Ich sitze hier, lächele und denke daran, dass ich gestern noch im Bett des Krankenhauses lag und plötzlich sah, dass es auf dem Fernseher mit Touchscreen der vor mir schwebte, wie früher beim Friseur die Tockenhauben, auch ein Browser eingebaut ist! Ich hatte ihn all die Tage total übersehen. Es war aber so ein sehr veralteter Browser, bei dem Webseiten zum Mails abrufen z.B. laut aufschreien, und dich nicht reinlassen, da sie glauben du bist ein Virus. Irgendwie schaffte ich es doch mit sehr viel Geduld mich in die Homepage einzuloggen und die drei Sätze von gestern zu schreiben.
Übrigens vielen Dank für all die Genesungswünsche!
Es mich sehr gefreut, da ich mich die letzten Tage oft sehr einsam gefühlt habe.
Aber der Reihe nach.
Wir waren beim angekündigten Zyklon stehengeblieben. Der Zyklon kam, doch er hieß einwöchiger Wolkenbruch. Auf anderen Inseln vor Neukaledonien hatte er bisschen was überflutet, aber nichts was der Rede wert gewesen wäre. In Noumea war es erst mal drei Tage hintereinander fast stockdunkel mit Dauerregen und Wind.
Und jetzt beim schreiben und nachlesen merke ich erst, dass es da ja noch ein Mietauto gab, das ich nie abgeholt habe.
Am Donnerstag Nachmittag überfielen mich leichte Bauchkrämpfe die sich aber anfühlten als wäre es wieder eine leichte Magenverstimmung. ‚Nicht schon wieder!, dachte ich noch. Ich legte mich mit einer selbst gebastelten Wärmeflasche aus einem heißen nassen Handtuch in einer Plastiktüte hin, und schlief ein, weil das ganze Gedärm ein wenig entkrampfte. Doch als ich dann später aufwachte, war es so schlimm, dass ich den Koffer fluchs wieder zusammenpackte und in die Rezeption ging just schließen wollte. Man orderte mir ein Shuttle Taxi, da für akute Bauchschmerzen die sich schon sehr nach Blinddarm anfühlen hier KEIN KRANKENWAGEN KOMMT!!! Zum Glück kam ein paar Minuten später ein Bekannter der Frau am Empfang und ich wurde sofort in das einzige aber dafür sehr große und brandneue Krankenhaus der Insel in die Notaufnahme gefahren. Es war gottlob ruhig und ich kam sofort dran.
Die Versorgung im Krankenhaus lief dann wie am Schnürchen. Gewaltige Mengen an Schmerzmitteln verschafften dann endlich ein bisschen Linderung. Die Perfusionsbeutel auf dem Foto oben sind tatsächlich meine und es waren zu einem Zeitpunkt sechs verschiedene. Ein Ultraschall bestätigte, dass es der Blinddarm sei, doch der Scanner zeigte, dass es sehr ernst ist. Er war geplatzt und bildete schon Nekrosen.
Ich erspare euch den Rest, da ich ihn auch gerne vergessen will. Nur so viel. Ich erwachte in der Reha und bekam nicht richtig Luft. Man hatte mich intubiert, da ich durch das Bauchaufblasen mit Gas wegen Mikrochirurgie, plötzlich an Sauerstoffmangel litt. Es ist eines der ekeligsten Gefühle das ich je hatte, wenn du aufwachst und einatmen willst aber eine Maschine hindert dich daran weil sie ihren eigenen Rhythmus vorgibt.
Jetzt heißt es nur noch warten dass der Darm, der es gar nicht mag, wenn man ihn anfasst, sich langsam wieder von selbst bewegt und die Gase ableitet. (das muss ich jetzt nicht erklären, oder?)
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Heute wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen, in ein anderes Hotel gefahren, das die Versicherung ausgesucht hat. Wie es hier so ist werde ich morgen schreiben.
In diesem Zusammenhang möchte ich meinen Luxlesern wirklich die CMCM ans Herz legen. Da hat alles geklappt, doch man muss zwei Dinge wissen. Im Prinzip steckt die IMA Benelux dahinter. Und Krankenhäuser rufen die Nummer die auf der Mitgliedskarte steht, nicht von selbst an. Es ist ein Auslandsgespräch und es könnte Geld kosten!!! Letzter Satz ist ein Unterstellung aber ich wette dass sie es deswegen nicht versucht haben. Darum wenn es nur irgendwie geht, während der Einlieferung unbedingt selbst anrufen!
Ich habe beschlossen die Reise hier zu beenden.
Die Chirurgin hat mit mir sowieso eine direkte Weiterreise absolut nicht angeraten sondern erst wieder in 8 Tagen in einen Flieger zu steigen. Und es wäre unverantwortlich mich jetzt in weitere Länder und Orte zu begeben, von denen ich jetzt schon weiß, dass sie gesundheitstechnisch sehr viel unterversorgter sind, als Neukaledonien. Und wenn ich ehrlich bin habe ich nach dieser gewaltigen Ausbremsung, nicht gleich wieder die Kraft so weiterzumachen als ob nichts gewesen wäre.
Einerseits ist es eine bittere Enttäuschung, die mich schon ein paar Tränen gekostet hat, weil da noch ein paar Orte gewesen wären, die mir auch emotional sehr viel bedeutetet hätten.
Doch wenn ich mir dann vorstelle weiterzumachen, schreit alles in meinem Körper NEIN.
Also wird es wieder von hier zurück nach Luxemburg gehen, aber erst in acht Tagen.