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Fressen, Kunst und Puderquaste

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Jidderengem säint

Das Video gefällt mir nicht so sehr, aber das Lied um so mehr. Zudem hat Serge es wieder hin bekommen einen sehr hartnäckigen Ohrwurm zu produzieren. Bereits beim ersten Hören wurde ich ihn nicht mehr los.

Noch mehr Elefanten

Wie schon gesagt, die Stadt ist voll davon. Hier die Ausbeute denen ich heute morgen auf dem Weg zum Markt begegnet bin.

Das Wort ‚Kitsch‘ kommt mir gerade in den Sinn…

Neuwahlen in Luxemburg

Man fragte mich vor kurzem ob nicht etwas über die Neuwahlen in Luxemburg schreiben will. Ganz ehrlich, …nein. Es gibt eine Reihe von Blogger Kollegen aus und von Luxemburg die das besser können als ich. Und wenn ich darüber schreibe, dann erst dann wenn es mich wirklich betrifft.

Aber wenn ihr meine Meinung hören wollt, bitteschön: Ich bin mir ziemlich sicher dass es nichts an den Verhältnissen ändern wird. Führend ist seit Jahrzehnten immer wieder die CSV abwechselnd in Koalition mit der DP oder LSAP. Abgestraft werden höchstens ein paar der oberen Köpfe. Ob es Jean-Claude Junker dabei treffen wird ist noch gar nicht mal so sicher. Mich würde es nicht wundern wenn wenn er wieder Premierminister werden würde. Aber Luxemburg stünde äußerst lächerlich dar wenn dem so wäre. Punkten könnten auch die Grünen, die sich in den letzten Gemeindewahlen sehr hervorgetan haben. Ein echtes Novum wäre wenn sie zum ersten mal mit in Regierung einziehen würden. Doch zweifele ich sehr daran.
Meine Prognose: Es wird sich nichts ändern. Fatalistisch? Ja. Zu hoffen bleibt, dass etwas anderes dabei herauskommt.

Elefanten

Die Stadt steht voll davon. Es erinnert mich an die Aktion mit den Kühen die wir im ersten Kulturjahr ’95 hatten. (Für die die es nicht wissen sollten Luxemburg war zweimal Kulturhauptstadt.)

Begegnung mit… L

Die L kenne ich schon seit der frühen Kindheit. Sie ist die elf Monate jüngere Schwester der M die in meiner Klasse war. L sah ich damals nur sehr selten, da sie nicht in die gleiche Schule ging wie ich und ihre Schwester. Als sechsjähriger Junge fragt man nicht danach warum das so ist, warum beide getrennt leben, man nimmt es hin ohne zu fragen. Ich weiss nur dass ihre Eltern mit beiden nicht klarkamen und M bei ihrer Großmutter lebte.
Sehr viel später als ich mit der Ausbildung begann, sahen wir uns regelmäßiger da sie die gleiche Ausbildung machte und wir oft gemeinsam abends mit dem Zug nach hause fuhren. Wenn die L ein Buch über ihr Leben, das sie heute im Rückblick als sehr verkorkst ansieht, schreiben müsste, es wäre filmreif.

In ihren Jugendjahren war sie eine der ersten Punkerinnen in Luxemburg. Mit Irokesenschnitt Leder und Ketten (Pircings gab es zu der Zeit noch nicht) und selbtgestochenen Tattoos. Ich erinnere mich noch wie sie mit einem riesigen Verband am Unterarm kam, weil ihr Vater sie gezwungen hatte den Arm bis zum Fleisch blutig zu schrubben, bis die Tattoos endlich weg waren. Ihr damaliger Freund hatte ihr in einer Nacht in der sie durch Drogen völlig weggetreten war, seinen Vornamen auf ihrem Unterarm verewigt.

Nachdem wir beide unsere Ausbildung abgeschlossen hatten, gingen wir verschiedene Wege. Wir sahen nicht mehr.
Irgendwann sagte jemand dass sie in Spanien leben würde. Über diese Zeit hat sie nie gesprochen, ich weiß nur dass es ihr nicht gut ging. Als sie zurück kam nach Luxemburg, hatte Schwierigkeiten wieder Anschluss zu finden an ihr Leben hier, das im Grunde auch kein Leben war, sondern ein Überleben.
Sie fand zwischendurch eine Job in dem Betrieb in dem ich meine Ausbildung gemacht hatte. Doch sehr lange blieb sie dort nicht.
Danach verlor sich ihre Spur völlig. Von ihrer Schwester M, der ich häufiger begegnete bekam ich nur zu hören, es gehe augenblicklich gut/schlecht, je nachdem.

Irgendwie bewundere ich sie für alle die tiefen Täler die sie durchschritten hat um sich dann wieder mit aller Kraft aus dem Dreck zu stemmen. L war jahrelang eine Rebellin und ist heute was man eine Aussteigerin nennen würde. Ich traf sie vor ein paar Tagen durch Zufall im CD Laden meines Vertrauens, nachdem ich sie zum letzten Mal vor drei Jahren gesehen hatte.
Sie erzählte mir von ihrem Leben und dass sie endlich ihren Weg gefunden hätte. Sie schneidert inzwischen Klamotten zusammen, die sehr bunt aussehen und verkauft sie verschiedenen Läden und auf Ausstellungen. Zudem hat sie ihre Liebe zur Malerei entdeckt. Sie scheint glücklich zu sein.

Beim Italiener

Das erste wahre Sommerwochenende.
Ich sitze in der alten Heimat beim Italiener.
Es ist Abend.
Ein Weißwein.
Eine Pizza mit Krabben, Knoblauchpesto und Ruccola.
Das Restaurant ist sehr voll und die Wartezeiten länger als sonst.
Ich finde die Geschichte mit der Kuh aus dem vorigen Beitrag und poste sie.
Am Tisch neben mir sitzt ein Paar, sehr schweigsam.
Als das Essen kommt, sagt sie etwas lauter, „e Gudden, hat ech gesot! Hues de dat erëm net matkritt?“
Am Tisch weiter hinten an der Wand, sitzen drei ältere Damen, dauergewellt, gefärbt in blumigen Röcken.
„…an d’Josée sot nach, dass et net méi amstand wier fir matzefueren. Ech hat awer net gemengt dass et sou séier géing goen.“
Am Tisch vor mir nehmen sechs jüngere Leute Platz.
„Den am Nuebel krut ech zweemol gemaach well den éischten näischt gi war. Awer den zweeten,….ech kann der soen, ….do hunn gepaff.“
„Den am Ouer hunn ech net gespuert. Dat huet just eng Kéier gekrachst.“
An den Körperstellen von denen sie sprechen befinden sich Schmuckstücke.
Meine bestellte Pizza kommt.
Sie schmeckt wie immer.
Hinter mir ein lauter Aufschrei, das Geräusch von Glasscherben und im Anschluss Kindergeheul.
Restlos alle Gäste außer mir drehen den Kopf um zu sehen was passiert ist.
Es ist für einen kleinen Augenblick mucksmäuschenstill.
Ich höre den tiefen Atemzug des Kindes um gleich richtig los zu schreien.
Es folgen ein paar italienische Flüche und ein Kellner eilt herbei.
Restlos alle Gäste drehen den Kopf wieder zurück zu ihrem Tisch und essen weiter.
Hinter mir schwillt das Kindergeheul an und eine Mutter führt das Mädchen an mir vorbei zur Toilette.
Sie hat eine volle Karaffe Rotwein abbekommen.
Der Wein tropft ihr aus den Haaren auf das Kleid das einmal weiß war.

ENDLICH!

Dies ist der erste, allererste Beitrag denn ich von meinem neuen Zuhause aus schreibe. Es ist kaum zu glauben.
Ganz fertig ist die Chose zwar immer noch nicht, aber zum Glück habe ich Internet, wenn auch bei weitem nicht so schnell wie erwartet, da ich über einen öffentlichen Hotspot verbunden bin, der sich glücklicherweise direkt neben meinem Haus befindet.

Uff.

Danach ist davor

Ein Loch, ein Abgrund, eine Tiefe.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nach einer Theaterproduktion darin gesessen habe. Zugegeben, es war die größte und heftigste Produktion in diesem Jahr und das am Ende der Saison.
Dabei habe ich mir die Frage gestellt warum das ausgerechnet jetzt so ist. Spüre ich das Alter und habe Probleme mit dem manchmal wahnsinnigen Arbeitsrhythmus mitzukommen? War es einer derart hochemontionale Produktion? War es weil der Regisseur ein international hoch anerkannte Koryphäe ist und ich mich noch mehr ins Zeug gelegt habe als sonst? Oder war es weil ich mich doch nicht so einbringen konnte wie ich gern gewollt hätte?

Sich im Nachhinein die Fragen zu stellen hilft nicht.
Es ist vorbei.

Nächstes Projekt, ein Kurzfilm.
Und los!

Song For Marion


Auf dem Plakat heißt der Film anders, warum auch immer.
Es ist einer dieser Filme der zutiefst berührt und wenn man wie ich, sich seiner eigenen familiären Situation durchaus bewusst ist, sticht der Film genau dorthin wo es richtig weh tut.
Fazit: Ich musste eine Weile warten bevor ich aus dem dunklen Saal hinaus ging, dass meine Augen nicht ganz so rot und verquollen waren.
Zu Anfang läuft mir die Geschichte etwas zu schnell und zu glatt ab. Die Dialoge sind bisweilen etwas holperig und wenn es nicht Vanessa Redgrave und Terence Stamp wären, die die Hauptrollen spielen, wäre der Film wahrscheinlich ein kleines Desaster geworden. Vor allem Terence Stamp wirkt sehr überzeugend als alter grantiger Mann, der dem Leben keinen Funken Freude mehr abgewinnen kann und kein Verständnis findet für die Liebe seiner Frau zum Gesang.
Ein wenig übertrieben sind auch die Verkleidungen und Blödeleien des Chors, die mich zu Anfang an den Dokumentarfilm Young@Heart erinnerten, doch dann zu sehr in dem Klamauk abdriften. Aber die Szenen wo es zwischen Redgrave und Stamp an die wahren Gefühle geht sind dafür um so packender.

Sehenswert : 4/5

Les Bas-Fonds

… heisst das Stück ‚Nachtasyl‘ von Maxim Gorky auf französisch und hat morgen Premiere im Escher Theater. Es ist für mich das aufwendigste und größte Stück dieser Spielzeit. Aber es ist auch ein geniales Stück Theater, und man sollte es sich nicht entgehen lassen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen keine Werbung im Blog zu machen für die eigene Arbeit. Aber hier kann ich mit gutem Gewissen jeden Theaterfan rein schicken.

Les Bas-Fonds TNL

Die letzten Tage (3)

Zu der neuen Wohnung gehört auch ein neuer Pc. Und dieses Mal habe ich richtig zugeschlagen. Ein Asus Transformer AiO der neuesten Generation.

Mir wird fast schwindlig wenn ich sehe wie schnell der ist, verglichen mit meinem alten Kasten. Zudem ist er zum sterben schön. Aber der Grund warum ich ihn ausgesucht habe, ist ein anderer. Er passt nämlich auf den Zentimeter genau in den eingebauten Sekretär passt. Und er bekommt eine Fiberglas Leitung.

Die letzten Tage (2)

Wie schön fühlte es sich doch an wenn man mit Freunden ein Tisch auf der Terrasse im BG bestellt hat und gleich nebenan auf der Place Guillaume das Philharmonische Orchester ein Konzert gibt. Kulinarisch gibt es bretonischen Hummer lauwarm mit hausgemachter Mayonnaise und ein Flasche Alice Hartmann.

Ich hatte vorgesorgt und in der neuen Wohnung das Bett bezogen, eine Kaffeemaschine aufgestellt, so dass ich dort hätte übernachten können.Getan hab ich dann doch nicht. Ich fuhr zurück in die östlichste Kleinstadt Luxemburgs.

Als ich vorhin erwachte, dachte ich, „Mist, ich hätte dort bleiben sollen“ der restlichen Baustelle der Wohnung zum Trotz…

(Fortsetzung folgt)

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