Der Tag begann mit einem kleinen Dämpfer. Das Frühstück im Hotel ist wirklich nicht gut. Ich weiß nicht ob das der Pandemie geschuldet ist, aber das lassen wir die nächsten Tage bleiben und suchen uns einen anderen Ort für den morgendlichen Kaffee.
Wir buchten im Hotel ein Auto für die zwei kommenden Tage. Heute wollten wir es aber gemütlich angehen lassen. Eine kleine Runde am Meer entlang.
Wir wanderten auch durch ein paar Straßen. Ich kannte Teneriffa ein wenig, weil ich mal vor vielen Jahren hier war. Damals hatte ich für mich beschlossen, dass ich kein Fan von Pauschalurlaub werde. Massentourismus ist echt nicht mein Ding. Doch was sich zurzeit hier abspielt, ist desolat und traurig. Es ist sehr viel geschlossen, obwohl es geöffnet sein könnte, doch da nur ein minimaler Prozentsatz an Urlaubern hier ist, lohnt es nicht zu öffnen. Auch das Hotel in dem ich mit der A. untergebracht sind, ist nur spärlich besetzt. Wer die Insel kennt, wie sie sonst ist, erkennt sie kaum wieder.
Aber dafür besitzt die Insel etwas das ich mir zu Hause so sehr wünsche und nicht haben kann. Sonne, Licht, angenehme Temperaturen und als i-Tüpfelchen das Meer und die Brise.
Mittagessen gab es in Strandrestaurant Beachclub wo man wie König am Meer sitzt.
Die A. hatte Grillgemüse und ich gegrillten Fisch mit Karottenpüree und diesen kleinen verhutzelten Kartoffeln, die nicht schön aber irre lecker sind.
Den Nachmittag verbrachten wir am Pool mit lesen und Vitamin D tanken.
Am Abend zogen wir dann noch einmal los denn die A. hatte im Internet den Monkey Club gesichtet, der sehr ansehnlich schien. Nur kann man sich zurzeit auf keine Info aus dem Netz verlassen, weil halt vieles geschlossen ist. Doch der Club hatte geöffnet. Zuerst gab es in der Bar ein Aperol Spritz bei diesem Ausblick:
Wir speisten bei einem spektakulären Sonnenuntergang.
Die Speisen habe ich nicht abgelichtet wie ich das sonst tue, aber es war sehr lecker und vor allem der Weißwein, der von der Nachbarinsel Lanzarote herkam, war eine alte Malvoiser ähnliche Traube und absolut spektakulär.
Ich hatte den Wecker für 7:00 Uhr gestellt. Alles was ab dann passierte war real, aber es fühlte sich irreal an. Heute fängt das ‚Dings‘ an, von dem ich vor ein paar Tagen hier kurz berichtet hatte, mich aber nicht traute es auszusprechen, weil es auf sehr wackeligen Beinen stand.
Die Idee das zu tun, kam nicht von mir sondern von der A., die mir schon eine gefühlte Ewigkeit damit in den Ohren lag, bis ich die Chose in die Hand nahm. Die A. fragte mich ob ich Lust hätte in einem Restaurant zu speisen. Ja natürlich habe ich IMMER Lust, das muss man mich nicht zweimal fragen. Das Dumme ist die Gaststätten haben geschlossen. „Nein, nicht hier! Auf Teneriffa!“ meinte sie.
Ja warum eigentlich nicht? Wir verglichen unser beider Agenda an welchen Tage es passen würde, verglichen es mit den Flügen und ich rief K. an, die besten Reiseagentin der nördlichen Hemisphäre, ob sie uns da was organisieren könnte. Konnte sie. Inzwischen waren die Reisebestimmungen verschärft worden. So läßt Spanien niemand mehr rein ohne Negativ Test. Luxemburg macht es inzwischen genau so. Es kann niemand mehr rein- oder rausgefliegen ohne Test. Versteht ihr jetzt warum ich die letzten Tage so nervös war?
Ich packte am Morgen einen Koffer und einen Rucksack. Die A. holte mich gegen 9:30 ab und wir fuhren zum Flughafen.
Das Einchecken und Boarding erfolgte ohne Zwischenfälle. Doch während wir in der Schlange standen, brach neben uns plötzlich ein wenig Nervosität aus. Es waren drei Passagiere die keinen Schnelltest hatten, der nicht älter als 4 Stunden war, um nach Amsterdam zu fliegen. Ja, da habe ich auch gestaunt.
Gute vier Stunden später dann:
Vor lauter Aufregung hatte ich mich erst mal selbst fotogrfiert bevor ich die Palmen ablichtete.
Im Hotel bei Sonnenuntergang.
Apéro am Pool mit spktakulärer Hintergrund Deko. Die A. und ich können immer noch nicht fassen dass wir hier sind.
Abendessen in einer kleinen Seitenstraße bei einem Libanesen. Ganz großartig. Der erste Rataurantbesuch seit Monaten.
Ich kann es immer noch richtig fassen dass ich das geschafft habe, aus Luxemburg rauszukommen. Es fühlte sich alle sehr irreal an und trotzdem bin ich hier. Es gäbe noch so viel zu erzählen, doch ich bin gerade ein bisschen sehr überwältigt. Morgen mehr.
Die Wäsche in Angriff genommen. Es war nicht so viel wie gedacht, weil ich mich nicht schick und ausgehfein mache, wenn ich aus Quarantäne* Gründen in den vier Wänden bleiben muss. Ich wuselte rum, machte hier und da, aber nichts so richtig, weil ich diese innere Unruhe hatte, denn es war der letzte Tag der Quarantäne und der Test war angesagt. Innerlich fühlte ich mich so strotzgesund wie selten, aber das will ja nichts heißen. Ein paar kleine Zweifel bleiben dann doch. Mehrere Telefonate am Morgen, davon einer unerfreulich, machten es nicht besser. Und der Baustellenkrach trug auch nicht zu einer Wellnessstimmung bei.
Gegen 15:00 konnte, durfte, musste ich dann endlich zum Test. Kurzfristig sind übrigens die Tests nicht mehr so einfach zu haben. Die meisten Large Sclae Stationen sind schon weit vorab ausgebucht. Ich hatte so just noch einen Termin etwas außerhalb von der Hauptstadt in Mersch bekommen. Ich fuhr beizeiten hin, nicht dass mir ein Stau den Termin versaubeuteln sollte. Ich kam dann satte 20 Minuten zu früh, was aber kein Problem war. Hier ging das Testen noch schneller als anderswo. Ich glaube es hat insgesamt nicht mal drei Minuten gedauert.
Ich fuhr wieder zurück und saß daheim wie auf glühenden Kohlen. Das Resultat kam aber erstaunlich schnell. Negativ! Hurra!
Somit traute ich mich endlich, mich auf das zu freuen was morgen kommt. Das hätte nämlich alles noch zunichte gemacht werden können. Morgen mehr.
Nun bin ich der Meinung dass nicht nur die Belgier architektonische Kuriositäten hervorbringen, in Luxemburg findet man auch einige sehr heftige Exemplare. Ich hatte vor sehr langer Zeit, ähnlich gelagert, eine kleine Serie hier im Blog mit kitschigen überpflegten Vorgärten. Hier und hier.
***
Via die D. Sie schickte mir gestern einen französischen Artikel über Wombats. Ich musste dabei an die alte deutsche Quiz Sendung denken, Einer wird Gewinnen. Und die Frage würde so lauten: Warum scheißen Wombats Würfel? Kein Witz. Ich habe letztes Jahr auf einem Ausflug in Tasmanien zur kleinen Insel Maria Island, besagte Würfel sogar gesehen, mir aber nichts weiter dabei gedacht. Man hat recht lange gebraucht um die Antwort zu finden, da es viele Spekulationen gab. (Nein, die Tierchen stapeln den Kot nicht um damit kleine Häuser zu bauen)
New research – published today in our aptly named journal @SoftMatter, digests previous work demonstrating that wombat poo forms its distinctive shape within the wombat’s intestines, not at the, er, point of exit as previously thought. @ScienceMagazinehttps://t.co/9K6QRwkDPn
Es riefen aber über den Tag verstreut mehrere Freunde an ob ich noch keine Schimmelflecken hätte, vor Langeweile. Ich weiß ja dass der Quarantäne-Spuk am Freitag ein Ende hat, weil ich dann in den Test muss. Und ich fühle mich fit wie ein Turnschuh. Also bitte lasst das Testergebnis dementsprechend ausfallen.
Am Morgen wieder wie gehabt Presslufthammergeräusche, diesmal aber auf der anderen Seite der Straße und etwas weiter oben.
Ein Telefonat mit einem/r Schauspielkollege/in geführt, über die Gründe warum da ein Theaterstück abgesagt wurde. Bei mir kam der Verdacht auf, dass unter dem Deckmantel der Pandemie ganz andere Ursachen liegen warum das nicht Stück nicht stattfindet. Mehr kann und will ich nicht dazu sagen…
Später dann noch ein Hammer. Es werden noch weitere Vorstellungsdaten einer Wiederaufnahme im März verschoben auf….Sankt Nimmerleinstag. Nein, sie werden verschoben weil, weil die Schulen hier aller Wahrscheinlichkeit nach wieder schließen werden und dieses Stück war auf Jugendliche ausgelegt. Ich bin inzwischen schon an dem Punkt angelangt, dass ich die Absagen und Verschiebungen nur noch zur Kenntnis nehme, mich aber nicht mehr darüber aufrege, weil es meiner Meinung nach reine Energieverschwendung ist
Am Abend ein Zoom Apéro mit der A. und der N. samt den Vierbeinern Darwin und Blue. Wir hatten sogar, nicht abgesprochen, den gleichen Wein, ein Riesling und zu essen gab es bei ihnen Pasta und bei mir auch.
Pünktlich um 8:00 vibrierte mein Bett. Die Jungs von der Baustelle presslufthämmerten den Bürgersteig vor meiner Haustür auf. AAAAAH! Da ich spät eingeschlafen war und ich gerne noch weiter geschlummert hätte, stand ich müder und matt auf . Es war Mittwoch. Ich durfte wegen der Quarantäne NICHT ZUM MARKT! Nondikass!
Insgesamt ein langweiliger Quarantäne Tag. Ich las ein wenig, daddelte ein wenig mehr, sah mir ein bisschen Youtube Blödsinn an, wurschtelte ein wenig in uralten Blogbeiträgen herum in denen die Links nicht mehr stimmten, hatte ein paar wenige aber aufmunternde Anrufe, aber nichts davon war es Wert, gesondert hier im Blog festzuhalten.
Gesundheitlich gibt es nicht die geringsten Anzeichen, dass ich mich angesteckt haben soll. Morgen hat die Chose eh ein Ende….hoffentlich.
Am Abend fing ich, nachdem ich im New Yorker eine sehr positive Kritik darüber gelesen hatte, Lupin auf Netflix an. Ja, das hat was. Ich schaute mir zwei Folgen an. Morgen mehr davon.
Ein Tag mit Rückschlägen einerseits und andererseits viel Baustellenkrach vor der Haustür. Wenn das so weitergeht, werde ich mir ein Notbüro im Schlafzimmer einrichten… Irgendwann gegen Mittag wurde es mir auch vorne im Büro zu viel. Ich verzog mich in die Küche und machte Kuchen. Kuchen gegen den Krach, die Langeweile, und überhaupt, weil Kuchen nun mal für alles im Leben gut ist.
Bultorangenkuchen frisch aus dem Ofen, ganz heiß noch mit ein wenig Blutorangensaft übergossen, das während dem Abkühlen einziehen kann.
Und während der Kuchen abkühlte schaute ich noch einmal in die Mails. UND PENG! Am Wochenende war ich mit einer positiven Person in Kontakt. Sie bekam am Montag das Resultat. Laut den hier geltenden Regeln muss ich nun für fünf Tage in Quarantäne bleiben und am Freitag in den Test. Ach Menno! Aber ich bin zuversichtlich. Ich hatte die Person lediglich gegrüßt mit Abstand und Maske, so wie sie mich auch. Für den Rest der Zeit hatte ich nichts mit ihr zu tun.
Da ich für Freitag sowieso einen Test vorgesehen hatte und schon angemeldet bin, brauche ich mich da nicht darum zu kümmern. Ich bestellte die Putzhilfe ab, die am Mittwoch kommen sollte, und durchforstete meine Essensvorräte. Gut dass ich gestern groß eingekauft hatte. Bis Freitag werde ich zumindest nicht verhungern. aber das wird jetzt sehr langweilig werden.
Noch später am Nachmittag bekam ich die Nachricht dass mein nächstes Theaterstück auf Eis gelegt wurde und vorerst nicht gespielt wird. Mist! Das frustete mich so sehr, dass ich halben Orangenkuchen fraß und mir danach ein bisschen schlecht war. Aber lecker war er.
Da ich schon Fotos während dem Backen vom Kuchen auf Insta stellte wurde ich sofort nach dem Rezept gefragt. Bitteschön: Oragenkuchen mit Orangeniceing Gefunden hatte ich es damals bei der Kaltmamsell, original ist es aber von Moey’s Kitchen.
Diese Nacht schon zum zweiten mal geträumt ich hätte die Aufnahme in eine Zauberschule geschafft. Nein, kein Illusionen Zeug für Anfänger, sondern so richtig Harry Potter mit allem Pi Pa Po.
Als ich übrigens gestern Abend zurück kam war die Straße quasi leergefegt von Autos. Und heute morgen ging es los. Man fuhr mit Absperrgeländern und vielen Metallplatten vor.
Die Baustelle, die ich schon einmal Anfang des Jahres erwähnt hatte, geht los. Ich bin heilfroh dass mein Schlafzimmer nach hinten raus liegt. Aber hören werde ich sie trotzdem.
Bürokram erledigt. Der Presslufthammer legte los, oben in der Straße also gute 50 Meter entfernt und doch hatte ich jetzt schon das Gefühl als ob er neben mir im Büro wäre. Das wird ein Spaß die nächsten Tage…
Anschließend die Einkäufe. Da ich am Samstag ja nicht zum Wochenmarkt war, musste ich heute los.
Am Abend dann Besuch, der B. Ich hatten zu ANfang gedacht ich würde etwas kochen was ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nimmt. Letztendlich wurde es ein Käsefondue. Wir hatten uns ja nur kurz letzte Woche gesehen und es gab viel zu erzählen von den letzten Wochen und Monaten und ich wollte nicht stundenlang in der Küche stehen. Ich machte wieder den Fehler dass ich zu spät richtigen Kaffee trank ( das geht seit letztem Jahr seltsamerweise gar nicht mehr) und konnte erst weit nach Mitternacht einschlafen.
Nicht so gut geschlafen wie ich mir das gewünscht hätte. Aber gut, da musste ich durch. Es gab nämlich eine Doppelvorstellung, um wieder eine Vorstellung aufzufangen die vor ein paar Wochen abgesagt worden war.
Am Morgen den Beitrag komplett vom Vortag geschrieben. Ein bisschen hier und da rumgewurschtelt und einen neuen Header eingesetzt, sowie ein neues Widget in der Seitenleiste. Mit mir gerungen ob ich nicht ein neues Theme einsetzen soll, aber die Idee wieder verworfen. Mich macht das in anderen Blogs und überhaupt auf anderen Internetseiten wuschig, wenn ich nicht alles dort wiederfinde wo es mal war.
Am Mittag dann ins Theater. Zwei Vorstellungen, eine am Nachmittag eine am Abend. Für mich und für die Darsteller in unseren Breitengraden etwas ungewohnt, aber in England oder den Staaten ein gängiges Prozedere, am Wochenende sei es Freitag, Samstag oder Sonntag, zwei Vorstellungen zu spielen. Vor allem in Musicals ist das absolute Routine.
Zwischen den Vorstellungen gönnte ich mir einen Döner auf die Hand aus dem Kebabladen gleich neben den Theater der mir aber anschließend schwer im Magen lag.
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Kayley Melissa, der ich schon seit ein paar Jahren folge, weil sie nun mal meinen alten Job als Youtuberin jedermann näher bringt und wirklich gute Stylingtipps gibt, erzählt etwas über Reiswasser für die Haare. Ja, Reiswasser! Es scheint der neueste Wahn auf Tik Tok zu sein. (Ich kann das nicht bestätigen, denn ich habe und will kein Tik Tok) Wann fing das an, wo kommt das her, und taugt das wirklich was? Im Gegensatz zu anderen Influencern, die das dann einfach mal spaßeshalber „für euch“ ausprobieren, hat sie sich richtig in die Materie rein gekniet und kommt mit sehr viel Wissenswertem daher, von dem ich alter Hase aus der Branche nicht leiseste Ahnung hatte. (Die Red Yao Frauen!!! Wow!!!) Zugegeben sie redet etwas schnell, aber es kein anstrengendes Bla Bla in dem sie nie auf den Punkt kommt. Ich bin gespannt auf die nächste Folge.
Ich erinnere mich dass ich vor etlichen Jahren ein Faible für Biografien hatte. Eine davon die ich damals las, kam mir heute wieder in den Sinn. Ich hatte sie während einem Aufenthalt am Bodensee gekauft, während eines Ausfluges zur Insel Meinau. Es war die Biografie der Mutter des Grafen von Bernadotte, Marija Pawlowna Romanowa, die eine Nichte des russischen Zaren Alexander III. war, und ihre Kindheit in Russland am Hofe verbrachte. Darin stand oft zu lesen, dass sie sie sich unendlich langweilte als Kind und Jugendliche und man ihr dann sagte, sie solle sich „in Muße üben.“ Sollten wir das nicht alle, dieser Tage?
Doch im Grunde war der Samstag nicht so mußenhaft. Das Wetter war selten scheußlich und Meteolux hatte eine mehrfach Wetterwarnung herausgegeben. Einerseits kräftige Sturmböen von denen ich bereits gestern sprach, Tauwetter und viel Regen. Dass ließ die Flüsse anschwellen und stellenweise gab an den üblichen Stellen , wie der Mosel z.b., bereits ein wenig Hochwasser. Damit strich ich den samstäglichen Gang zum Wochenmarkt und die K. die mich später anrief, meinte nur dass ich absolut nichts verpasst hätte.
Am späten Nachmittag dann ins Theater zur Wiederaufnahme eines Stückes. Natürlich gibt es auch in diesem kleinen Theater nur sehr wenige Plätze und sie sind, wie für alle Veranstaltungen, schneller weg wie warme Brötchen. Sogar in der Cinématheque, deren Programm ich jeden Monat als kleines Heftchen in Briefkasten habe, und ich mir vor ein paar Tagen etwas ansehen wollte, herrscht reger Andrang.
Ich absolvierte meine Tätigkeiten mit Bravour (es hat zumindest niemand gemeckert) und während der Vorstellung die Umzüge. Kurz nach 22:00 Uhr war ich fertig und fuhr, immer noch in Begleitung von ständigem Nieselregen, zurück.
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Vor ein paar Tagen hörte ich bei der längeren Autofahrt im Radio, dass Arlo Parks ihr erstes Album herausgebracht hat. Im Sommer 2020 war sie mir mit dem Song „Black Dog“ angenehm aufgefallen, aber jetzt nicht so, dass ich explizit nach ihr gesucht hätte. Seit der Radiovorstellung läuft bei mir ihr neues Album „Collapsed in Sunbeams“ (Partner Link) und ich bin sehr begeistert.
Die Langweiligkeit der Tage, lässt mich manchmal im Blog ein wenig verzweifeln. Man kann sich das Leben auch nur so spannend gestalten wie die Situation es zulässt. Keine leichte Zeit für Tagebuchblogger.
Gleich am Morgen machte ich mich an die Organisation von „Dings“, auf das es in ein paar Tagen weniger langweilig werden soll. Ich hatte gestern schon das „Dings“ erwähnt und das ich mich noch nicht so richtig traue es hier preiszugeben, weil es immer noch zunichte gemacht werden kann.
Das Wetter war, wenn auch nicht so kalt wie die letzten Tage, selten scheußlich, mit vielen Sturmböen und kräftigen Regenschauern.
Am Nachmittag zog ich mit sämtlichem Material in ein anderes Theater um, das dieses Wochenende eine Wiederaufnahme eine Stückes vom letzten Jahr hat. Ich mag das Stück nicht sonderlich. Ich hechtete zwischen zwei Regenschauern zum Theater und zurück und war anschließend triefnass.
Anschließend, da der Kühlschrank nichts mehr hergab, fuhr ich noch fix zum großen Supermarkt meines Vertrauens und kaufte ein paar Dinge fürs Wochenende.
Ach ja. Seit dem Mittwochsmarkt habe ich beschlossen wieder regelmäßiger Blumen zu kaufen.
Am Abend hatte ich weder Lust auf Lesen noch auf Mattscheibe und ging früh zu Bett.
Ich hatte mir den Wecker gestellt sonst hätte ich wahrscheinlich weiter geschlafen. Ich hatte einen Auslandstermin. (Das hört sich in anderen Ländern sicherlich sehr spannend und mit einer größeren Reise verbunden an. In Luxemburg sind es jedoch immer nur Katzensprünge)
Ich brachte eine Reihe von ausgeliehenen Perücken zurück. Zudem war es eine gute Gelegenheit endlich mal wieder die B. zu sehen wenn auch mit Abstand. Wir hatten uns fast ein Jahr nicht gesehen. Auch ihre Kinder wo ich ja Pate bei ihrem Sohn bin habe ich über ein Jahr nicht gesehen. Den werde ich auch voraussichtlich nicht bis Ostern sehen.
Zwischenzeitlich bekam ich einen Anruf dass ich nun doch ein Stück betreuen kann, was ich schweren Herzens schon abgeschrieben hatte. Uff. Also muss ich zumindest ab März nicht mehr die Decke anstarren.
Und dann schmiedet sich da noch ein Plan zusammen von dem ich aber noch nichts verraten möchte. Ich traue mich nicht mich zu freuen, weil in diesen unsicheren Zeiten noch alles zunichte gemacht werden kann. Es bleibt erst mal spannend.
Am Abend sah ich das Caitlin Doughty ein neues Video gepostet hat. Und sie hat es zur Zeit sehr schwer. Oh je!
Als ich erwachte war wieder alles halbwegs zugeschneit. Einen Moment lang haderte ich mit mir ob ich zum Mittwochsmarkt gehen soll oder nicht. Doch ich ging. Ich wollte Blutorangen haben, von denen ich mehrere Sorten auf dem Markt finde und selten welche im Supermarkt. Außerdem hatte ich von dem einen griechischen Stand das letzte Mal rote Pesto gekauft die ganz hervorragend war, und die wollte ich noch einmal haben.
Ein schneller Kaffee mit der D. auf der Place Guillaume die sich immer mehr in eine Baustelle verwandelt. (Die Place Guillaume wird eine Baustelle, NICHT die D.!) Schnell deswegen, weil es feucht und kalt war, und es mir langsam in die Knochen zog.
Im Buchladen ein Buch bestellt, das ich für eine der nächsten Sendungen brauche.
Fotos vom Park auf dem Rückweg:
Am Nachmittag stiegen die Temperaturen wieder leicht an und es wurde immer trüber und nebeliger.
Ich hatte noch Papierkram zu erledigen der von den Vortagen liegen geblieben war.
Am Abend lustlos durch die Fernsehkanäle gezappt. Nichts gefunden was meine Aufmerksamkeit erregt hätte.
Auf YouTube gesehen dass ATK neue/alte Folgen ihrer Sendung hochgeladen haben und dabei zwei Gerichte entdeckt, die ich noch nie selbst gemacht habe. Ein Pavlova und selbstgemachtes Egg Nog. Meine Früchteauswahl im Pavlova wäre aber eher Ananas, Mango und Granatapfelkerne, oder rote einheimische Früchte. Da man auch hier munkelt dass es demnächst wieder strammere Einschränkungen geben wird, wegen der neuen Virusvariante, ist das vielleicht etwas was ich mir als Aufgabe vornehmen sollte.
Das ich gestern hier nur so kurz angebunden war, hatte damit zu tun, dass die Emotionen noch einmal kräftig zuschlugen. Vielen Dank an alle die mir geschrieben haben auch per Mail, insbesondere die, die meine Mutter kanten.
Aufgewacht und ein paar wunderschöne Fotos aus Australien gesehen von meinem Freund H. und seiner Familie, die zur Zeit Urlaub im eigenen Land machen. Für mich als Luxemburger ist das eine etwas ungewohnte Form von Urlaub. Mir käme das hier so vor als würde ich beim Nachbarn zelten/schlafen. Aber in Australien kann man das schon machen.
Fernweh, tanzen gehen, je all die Dinge die man nicht darf. Ich vermisse sie. Ich fand ein Video von EBTG, aus den 90ern das genau das zeigt und beschriebt. Eine Sommernacht in einer großen Stadt durch die belebten Straßen wandern, lachen, tanzen…hach!
Am Abend dann die Premiere der französischen Stückes.
Place du ThéâtreGanz links der Artisteneingang. Die BühneWarten auf den Auftritt.
Die Stimmung war recht ausgelassen. Eine Premiere im Theater! Eine Insel der Kultur in mitten von Ländern in denen nichts läuft. Und ganz ehrlich, ich verstehe es auch nicht wie wir unsere Zahlen niedrig halten und in allen anderen Ländern drumherum geht es nicht so richtig runter. Zahlt sich letztendlich das beständige Testen im Breitbandverfahren dann doch aus? Bekommen wir unsere Fälle dadurch schneller von Rest der Bevölkerung isoliert?
Gegen 22:00 Uhr war Schluss und da wir ja noch immer die Ausgangsbeschränkungen ab 23:00 haben, gab es auch keine Premierenfeier.
Wenn Anselm Neft sich die Kolumne von Franziska Augstein im Spiegel vorknöpft… autsch!
Anhand des Textes lässt sich meines Erachtens exemplarisch zeigen, wie Meinungsartikel arbeiten, wenn sie nicht auf Erkenntnisgewinn, sondern auf Stimmungsmache abzielen.
Den Sonntag Morgen damit verbracht dass ich den Text von gestern noch ein letztes Mal verbessert habe. Den Rest des Tages blieb ich Zuhause, las, sah fern und werkelte in der Küche. Aber nichts davon ist wirklich blogtauglich.
Ich ging spät ins Bett. Kurz vor Mitternacht sah ich noch einmal zum Fenster hinaus und fand diesen seltsam beleuchteten Himmel vor. Es hatte wieder zu schneien angefangen.
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Am Montag Morgen den Sonntag verbloggt mit Kaffee. Anschließend mich um die Wäsche gekümmert. Aber so viel ist es eh nicht. Die Tage an denen ich nicht vor die Tür gehe sehe ich nicht ein warum ich mich in Straßenkleidung schmeißen soll.
Am Abend dann zur Generalprobe ins Theater. Das Stück beginnt mit lauter Partymusik und das solange bis die (wenigen) Zuschauer im Saal sind und Platz genommen haben. Und ratet mal wer da noch auf der Hinterbühne beschwingt mittanzt. Es ist wieder einer dieser Momente in denen mir bewusst wird wie sehr mir das Tanzen fehlt…
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Ich habe den japanischen Kanal チョコレートカカオ (Chocolate Cacao) schon öfter verlinkt. Die Sorgfalt mit der er arbeitet ist schon bemerkenswert. Aber er zeigt nicht nur wie es richtig geht sondern auch die Fehler die er macht. Am Ende des Videos, in den sogenannten Cacao Notes, zeigt es was schief ging. Am Sonntag postete er ein Video für Chocolate Ganache Opera. Halleluja!
Lange Jahre hätte ich es nicht gekonnt, doch auf der letzten Zugfahrt nach St.Jean-de-Luz am 30. September 2019, dachte ich, dass es noch ein Familienmitglied gibt, das ich nicht im Blog nicht verewigt habe. Meine Mutter. Sie starb 2013. An diesem Text habe mit sehr großen Abständen immer wieder geschrieben. Ihr Tod war der, der mich am meisten emotional zerschossen hat und das aus mehreren Gründen.
Wer etwas über all die anderen Verwandten lesen möchte, es gibt einen Text über meinen Vater, meinen Bruder, Großmutter Thérèse, Großmutter Marie, Onkel Nicolas, Tante Greidi, und Tante Gritty. Wer die Geschichte von meinem Vater gelesen hat, weiß was für ein schlechtes Verhältnis ich zu ihm hatte. Heute mit der nötigen Distanz kann ich sagen dass meine Mutter da nicht ganz unschuldig daran war. An dieser Vermutung hege aber auch Zweifel, doch vielleicht finde ich während dem Niederschreiben dieses Textes und im Herumwühlen der Erinnerungen, Gründe warum oder warum nicht
Meine Mutter kam als jüngste Tochter meiner Großmutter Thérèse zur Welt. Großmutter erzählte immer dass es eine sehr schwere Geburt gewesen sei und dass es sie fast Leben gekostet hätte. Doch im Gegensatz zu anderen Babys die Anfang rot und schrumpelig aussehen, sah meine Mutter aus wie eine kleine Puppe. Sie wurde in eine Familie hinein geboren in der der Vater Bäcker war, die Mutter im den ganzen Tag im Laden stand und es gab noch eine sieben Jahre ältere Schwester, Gritty. Sie hat nie sehr viel über ihren Vater, den Bäcker Emile erzählt, weil es auch nicht sehr viele Erinnerungen an ihn gab. Er starb als sie zehn Jahre alt war.
Es gibt diese Anekdote die immer und immer wieder erzählt wurde, dass sie als ganz kleines Kind ein Dreirad bekam und damit im Gang herumfahren durfte. Es war der Tag der Pasteten und Emile machte immer dutzende an Blechen von Pasteten auf einmal. Das musste sein, denn die Dinger erforderten viel Arbeit und manchmal passierte es dass ein ganzes Blech nicht gleichmäßig aufging, oder zu dunkel wurde. Die konnte man im Laden nicht verkaufen. Es war auch ein Tag von höchster Konzentration und jeder musste Emile zur Hand gehen. Doch passte niemand auf meine Mutter auf, die ahnungslos mit dem Dreirad ihre Runden drehte und irgendwann im Gang durch die ausgelegten vollen Bleche zum Abkühlen raste.
Mutter sagte immer dass sie sich an die erste Zeit in Beaufort, dort wo Großvater die erste Bäckerei hatte, keine Erinnerungen hat. Bei der Rundstedt Offensive am Ende des zweiten Weltkrieges mussten sie in Hauptstadt fliehen, und übernahmen dann eine Bäckerei im Viertel Bonnevoie. Mutter kam in die St. Sophie Schule. Sie wurde Krankenschwester.
Wie sie meinen Vater kennenlernte könnt ihr im bei Großmutter Marie nachlesen. Da sich die ganzen Biographien kreuzen und sie auch oft in den Berichten der anderen Familienmitglieder vorkommt, werde ich mich auf das beschränken was ich noch nicht erzählt habe.
Als ich zur Welt kam, gab es noch keinen Mutterschutz und Elternzeit und sie ging gleich nach meiner Geburt wieder Vollzeit arbeiten. Ich wurde von meiner Großmutter Marie versorgt, was aber ein jähes Ende fand, da meine Mutter mit ihren Methoden nicht einverstanden war. Der Auslöser dafür waren Nähnadeln die Marie eines Tages auf den Boden gefallen waren. Ich spielte damit und steckte zwei davon in die Steckdose so dass ich einen Stromschlag bekam.
Als mein Bruder zur Welt kam hörte sich eine Zeitlang auf mit arbeiten.
Mutter war mit Leib und Seele Krankenschwester. Alle Handgriffe wie man was verbindet und wie man mit Kranken und alten Menschen umgeht habe ich von ihr. Das ging sehr früh los als meine Mutter nach der Geburt meines Bruders wieder arbeiten ging. Sie bekam eine Stelle in einer Behindertenschule. Wir sind in der 70ern und das Wort Inklusion war ein Fremdwort. In der Grundschule gab es Spezialklassen für alle mit einer Lernschwäche. Alles andere was ’schlimmer‘ war wurde in einer Tagesschule für Behinderte untergebracht. Das ging von bis und man machte keinen Unterschied ob körperlich oder geistig oder beides zusammen.
Da sie auch sehr schwere Fälle von Trisomie hatten und diese Kinder intensivere Pflege brauchten wurde meine Mutter eingestellt. Es war eine Tagesschule / Hort und somit konnte sie Mittags nicht für mich kochen. Also ging ich ab dem Kindergarten an drei Tagen in der Woche hinüber zur Behindertenschule und aß dort mit ihnen gemeinsam Mittag. Ich bin heute der Meinung dass diese sehr frühe Begegnung mit andersartigen Kindern sehr wichtig war und ich deswegen absolut keine Berührungsängste mit nichts und niemandem habe.
Doch es war einer dieser Stellen an denen nicht ganz klar war wer welche Kompetenzen hat und wer wessen Chef ist. Da hier mehrere Berufe hinein spielten und sich vor allen eine Kinderpsychologin in alles sehr einmischte, hatte meine Mutter irgendwann die Nase voll und kündigte.
Dann kam das große Debakel mit der Schließung der Fabrik in der mein Vater arbeitete. Es war auch die Zeit in der er merkte dass er mit seinen 42 Jahren und ohne anerkannte Ausbildung zum alten Eisen gehörte. Es wurde zusehends schwieriger Zuhause… Meine Mutter hatte das Glück sofort eine Stelle zu bekommen in einem Altenheim das auf Gerontologie ausgelegt war. Dort waren die heftigsten Fälle untergebracht. Das Haus wurde von Nonnen geleitet, was nicht optimal war. Geteilte Arbeitsschichten morgens und abends zu den Spitzenzeiten. Doch es war auch die Zeit in der ich mich für den Beruf der Krankenpflege zu interessieren begann (ich war 14 oder 15 Jahre) und meine Mutter nahm mich mit zur Abendschicht. Gleich am ersten Tag nahm sie mich mit zu einem Mann ins Zimmer der an Krücken ging und Hilfe brauchte beim Ausziehen und ins Bett zu gehen. Es saß auf dem Rand vom Bett und meine Mutter zog ihm die Hose aus. Es gab ein ploppendes Geräusch und auf der linken Seite rutschte das ganze Bein zu Boden. Ich war etwas erschrocken, versuchte es aber nicht zu zeigen. Der Mann hatte ein Beinprothese und meine Mutter es vergessen mir vorab zu sagen. Ich bekam ein paar Aufgabenbereiche. Essenstablette austeilen und wieder einsammeln. Manche Patientinnen mussten auch gefüttert werden und ich übernahm auch das teilweise. Eine andere Aufgabe war Katheter Säckchen entleeren. Ich sah Dinge die die wenigsten Jugendlichen in meinem Alter sahen. Ich sah das Ende des Lebens. Ich sah meine ersten Toten. Mutter erzählte manchmal Dinge die auch an ihr nicht spurlos vorbeigingen. So hatte in einer Nacht die Nachtwache eine tote Frau übersehen, die meine Mutter dann am Morgen bereits in der Totenstarre im Bett fand. Sie musste sie trotzdem anziehen und für die Familie, die bereits auf dem Weg war, zurecht machen. Gelenke und Knochen brechen war die einzige Möglichkeit um sie in die Kleider zu bekommen.
Es kam der große Streit zwischen mir und meinem Vater und ich zog von zu hause aus und ein paar Jahre später, 1988 wurde er krank und verstarb.
Sie trauerte eine Zeit lang doch im Jahr danach ging es bergauf. Ihre Freundinnen die L. und vor allem die G. halfen ihr sehr dabei. Es war auch die Zeit in der sie sich mehr als zuvor in ihre Arbeit kniete und als Krankenschwester sehr gefordert wurde. Sie hatte schon als mein Vater noch lebte das Altenheim gewechselt und hatte dort den Posten der leitenden Stationsschwester übernommen. Sie war viel unterwegs und verreiste so oft sie konnte während ihren Urlauben. Sie hatte die Thé Dansant für sich entdeckt die immer Sonntags in Bad Mondorf stattfanden. Sie tanzte gerne, etwas was mein Vater absolut nicht tat. Sie entdeckte insgesamt eine Lebenslust wieder, die ihr abhanden gekommen war. Wenn ich heute die Fotoalben durchblättere sind viele Fotos aus der Zeit, von den Reisen mit ihren Freundinnen dabei. Es waren wohl ihre schönsten Jahre.
Dann kam der Tag als mein Bruder Gilles bei einem Motorradunfall starb. Es war im Mai 1999. Es zerbrach etwas in ihr und ab da war sie nie wieder die gleiche. Das Funkeln in ihren Augen verschwand und sie fing an ihren Job zu hassen. Sie war für sehr lange Zeit krank geschrieben. Mein Verhältnis zu ihr änderte sich auch. weil ich ich endlich den Mut und die Kraft fand Dinge in meinem Leben zu ändern, weil auch ich einen Weg suchte mit dem Verlust eines Bruders klar zu kommen. Ich schmiss den letzten Job im Friseursalon und fing noch einmal von vorne an. Ich hatte mich ja schon in wenig in der Kunst und Kulturbranche eingearbeitet, jetzt wagte ich den kompletten Schritt. Viele Jahre später in meiner ersten und einzigen Therapie erklärte man mir dass ich eine Sublimierung gemachte hätte. Meine Mutter empfand es jedoch als große Enttäuschung und weigerte sich auch nur eine Produktion von mir anzusehen. Das änderte sich mit Jahren, aber erst durch eine Begebenheit die mich wiederum enttäuschte. Aber dazu später mehr.
Im Jahr 2000 unternahm sie mit ihrer Freundin G. eine Weltreise. Diese Reise führte sie an Orte die ich auch zum Teil bereist habe und es war bei mir der Auslöser es ihr 2018 gleich zu tun. Sie brach sich in Australien den Arm, was sie aber nicht davon abhielt die Reise bis zum Ende mitzumachen. Da sie in der Gruppe reiste, packte jeder eine Hand mit an und Trug ein Stück ihres Gepäcks. Diese Reise schweißte die Gruppe noch über Jahre hinweg zusammen und sie sahen sich nach der Reise mehrfach.
Es kam die Zeit in der auch meine Mutter sich daran gewöhnen musste, dass nun mal nichts mehr ohne Computer ging und ihr Job verlangte dass sie sich darin einarbeiten muss. Somit hatte sie sich weitgehend in Windows 95 eingearbeitet und ich richtete ihr zuhause einen PC ein mit Internet ein ,was ihr einen neune Blick auf die Welt gab. Ab da hatte sie ihre ersten Männerbekanntschaften aus den Netz und einer davon wurde ein Bestandteil ihres Lebens. Er wohnte in Frankenthal und sie besuchten sich gegenseitig. Zusammenziehen war jedoch nie ein Thema.
Mutter ging in Rente. Sie freute sich einerseits darauf, andererseits, dachte sie wohl dass nun das „richtige“ Leben anfangen würde. Doch das tat es nicht. Als sie in Rente ging, ging auch kurze Zeit später die Krankheit los, von der wir lange nicht wussten was es genau war. Es fing mit ihrer rechten Hand an dass sie diese nicht mehr richtig bewegen konnte, und über die Jahre hinweg (es war sehr langsam) breitete es sich aus.
Über ihre PSP Krankheit und ihren Verlauf habe ich nie oder nur selten im Blog berichtet. Sie durchlebte Jahre der Verzweiflung und dann wieder der Gleichgültigkeit. Am Tag an dem sie mich anrief und mir sagte, was es für eine Krankheit ist, wusste sie aber auch schon dass es kein Zurück mehr gibt und schwieg. Mir sagte sie es wäre Parkinson Plus. Ich googelte mich damals durch unzählige medizinische Foren und Wikipedia, was aber zu der Zeit noch sehr wenige Informationen hergab. Doch ich fand heraus dass es die Bezeichnung Parkinson Plus so nicht korrekt ist, weil PSP nichts mit Parkinson zu tun hat, außer dass die Anfangssymptome sehr ähnlich sind. Die Medikamente gegen Parkinson helfen nicht, im Gegenteil, es können irreparable Schäden entstehen.
Der nun folgenden Abschnitt kann man anzweifeln, aber es ist meine Erklärung dafür ist ,dass sie an einer seltenen unheilbaren Krankheit starb. Die Weltreise führte sie auch nach Tahiti und Moorea. Sie schwärmte noch lange Jahre davon wie schön es dort gewesen war. Auf Tahiti gab es zur gleichen Zeit eine unerklärlich verstärkte Anzahl an PSP Fällen. Es war sehr seltsam, denn die neurologische Krankheit ist nicht dafür bekannt dass sie sich wie eine Epidemie verhält und man konnte auch nie nachweisen, dass ihr eine bakterielle Infektion oder gar ein Virus zu Grunde liegt. Inzwischen vermutet man auch dass es ein spezifischer Stoff ist, wie eine Pflanze oder ein Umweltgift, das es auslösen könnte.
Ich verdrängte oft den Gedanken dass es so ist, wie es ist, klammerte mich an jeden Strohhalm Hoffnung und stürzte mich in die Arbeit, die das einzige war, was mich noch aufrecht hielt. Es gibt viele kleine Episoden, die mir jetzt, wo ich es schreibe, wieder einfallen und allein die Erinnerung daran schmerzt immer noch sehr.
Großmutter, wohnte schon seit etlichen Jahren bei ihr im Haus. Sie war hingezogen als sie sehr schwer gestürzt war und sich das Bein, die Hüfte und das Schlüsselbein gebrochen hatte. Sie wurde wieder ganz gesund, doch traute sie sich nicht mehr zurück in ihr eigenes Haus wegen der vielen Treppen. Das Haus meiner Mutter war ein Bungalow und somit einfacher für sie. So wechselten über die Jahre die Rollen. Großmutter wurde vom Pflegefall zur Pflegenden.
In den Jahren wo es Mutter bergab ging, ging es bei mir bergauf, was mit sich brachte dass ich kein Unbekannter mehr in der Branche war. Ein Reporterin vom Fernsehen sprach mich an ob sie ein Portrait von mir fürs Fernsehen drehen könnte. Ich sagte zu. Erst nach dieser Ausstrahlung, sagte meine Mutter zum allerersten mal dass sie stolz auf mich sei. Das versöhnte mich einerseits mit ihr andererseits musste ich erst im Fernsehen kommen, dass sie mich wahrnimmt.
Mutter richtete sich alles so ein mit viel Hilfe von allen Seiten und den richtigen Stellen (sie wusste ja aus all ihren Jahren als Krankenpflegerin was zu tun ist) dass sie zuhause bleiben konnte . Es wurden Dinge um Haus umgebaut. Sie bekam ein komplett rollstuhlgerechtes Badezimmer. Auch ihr Schlafzimmer wurde völlig umgemodelt und sie bekam ein Krankenhausbett. Das separate Klo wurde umgestaltet damit sie es nutzen konnte. Die Putzhilfe wurde von vier Stunden auf halbtags eingestellt und war dann zur Stelle, wenn der mobile Krankendienst es nicht konnte. Dies alles geschah über zwei bis drei Jahre hinweg. Sie wollte unter gar keinen Umständen in ein Pflegeheim. Sie wollte nicht dort landen wo sie selbst jahrelang gearbeitet hatte und nichts und niemand traute sich ihr zu widersprechen.
Was mir sehr in Gedächtnis geblieben ist sind die Weihnachtstage. Es ist mit ein Grund warum ich diese Tage nicht mehr mag. Ich weiß noch als sie das letzte mal für uns alle kochte. Es war ein Lammbraten mit allen Schikanen und Beilagen und er war wunderbar. Danach hat sie nie wieder einen gemacht. In den darauffolgenden Jahren wurde das Essen in Restaurants bestellt. Ich hatte für ein paar Jahre auch das Kochen übernommen.
Sie magerte langsam ab. Es gab immer wieder Monate im denen es es ihr einigermaßen gut ging und jedes mal wieder ein wenig Hoffnung aufkommen ließen, nur um im nächsten Monat wieder zerstört zu werden, denn die Krankheit ging unbarmherzig und in Schüben voran.
Ich hörte weitgehend auf in der Filmbranche zu Arbeiten. Ich musste immer wieder einspringen in Notfällen und auch für viele sehr private Dinge die meine Mutter nicht gerne an Fremde weitergab, wie zum Beispiel Geldangelegenheiten und sonstige Papiere. Zudem fing ihre Schwester Gritty an, an Alzheimer zu leiden und ich konnte nicht einfach so für mehrere Wochen mit einer Filmcrew von der Bildfläche verschwinden. Ich fokussierte mich aufs Theater, das ich mit allem anderen weitgehend vereinbaren konnte.
Im Oktober 2013 war ich gebeten worden mit einem Stück für ein paar wenige Vorstellungen auf Tournee zu gehen. Ich war etwas über zwei Wochen weg. Ich hatte alles vorab besprochen und alles so eingerichtet dass ich zuhause nicht gebraucht würde und fuhr nach Berlin.
Als ich zurückkam war der erste Gang ins elterliche Haus zu meiner Mutter. Ich erschrak als ich sie sah. Sie hatte in den zwei Wochen so stark abgenommen, dass sie nur noch ein Schatten war. Eine der Krankenpflegerinnen aus dem mobilen Dienst hatte sie überzeugt, dass es doch jetzt besser wäre ins Krankenhaus zu gehen, denn diese abrupte Gewichtsabnahme war nicht normal.
Großmutter besuchte sie jeden zweiten Tag. Ich versuchte die anderen Tage da zu sein. Ich fragte mir einen Termin bei ihrer Neurologin an, die mir dann endlich reinen Wein einschenkte und meinte dass nichts mehr zu machen sei. Die letzten beiden Besuche waren von einer solch unerträglichen Trauer geprägt, dass ich sie kaum ertrug.
In den letzten Wochen der Einschränkungen habe ich immer wieder an diesem Text geschrieben, doch es kostete Kraft und bisweilen zerschoss es mich mehr, als gut für mich war. Anders als bei meinem Vater fand ich hier nicht die Distanz die nötig gewesen wäre. Ich bitte euch um Nachsicht, ich weiß dass der Text teilweise nicht so kohärent ist, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich habe das geschrieben was ich schreiben konnte, was nicht schon anderweitig im Blog zu finden ist und vor allem, was ich für mich und für sie verantworten kann. Es wäre gut gewesen ich hätte ihn jemandem vorab zu lesen gegeben. Doch ich weiß auch was für eine sensible Aufgabe es für den oder die gewesen wäre, es zu verbessern. Ich wolle das niemandem antun. Der Text musste raus und psychologisch ist es auch eine Art Schlussstrich unter einem Kapitel meines Lebens.