, je näher man an die rue de Strasbourg kommt. Ein kleines Pelzgeschäft, bei dem ich noch nie gesehen habe dass es geöffnet sein soll, hat jetzt seit etwas über einem halben Jahr das Schild im Fenster zwecks Ausverkauf. Ich mag das kleine Haus.

Gegenüber befindet sich ein Gebäude, das schon sehr lange umstritten ist. Es beherbergte bis vor kurzem noch ein Teil der Büros der Polizei die inzwischen aber ausgezogen sind. zudem ist ein Parkhaus darin. Der Bau ist potthässlich und es soll abgerissen werden, so sagt man im Viertel.

Die rue de Strasbourg. Für die einen ein Hotspot den es zu vermeiden gilt, für die anderen eine schöne belebte Straße mit Geschäften, Restaurants, Bars und Cafés. Ein neu angelegter Spielplatz:

Ein spirituelles Zentrum bei dem ich vorbei kam und jemand gehörig der Kanzel donnerte. Das Gebäude selbst war früher mal eines der modernsten Kaufhäuser Luxemburgs.

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Man begegnet alles und jedem. Bisweilen haben sich zwei Betrunkene gehörig in der Wolle dass die Fetzen fliegen. Aber Streit kommt bekanntlich in den besten Familien vor. Dann biege ich in die rue Joseph Junk ein die früher noch hotspottiger war. Inzwischen klafft dort eine riesige Bauwunde.

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Dort soll der Hauptsitz eine Bank hinkommen. Das soll später einmal so aussehen.

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Irgend ein Werbefutzi fand diese Idee ganz hübsch:

Das Bahnhofsgebäude.

Es war auch über Jahre eine gewaltige Baustelle. Die Innenhalle mit ihrem Deckenfresko finde ich immer noch wunderschön.

Auf letzterem Foto seht ihr auch den oben erwähnten Bäcker.

Und jetzt geht es wieder nach hause. Danke dass ihr mich begleitet habt.

Nachtrag zu den Erinnerungen an eine Heimat

Hoppla!
Mit dem letzten Beitrag scheine ich wirklich einen Nerv getroffen zu haben, denn ich bekomme selten so viel Zuspruch.

Gestern traf ich zufällig jemand hier in der Hauptstadt der das Posting ebenfalls gelesen hat und mich in ein Gespräch über Schuld und Fehler verwickeln wollte.
Sorry aber das ist nicht das was ich damit bezwecken wollte. Klar, man könnte die ganze Lage in die Richtung hin analysieren. Doch es würde höchstens denen Genugtuung bringen, deren Horizont nicht weiter als zur eigenen Nasenspitze reicht und damit ist niemandem gedient!

Ich habe mir die Frage mal selbst gestellt. Was müsste in meiner alten Heimat passieren, damit es wieder bergauf geht?

Ich glaube dass jemand der einen Blick von außen hat, eine Situation anders beurteilen kann als die Einheimischen selbst. Und meiner Meinung nach muss man genau dort ansetzen. Man muss sich Hilfe von außen holen. Ich vergleiche es bisweilen mit einem Film oder einem Theaterstück. Ein Schauspieler kann sich nur schwerlich selbst in Szene setzen, dafür braucht es einen Regisseur. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man sich nicht mehr auf das verlassen kann was die Stadt von jeher zu bieten hatte und hat, sprich eine Menge historischer Bauten, malerische Landschaften, ein Fluss, ein See und und seit neuester Zeit, ein UNESCO Titel. Ist alles da und hilft doch nicht.

Ich selbst arbeite in Kunst und Kultur und werde (fast) jeden Tag aufgefordert die Welt neu zu erfinden, neue und tolle Masken zu erstellen, die konzeptuell in das jeweilige Projekt passen. Ich bin seit fünfzehn Jahren Mitglied eines Künstlerkollektivs und davon dreizehn Jahre im Vorstand. Ich habe dort viele Projekte mit entwickelt und mit getragen. Ich habe an unzähligen Brainstroming Tagen teilgenommen, wenn es hieß, dass wir neue Ideen entwickeln und neue Wege finden müssen. Es gibt in ganz Luxemburg kein anderes Kollektiv dass sich so oft und immer wieder in Frage stellt wie dieses Künstlerkollektiv. Es ist anstrengend, es ist mühselig und nervig aber lohnt sich und der Erfolg gibt uns recht.

Ich glaube genau das gleiche müsste in meiner alten Heimat passieren. Man müsste sogenannte Think Tank Tage organisieren (auf deutsch fällt mir grad kein Wort dafür ein, in französisch hieße es ‘ journée de réflextion’) Jeder der Interesse hat kann daran teilnehmen. Jeder ist aufgefordert neue Ideen zu bringen. Ideen die die ausgetretenen Pfade verlassen. Ideen die bisweilen keinen Sinn ergeben, die manchmal so abwegig sind, dass man sie für ausgemachten Blödsinn hält. Ein riesengroßer Pool an Esprit und Wahnwitz, ein Gedankenspielplatz.
Und vielleicht entspringt diesem Pool ein kleiner sprühender Funke der es wert ist weiterverfolgt zu werden.

Ich weiß, das hört sich jetzt sehr idealistisch und vielleicht märchenhaft an, doch nur so funktioniert es. Das beste Beispiel dafür ist eine der größten und erfolgreichsten Firmen auf dem Planeten: Google. Wer schon mal eine Reportage über den Giganten gesehen hat, weiß dass es im Grunde nichts anderes ist als ein riesengroßer Ideenspielplatz für Nerds. Sehr erfolgreiche Nerds.

Das war mein Wort zum Sonntag 🙂
Und jetzt seid ihr dran!

Erinnerungen an eine Heimat

Es gibt zwei bis drei Momente im Jahr bei denen ich zum Nichtstun gezwungen bin. Es ist dann, wenn ich die Reifen am Wagen wechseln lasse. Meistens geht das einher mit einer Innen- und Außenwäsche und das Ganze dauert ungefähr drei bis dreieinhalb Stunden. Da die Werkstatt meines Vertrauens sich immer noch in meiner alten Heimat befindet (weil ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht habe eine in meiner Nähe zu suchen) sitze ich dort fest.
Gestern war wieder so ein Tag.

Ich stand früh auf und fuhr los. Die Fahrt dorthin geht inzwischen nur noch durch drei Baustellen, wobei sich zwei davon hoffentlich bis Ende Jahres erledigt haben werden. Während der Fahrt überlegte ich mir schon was ich anstellen sollte um die Zeit überbrücken und nahm vorsichtshalber das Tablet zum Lesen mit.
Ich gab den Wagen ab und schlenderte an der Kreuzung an meinem alten Haus vorbei in dem über 20 Jahre gewohnt habe. Das steht noch da wie immer doch die guten Geister sind ausgezogen. Die Menschen die dort gewohnt haben sind nicht mehr, nur die Erinnerungen bleiben… Ich werde es verkaufen.
Gegenüber wo sich einst eines der besten italienisch/französischen Restaurants befand wird umgebaut. So habe ich es vor ein paar Wochen aus der Zeitung erfahren. Geschäft kommt keines mehr rein. Auf der anderen Seite der Kreuzung befand sich eine Bäckerei die schon längst zu einem privaten Wohnhaus umgebaut wurde.
Geht man die Straße weiter Richtung Zentrum kommt man an einem Haus vorbei das schon seit vielen Jahren leer steht. Der Bürgermeister einer benachbarten Ortschaft hatte dort sein Geschäft. Es war ein Fotokopierladen mit angeschlossener Abholstelle für Katalogbestellungen. Er verstarb urplötzlich und es traf eine ganze Gemeinde wie ein Donnerschlag. Soweit ich weiß streitet sich die Erbengemeinschaft immer noch…
Ein Stück weiter ist die alte Jugendherberge mit der, so las ich in der Zeitung, auch endlich etwas passieren soll. Gelangt man dann in die Fußgängerzone wird es ein Trauerspiel. Die Konditorei steht schon seit Jahren leer, der Kaffeeladen daneben genau so. Gegenüber war immer ein kleiner Schuhladen, der jetzt auch geschlossen ist. Die Ecke (die auch Vic’s Eck von den Einheimischen genannt wurde) die einst von Treiben und Geschäften nur so brummte sieht sehr armselig aus.
Ich ging weiter über den Marktplatz der schon, als ich noch dort wohnte, viel von seiner einstigen Attraktivität eingebüßt hat. So gab es zwei Hotels von denen das eine seit über fünfzehn Jahren geschlossen ist. Die klägliche Bauruine über die schon viel gestritten wurde, schaffte es immer wieder in die Schlagzeilen und das bis heute. Das kleinere Hotel daneben schloss ebenfalls vor ein paar Jahren und es sollen Seniorenwohnungen gebaut werden. Passiert ist aber noch nichts.
Ich kehrte in die alte Traditionskonditorei ein in der inzwischen eine Bäckereikette ist, bestellte eine Tasse Kaffee und las die Tageszeitung. Ich kenne die Kette auch von der Hauptstadt her aber die Auswahl hier ist spärlicher. Gegenüber der Bäckerei befand sich ein Zeitungsladen, den es schon lange nicht mehr gibt. Ich denke so lange wie der Besitzer des Hauses lebt wird dort auch nichts neues eröffnet.
Während ich meine Zeitung las, kamen eine Handvoll Lehrer die wahrscheinlich eine Freistunde hatten. Ich musste mir ziemlich viel dummes Lehrergefasel anhören in das ich mich liebend gern eingemischt hätte, zumal da ich ein paar von ihnen kannte, aber es war mir dann doch zu doof.
Die Minuten und Stunden schleppten sich hin und ich beschloss durch die Fußgängerzone bis zum Busbahnhof zu gehen. Es gab in dieser Straße mal sieben Hotels zur Blütezeit. Jetzt sind es nur noch zwei wobei ich mir nicht sicher bin, ob eines von den beiden nicht auch endgültig geschlossen ist.
Der Handyladen der ‘Apfelsine’ ist weg. In der Auslage vom Schaufenster stehen wieder die Elektrogeräte des Hausbesitzers der etwas weiter oben in der Straße seinen Laden hat. Zumindest wird etwas ausgestellt und der Raum ist nicht leer.
Ganz am Ende der Straße beim Busbahnhof hatte es jemand gewagt eine Bar zu eröffnen die eine Art Loungebar war. Weg.
Das legendäre Bekleidungsgeschäft für Damen ab einem gewissen Alter, das ein Haus weiter, in neuere Räumlichkeiten umgezogen ist, gibt es noch. Doch der alte Laden wird leer bleiben.
Und so könnte ich noch ein Dutzend weitere Beispiele aufzählen an denen man sieht, dass eine blühende Stadt immer mehr in den Dornröschenschlaf fällt.
Ich möchte nicht über all die Fehler der Vergangenheit reden, die in der Stadt begangen wurden und keine Schuldigen bezichtigen. Es sind deren zu viele.

Im August werden es zwei Jahre dass ich nicht mehr dort lebe und ich bereue die Entscheidung keine Sekunde. Doch die zunehmende Trostlosigkeit macht mich traurig, sehr traurig.

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